23.
Um 2h mittags wird unsere Mutter die Erde verlassen! So schwer sie das Leben von Jugend auf bis eigentlich zum letzten Athemzuge geführt hat, war sie dennoch vom Schicksal begünstigt, da sie auch viel, sehr viel Glück im Leben genossen hat. Das Glück war umso tiefer, als es mit keiner materiellen Wendung im Zusammenhang stand, sondern aus geistiger Atmosphäre seine Nahrung zog. Ihr Vater war zwar nur ein Schneider, aber sein Geistiges hielt er immer der hebräischen Literatur zugewandt, in der er sich sehr bewandert zeigte. Und so war schon in ihrem Elternhaus jene spezifisch geistige Atmosphäre, wie sie den Juden eigen ist, auch wenn sie armen Standes u. irgend einem Handwerk zu obliegen genötigt sind. So erklärt sich auch, daß zwei oder drei Brüder der Mutter Ärzte wurden u. offenbar war es der Umgang mit ihnen, der meinen Vater in das Haus gebracht hat. Sie selbst hatte in ihrer Jugend ihrem Vater wacker geholfen, wie sie mir öfter erzählte, u. wenn sie auch sonst keinerlei Bildung besaß, so hatte sie schon eben von ihrem Elternhaus aus einen instinktiven Respekt vor Geistigem, in dessen Wärme allein ihr behaglich werden konnte, ohne daß sie selbst es wußte, worauf sich [illeg]dieser Zusammenhang gründe. {813} Sie hatte nun das besondere Glück, im Vater einen Mann zu finden, dem das Geistige über alles ging, ob es sich nun im Berufe oder in der schönen Literatur 1 äußern mochte. Wieder war sie außerstande, an der Bildung des Vaters im engern [sic] Sinne teilzunehmen, aber das Glück einer solchen Nähe trug sie ihr ganzes Leben lang. Den Kindern war so auch der Weg zur Bildung gewiesen u. nichts war ihr so selbstverständlich, als daß sie das Aeußerste aufbot, um ihnen das Studium außer Hause zu ermöglichen. Im vollendetsten Maße hat sie den Typus einer jüdischen Frau vorgestellt, die die Bibel, wie die Ueberlieferung, persönlich der Bildungsäußerung entheben, die nichtsdestoweniger aber zur Bildungsatmosphäre gehören u. leidenschaftlich an ihr teilnehmen. Die Schwierigkeiten im Leben des Vaters haben sie genötigt, mit allen Kräften aus- u. einzugreifen, u. geschah dies im Dienste des Vaters, der Kinder u. jener auf geistigen Wohlstand gerichteten Atmosphäre, so begreift es sich, daß je mehr Kräfte sie entfaltete, sie zugleich auch immer mehr an Lebenskraft gewann. Nach des Vaters Ableben waren es glücklicherweise wieder ähnliche Bedingungen, die sie, trotz krassester Not, aus dem Schoß des Glückes gleichwohl nicht herausfallen ließen. Sie kam zu mir 2 u. konnte hier wieder jenes gewisse Etwas finden, das ihr dem Inhalt nach zwar immer fremd geblieben, sie aber allezeit mit schönstem Glück erfüllte. Im Laufe der Jahre durfte sie den Aufschwung ihrer Kinder erleben, sehen, wie die Tochter einen Gatten fand, die Söhne in verschiedenen Berufen zu Zielen gelangt sind, – immer aber bewahrte sie vor allem mir ihre aufrichtigste Dankbarkeit u. Zuneigung. Ihr Lebensglück wäre ungetrübt geblieben, wenn nicht der älteste u. jüngste Sohn allzu sehr vom Geistigen abgewichen wären. Durch diesen Abfall wurden sie unfähig eines Verhältnisses gegenüber ihr, das kaum genug getadelt werden kann. {814} Es ist, als hätte die Mutter, wenn sie Liebe dem Vater u. mir gegenüber bekundete, eine Ahnung davon gehabt, daß nur der Geist allein zu wirklich guten Taten, Wohltaten, befähigt ist, denn an ihrem eigenen Leibe konnte sie die bittere Erfahrung machen, daß wie alles andere, das nicht vom Geiste kommt, sich überflüssigerweise am Menschenleben versündigen müsse. Ihr ältester Sohn brachte es fertig, sie im Laufe von vielen, vielen Jahren nur zweimal zu sehen, obgleich er Geschäfte halber öfter nach Wien kam u. sich mehr oder weniger lang hier aufhielt. Einmal kam er über meine telegraphische Aufforderung, als die Mutter krank war u. nur das zweitemal spontan aus Anlaß seiner Vermälung. Daß er im übrigen seine Pflicht ihr gegenüber allezeit aufs genaueste erfüllt hat, will ich nicht bestreiten, aber ein klein wenig mehr hätte, ohne ihm selbst zu schaden, der Mutter unendlichen Nutzen gebracht. Unerbitterlich waltet die Ironie, daß die Mutter, obgleich selbst ohne Bildung, dennoch ein Verlangen nach den Emanationen einer solchen trug. Sie machte daher kein Hehl daraus, daß sie sich bei Wilhelm wenig wohlfühlte, was ihr der Sohn freilich übelnahm u. eigentlich bis zu ihrem letzten Augenblick nachtrug. Beiden aber, nicht der Mutter, nicht dem Sohne war es gegeben, den Grund davon zu erkennen, weshalb sie einander solchen Schmerz zufügten. Die Mutter war im Rechte, da sie Wilhelms Lebensart ablehnte, W. war im Rechte, da er seine Zärtlichkeit, wie er sie zum Ausdruck brachte, nicht genug erwidert fand. Noch schlimmer aber erging es ihr mit dem jüngsten Sohn: Hier trat zum Mangel an Bildung ein starker Ein Überfluss an Geld hinzu u. dieses Momente vermochten ihn der Mutter derart zu entfremden, daß er durch keine Gewaltmaßregel dazu zu bewegen war, sich ihr wieder zu nähern. Oefter kam er sogar in die Lage, mündlich oder schriftlich von fremden Personen das Versprechen abzugeben, daß er die Mut- {815} ter besuchen werde, aber stärker als alles dies erwies sich sein Widerstreben: er hat sie nie wiedergesehen. Eben dieses jüngsten Sohnes Schuld war es hauptsächlich, wenn die Mutter genötigt war, viele Jahre lang bei fremden armen Juden Aufenthalt zu nehmen. Meinem Empfinden nach waren diese Jahre das [illeg]einzige wirklich trübe in ihrem Leben, ein Fleck, der auf ihre Kinder zurückfällt u. der umso häßlicher ist, als er völlig überflüssig war. Hätte der jüngste Sohn sich zu seiner Pflicht ebenso freudig u. freiwillig bekannt, wie ich es getan habe, was er übrigens in seiner ungleich günstigeren Situation doch auch viel leichter hätte tun können, so wäre die abenteuerliche Wanderung der Mutter von Haus zu Haus erspart geblieben. 3 Freilich kam sie durch das Verdienst Lie-Liechens schließlich u. endlich doch zu ihrem ältesten Sohn zurück, doch konnte sie trotz so vorgerückten Jahren, trotz der Nähe des Todes noch immer nicht dasjenige verwinden, was sie von ihm allezeit getrennt hat. Sie behielt fast bis zum letzten Augenblick ihre leidenschaftliche Vorliebe für das Mysterium der Bildung u. mit allen restlichen physischen Kräften lehnte sie sich bis in die allerletzte Stunde wider eine Welt auf, in der jene Kraft fehlte, die allein Zusammenhang u. Sinn in das Leben des Einzelnen, wie in das Zusammenleben von zwei oder mehreren Menschen bringt. Dieser Widerwillen äußerste sich bei ihr instinktiv zwar in einer sehr naiven Form: sie fürchtete sich vor dem katholischen Friedhof, sie führte Klage wider die Christen, – unbewußt war es aber immer wieder der Drang nach den Düften jener Luft, die sie im Hause ihres Vaters, meines Vaters u. bei mir athmete. Daß ich sie in dem Augenblick, da sie von der Tante wegging, nicht selbst wieder zu mir nahm, war vielleicht noch tragischer, als das Erlebnis mit ihren anderen Söhnen. Denn diesmal rächte sich an ihr, u. gerade an ihr, die eine so starke Vorliebe für die {816} Welt der Bildung hatte, daß sie nicht selbst mehr Bildung besaß. Meine Geldmittel haben mir zwar um jene Zeit noch viel weniger als früher erlaubt, von Neuem einen Haushalt auf mich zu nehmen, Möbel zu kaufen, eine Köchin oder dgl. Personal ins Haus zu nehmen; aber schließlich, wer weiß, ob ich mich zu alle dem nicht doch entschlossen hätte, wenn ich nicht leider die Gewißheit gehabt hätte, daß ich, in allerengsten Verhältnissen lebend, nur Schaden von der Mutter davongetragen hätte, wodurch ich in der Folge dann erst recht in die Lage gekommen wäre, ihr meine Hilfe zu versagen. Ich war nicht mehr jung genug, um etwas zu wagen, dessen Ausgang mir nur zu bekannt war. Meine Lebensaufgabe stand vor mir bereits vorgezeichnet da u. von dieser aus führte keine Brücke mehr zu meiner Mutter hinüber. Ich hätte ihr, wenn sie auch Platz bei mir gefunden hätte, weil eben nur allein mit ihr im Haushalt lebend, lange nicht mehr dasselbe bieten können, was sie ehedem bei mir gefunden, da noch die Schwester im Hause gewesen, die leise u. leicht zu einem leichteren Milieu vermittelte. Ich hätte mich niemals dessen erwehren können, daß die alte Mutter, von ihren Glückstagen her dessen gewohnt, mich sogar im Unterricht gehindert hätte, wie ich es ja in der Traungasse öfter erlebte. 4 Welchen Schmerz ich all die Jahre her darunter litt, daß zwischen mir u. ihr objektiv eine Kluft bestand, die subjektiv ja überhaupt keine gewesen, können Worte umso weniger ausdrücken, als dies ein Widerspruch zu sein scheint u. doch keiner ist. Kurz bevor sie von uns beiden nach Kautzen gebracht wurde, trat sie im Zimmer bei Klumaks zu mir ans Fenster u. meinte, beinahe demütig, daß sie zu mir wohl kommen möchte, u. wie es mir die Kehle zuschnürte, da ich ihr erklären mußte, daß ich es gar nicht zu unternehmen wagen darf, am allerwenigsten {817} doch jetzt in den so harten Kriegszeiten, entzieht sich auch wieder den Worten. Ich ließ sie zum Bruder gehen, obgleich ich sehr gut empfand, was ihr dort fehlen mußte u. was man ihr allenfalls hätte geben können, wenn nicht vor langen langen Jahren der Verrat an ihr geübt worden wäre. Nun ruht sie, fern vom Vater, u. wieder, wie doch eigentlich immer in ihrem Leben, bin ich es wieder nur allein unter ihren Kindern, der empfindet, um wie viel schöner es wäre, wenn man doch zumindest nachträglich eine Summe der Familie zöge, wenn man es schon bei Lebzeiten zu tun versäumt hat. Muß es denn nur das Vorrecht des Geld- u. Geburtsadels bleiben, daß sie ihre Familien gewissermaßen in Orden u. Rubriken führen u. wäre es nicht viel eher Pflicht des Geistesadels, daß er, zumal um höherer Interessen willen, Vor- wie Nachfahren dauernd im Auge behielte? Wird denn nicht in Lebensbeschreibungen großer Männer immer wieder in die Tiefe der Vergangenheit ausgeholt u. nach Vorfahren des Helden geforscht –, was liegt da näher, als daß der Held selbst dafür sorgt, dasselbe zu tun u. das Interesse der Welt zu befriedigen, das viel gerechtfertigter erscheint, als das Interesse an den Vorfahren eines Geld- oder Geburtsadels. Wieder wäre es Pflicht des jüngsten Bruders gewesen, der allein über die entsprechenden Geldmittel verfügt, dem Gedanken einer solchen Summe nachzugehen u. zwar doch zumindest aus Gründen der Pietät. Jedoch ist es ausgemacht, daß ihm ein solcher Gedanke noch ferner liegt, als der Gedanke an Vater u. Mutter überhaupt. © Transcription Marko Deisinger. |
23.
At 2:00 p.m. our mother will leave the earth! As difficult as the life that she led was, from her youth even to her last breath, she was nevertheless favored by fate since she also enjoyed a great deal, a very great deal, of happiness in life. Her happiness was all the more profound, since it was not related to any material vicissitudes but rather was nourished by a spiritual atmosphere. Her father was indeed only a tailor, but his intellect was always focused on Hebrew literature, in which he showed himself to be thoroughly conversant. And so already in her parental home there was that specifically spiritual atmosphere which is characteristic of the Jews, even if they are poor and are obliged to apply themselves to some manual trade. This also explains why two or three of her brothers became doctors, and obviously it was their company that brought my father into the house. In her youth, she herself had helped her father valiantly, as she often told me; and even if she did not otherwise have any education to speak of, she derived from the parental home her instinctive respect for the spiritual, so that she felt comfortable only within its warmth, without knowing herself whereupon this connection was founded. {813} Then she had the particular good fortune to find in my father a man for whom the spiritual went before everything else, whether it was expressed in his profession or in literature. 1 Again, she was incapable of participating in my father's upbringing in the narrowest sense, but she carried the happiness from her proximity to it her whole life long. With this, the children were also shown the path to education, and nothing could have been more self-evident for her than when she summoned up her utmost efforts to enable them to study away from home. In the most complete sense, she represented the archetype of a Jewish woman, whom the Bible and tradition personally exempt from saying anything about education but who nonetheless take their place in the atmosphere of learning and zealously take part in it. The difficulties in my father's life forced her to exert herself to the full within and without; and as if this was done in the service of my father and the children in an atmosphere was directed towards spiritual well-being, it is understandable that the more vigor she deployed, the more life energy she recouped at the same time. After my father's death, it was similar circumstances that again prevented her from falling from the lap of fortune, in spite of her direst needs. She came to me; 2 and here she could again find that certain something which, though it always remained foreign to her in terms of its content, nonetheless filled her at all times with the most marvelous happiness. Over the course of the years, she was able to observe her children surging ahead, to see how her daughter found a husband, and her sons advance to goals in their various professions; but always she retained toward me above all her most upstanding gratitude and devotion. Her life's happiness would have remained unclouded had not her eldest son and youngest son completely turned their backs far too much on the spiritual. Through this decline, they became capable of a relationship with her that can hardly be reprimanded too strongly. {814} It is as if our mother, in expressing her love for my father and me, already had a premonition that the intellectual alone enables us to enact truly good and charitable deeds, since in her own body she was able to experience – bitterly – how everything that does not emanate from the intellect must sin unnecessarily against human life. In the course of many, many years her eldest son managed to see her only twice, even though he often came to Vienna on business and stayed here for varying lengths of time. Once he came in response to my telegrammed summons, when our mother was ill, and the second time only spontaneously on the occasion of his marriage. That he otherwise fulfilled his duty to her all the while most exactly is something I will not dispute; but a little more would have brought our mother endless benefits, without doing any harm to his own interests. An unyielding irony prevails: that our mother, even if she herself were to remain without education, nevertheless wholly carried a desire for its emanation. She made no secret of the fact that she did not feel comfortable with Wilhelm, something for which the son certainly resented her and actually bore until her very last moment. It was not given to either of them, neither the mother nor the son, to recognize the reason why they inflicted such pain upon each other. Our mother was in the right to reject Wilhelm's style of life; Wilhelm was in the right since he found his tenderness, as he expressed it, not returned in full. Worse still, however, was her experience with her youngest son. Besides a lack of education there was a strong superfluity of money, and these factors managed to alienate our mother so much that no power or measure would move him ever to approach her anew. Frequently he even found himself in a situation where he made promises, communicated verbally or in writing by strangers, that he would visit our mother; {815} but his intransigence turned out to be stronger than all of this: he was never to see her again. Indeed, it was the fault of this youngest son that our mother was forced, for years, to seek accommodation among poor Jews whom she did not know. It is my impression that these years were the only truly perturbed ones in her life, a stain which falls back upon her children, and which is all the uglier for being utterly unnecessary. If the youngest son had acknowledged his duties as joyously and willingly as I, which he could have done so much more easily on account of his advantageous situation, then our mother would have been spared the hazardous migration from one house to another. 3 Sure enough, thanks to the efforts of Lie-Liechen, she finally and ultimately returned to her eldest son. Still in spite of her advanced years, and in spite of the nearness of her demise, she could never fully get over that which had separated her from him for so many years. She maintained almost until her last moment her passionate preference for the mystery of education. Until her very last hour, and with what remained of her physical powers, she leant with all her might against a world in which that very power was lacking, a power which alone is capable of bringing sense and context to the life of the individual, just as it can to the co-existence of two or more beings. Her resistance expressed itself instinctively in a very naive form: she was fearful of the Catholic graveyard, she lodged complaints against Christians, – unconsciously it was, however, always an urge toward the scents of that air which she breathed in the house of her father’s, of my father's, and of mine. The fact that, at the moment she moved away from my aunt's, I did not take her back to myself was perhaps even more tragic than her experience with her other sons. This time it came home to roost that she of all people, with her strong predilection for the {816} world of education, did not possess more education herself. Even less than in the previous period, my financial means would not allow me to start all over again, taking on a household, purchasing furniture, engaging a cook or similar personnel in the house. But ultimately – who knows? – I might have decided upon all of this were I not, unfortunately, certain that, in living in the closest proximity, I would only have sustained damages on account my mother, as a result of which I would more than ever have found myself in a position of having to refuse her my help. I was no longer young enough to risk something whose outcome was all too familiar to me. My life's purpose stood there before me, predestined, and from this no bridge led over to my mother. Even if she had found a place with me, by verily living alone with her in the household I would have been unable to offer her the same thing she had previously found with me when my sister was in the house, quietly and discreetly facilitating a more gentle atmosphere. I could not have averted a situation where my old mother, used to things from her former happy days, might have obstructed me in my teaching, as indeed I frequently experienced in the Traungasse. 4 The pain I suffered all those years when there was objectively a divide between myself and her, which subjectively was not one in the least, can even less be expressed in words since this seems to be a contradiction even though it is not one. Shortly before she was brought to Kautzen by the two of us, at the Klumaks, she stepped towards me in the room, beside the window, and declared almost submissively that she wanted to move back to my place. I can hardly describe it how it stuck in my throat when I had to explain to her that I could not dare attempt it, least of all {817} right now in such difficult times of war. I let her go to my brother's, although I very well sensed what she must lack there, and what one might have given her, if disloyalty had not been unleashed upon her years and years before. Now she is at peace, far from our father; and once again, as often during her life, I alone among her children feel how much more felicitous it would have been, had we at least in retrospect extracted a sum from the family, as we had neglected to do during her life. Does it always have to remain the privilege of only the moneyed and born aristocracy, that they are doubtless able to look after their families, appropriately and properly; and would it not be the obligation of the intellectual aristocracy that, in the name of higher interests, it might keep its predecessors and posterity within view? Is it not the case that in the biographies of great men, we are always mining the depths of their past and the ancestors of the hero are being sought? What could be more appropriate than for the hero himself to strive to do the same and to satisfy the world's interest, which seems more justified than the interest in the predecessors of moneyed or born aristocrats. Again it would have been the duty of the youngest brother, who alone has access to the appropriate financial means, to work out in his mind what such a sum might be, if only for reasons of piety. All the same it may be taken for granted that such a thought lies even further from his mind than does any thought about our mother or father. © Translation Stephen Ferguson. |
23.
Um 2h mittags wird unsere Mutter die Erde verlassen! So schwer sie das Leben von Jugend auf bis eigentlich zum letzten Athemzuge geführt hat, war sie dennoch vom Schicksal begünstigt, da sie auch viel, sehr viel Glück im Leben genossen hat. Das Glück war umso tiefer, als es mit keiner materiellen Wendung im Zusammenhang stand, sondern aus geistiger Atmosphäre seine Nahrung zog. Ihr Vater war zwar nur ein Schneider, aber sein Geistiges hielt er immer der hebräischen Literatur zugewandt, in der er sich sehr bewandert zeigte. Und so war schon in ihrem Elternhaus jene spezifisch geistige Atmosphäre, wie sie den Juden eigen ist, auch wenn sie armen Standes u. irgend einem Handwerk zu obliegen genötigt sind. So erklärt sich auch, daß zwei oder drei Brüder der Mutter Ärzte wurden u. offenbar war es der Umgang mit ihnen, der meinen Vater in das Haus gebracht hat. Sie selbst hatte in ihrer Jugend ihrem Vater wacker geholfen, wie sie mir öfter erzählte, u. wenn sie auch sonst keinerlei Bildung besaß, so hatte sie schon eben von ihrem Elternhaus aus einen instinktiven Respekt vor Geistigem, in dessen Wärme allein ihr behaglich werden konnte, ohne daß sie selbst es wußte, worauf sich [illeg]dieser Zusammenhang gründe. {813} Sie hatte nun das besondere Glück, im Vater einen Mann zu finden, dem das Geistige über alles ging, ob es sich nun im Berufe oder in der schönen Literatur 1 äußern mochte. Wieder war sie außerstande, an der Bildung des Vaters im engern [sic] Sinne teilzunehmen, aber das Glück einer solchen Nähe trug sie ihr ganzes Leben lang. Den Kindern war so auch der Weg zur Bildung gewiesen u. nichts war ihr so selbstverständlich, als daß sie das Aeußerste aufbot, um ihnen das Studium außer Hause zu ermöglichen. Im vollendetsten Maße hat sie den Typus einer jüdischen Frau vorgestellt, die die Bibel, wie die Ueberlieferung, persönlich der Bildungsäußerung entheben, die nichtsdestoweniger aber zur Bildungsatmosphäre gehören u. leidenschaftlich an ihr teilnehmen. Die Schwierigkeiten im Leben des Vaters haben sie genötigt, mit allen Kräften aus- u. einzugreifen, u. geschah dies im Dienste des Vaters, der Kinder u. jener auf geistigen Wohlstand gerichteten Atmosphäre, so begreift es sich, daß je mehr Kräfte sie entfaltete, sie zugleich auch immer mehr an Lebenskraft gewann. Nach des Vaters Ableben waren es glücklicherweise wieder ähnliche Bedingungen, die sie, trotz krassester Not, aus dem Schoß des Glückes gleichwohl nicht herausfallen ließen. Sie kam zu mir 2 u. konnte hier wieder jenes gewisse Etwas finden, das ihr dem Inhalt nach zwar immer fremd geblieben, sie aber allezeit mit schönstem Glück erfüllte. Im Laufe der Jahre durfte sie den Aufschwung ihrer Kinder erleben, sehen, wie die Tochter einen Gatten fand, die Söhne in verschiedenen Berufen zu Zielen gelangt sind, – immer aber bewahrte sie vor allem mir ihre aufrichtigste Dankbarkeit u. Zuneigung. Ihr Lebensglück wäre ungetrübt geblieben, wenn nicht der älteste u. jüngste Sohn allzu sehr vom Geistigen abgewichen wären. Durch diesen Abfall wurden sie unfähig eines Verhältnisses gegenüber ihr, das kaum genug getadelt werden kann. {814} Es ist, als hätte die Mutter, wenn sie Liebe dem Vater u. mir gegenüber bekundete, eine Ahnung davon gehabt, daß nur der Geist allein zu wirklich guten Taten, Wohltaten, befähigt ist, denn an ihrem eigenen Leibe konnte sie die bittere Erfahrung machen, daß wie alles andere, das nicht vom Geiste kommt, sich überflüssigerweise am Menschenleben versündigen müsse. Ihr ältester Sohn brachte es fertig, sie im Laufe von vielen, vielen Jahren nur zweimal zu sehen, obgleich er Geschäfte halber öfter nach Wien kam u. sich mehr oder weniger lang hier aufhielt. Einmal kam er über meine telegraphische Aufforderung, als die Mutter krank war u. nur das zweitemal spontan aus Anlaß seiner Vermälung. Daß er im übrigen seine Pflicht ihr gegenüber allezeit aufs genaueste erfüllt hat, will ich nicht bestreiten, aber ein klein wenig mehr hätte, ohne ihm selbst zu schaden, der Mutter unendlichen Nutzen gebracht. Unerbitterlich waltet die Ironie, daß die Mutter, obgleich selbst ohne Bildung, dennoch ein Verlangen nach den Emanationen einer solchen trug. Sie machte daher kein Hehl daraus, daß sie sich bei Wilhelm wenig wohlfühlte, was ihr der Sohn freilich übelnahm u. eigentlich bis zu ihrem letzten Augenblick nachtrug. Beiden aber, nicht der Mutter, nicht dem Sohne war es gegeben, den Grund davon zu erkennen, weshalb sie einander solchen Schmerz zufügten. Die Mutter war im Rechte, da sie Wilhelms Lebensart ablehnte, W. war im Rechte, da er seine Zärtlichkeit, wie er sie zum Ausdruck brachte, nicht genug erwidert fand. Noch schlimmer aber erging es ihr mit dem jüngsten Sohn: Hier trat zum Mangel an Bildung ein starker Ein Überfluss an Geld hinzu u. dieses Momente vermochten ihn der Mutter derart zu entfremden, daß er durch keine Gewaltmaßregel dazu zu bewegen war, sich ihr wieder zu nähern. Oefter kam er sogar in die Lage, mündlich oder schriftlich von fremden Personen das Versprechen abzugeben, daß er die Mut- {815} ter besuchen werde, aber stärker als alles dies erwies sich sein Widerstreben: er hat sie nie wiedergesehen. Eben dieses jüngsten Sohnes Schuld war es hauptsächlich, wenn die Mutter genötigt war, viele Jahre lang bei fremden armen Juden Aufenthalt zu nehmen. Meinem Empfinden nach waren diese Jahre das [illeg]einzige wirklich trübe in ihrem Leben, ein Fleck, der auf ihre Kinder zurückfällt u. der umso häßlicher ist, als er völlig überflüssig war. Hätte der jüngste Sohn sich zu seiner Pflicht ebenso freudig u. freiwillig bekannt, wie ich es getan habe, was er übrigens in seiner ungleich günstigeren Situation doch auch viel leichter hätte tun können, so wäre die abenteuerliche Wanderung der Mutter von Haus zu Haus erspart geblieben. 3 Freilich kam sie durch das Verdienst Lie-Liechens schließlich u. endlich doch zu ihrem ältesten Sohn zurück, doch konnte sie trotz so vorgerückten Jahren, trotz der Nähe des Todes noch immer nicht dasjenige verwinden, was sie von ihm allezeit getrennt hat. Sie behielt fast bis zum letzten Augenblick ihre leidenschaftliche Vorliebe für das Mysterium der Bildung u. mit allen restlichen physischen Kräften lehnte sie sich bis in die allerletzte Stunde wider eine Welt auf, in der jene Kraft fehlte, die allein Zusammenhang u. Sinn in das Leben des Einzelnen, wie in das Zusammenleben von zwei oder mehreren Menschen bringt. Dieser Widerwillen äußerste sich bei ihr instinktiv zwar in einer sehr naiven Form: sie fürchtete sich vor dem katholischen Friedhof, sie führte Klage wider die Christen, – unbewußt war es aber immer wieder der Drang nach den Düften jener Luft, die sie im Hause ihres Vaters, meines Vaters u. bei mir athmete. Daß ich sie in dem Augenblick, da sie von der Tante wegging, nicht selbst wieder zu mir nahm, war vielleicht noch tragischer, als das Erlebnis mit ihren anderen Söhnen. Denn diesmal rächte sich an ihr, u. gerade an ihr, die eine so starke Vorliebe für die {816} Welt der Bildung hatte, daß sie nicht selbst mehr Bildung besaß. Meine Geldmittel haben mir zwar um jene Zeit noch viel weniger als früher erlaubt, von Neuem einen Haushalt auf mich zu nehmen, Möbel zu kaufen, eine Köchin oder dgl. Personal ins Haus zu nehmen; aber schließlich, wer weiß, ob ich mich zu alle dem nicht doch entschlossen hätte, wenn ich nicht leider die Gewißheit gehabt hätte, daß ich, in allerengsten Verhältnissen lebend, nur Schaden von der Mutter davongetragen hätte, wodurch ich in der Folge dann erst recht in die Lage gekommen wäre, ihr meine Hilfe zu versagen. Ich war nicht mehr jung genug, um etwas zu wagen, dessen Ausgang mir nur zu bekannt war. Meine Lebensaufgabe stand vor mir bereits vorgezeichnet da u. von dieser aus führte keine Brücke mehr zu meiner Mutter hinüber. Ich hätte ihr, wenn sie auch Platz bei mir gefunden hätte, weil eben nur allein mit ihr im Haushalt lebend, lange nicht mehr dasselbe bieten können, was sie ehedem bei mir gefunden, da noch die Schwester im Hause gewesen, die leise u. leicht zu einem leichteren Milieu vermittelte. Ich hätte mich niemals dessen erwehren können, daß die alte Mutter, von ihren Glückstagen her dessen gewohnt, mich sogar im Unterricht gehindert hätte, wie ich es ja in der Traungasse öfter erlebte. 4 Welchen Schmerz ich all die Jahre her darunter litt, daß zwischen mir u. ihr objektiv eine Kluft bestand, die subjektiv ja überhaupt keine gewesen, können Worte umso weniger ausdrücken, als dies ein Widerspruch zu sein scheint u. doch keiner ist. Kurz bevor sie von uns beiden nach Kautzen gebracht wurde, trat sie im Zimmer bei Klumaks zu mir ans Fenster u. meinte, beinahe demütig, daß sie zu mir wohl kommen möchte, u. wie es mir die Kehle zuschnürte, da ich ihr erklären mußte, daß ich es gar nicht zu unternehmen wagen darf, am allerwenigsten {817} doch jetzt in den so harten Kriegszeiten, entzieht sich auch wieder den Worten. Ich ließ sie zum Bruder gehen, obgleich ich sehr gut empfand, was ihr dort fehlen mußte u. was man ihr allenfalls hätte geben können, wenn nicht vor langen langen Jahren der Verrat an ihr geübt worden wäre. Nun ruht sie, fern vom Vater, u. wieder, wie doch eigentlich immer in ihrem Leben, bin ich es wieder nur allein unter ihren Kindern, der empfindet, um wie viel schöner es wäre, wenn man doch zumindest nachträglich eine Summe der Familie zöge, wenn man es schon bei Lebzeiten zu tun versäumt hat. Muß es denn nur das Vorrecht des Geld- u. Geburtsadels bleiben, daß sie ihre Familien gewissermaßen in Orden u. Rubriken führen u. wäre es nicht viel eher Pflicht des Geistesadels, daß er, zumal um höherer Interessen willen, Vor- wie Nachfahren dauernd im Auge behielte? Wird denn nicht in Lebensbeschreibungen großer Männer immer wieder in die Tiefe der Vergangenheit ausgeholt u. nach Vorfahren des Helden geforscht –, was liegt da näher, als daß der Held selbst dafür sorgt, dasselbe zu tun u. das Interesse der Welt zu befriedigen, das viel gerechtfertigter erscheint, als das Interesse an den Vorfahren eines Geld- oder Geburtsadels. Wieder wäre es Pflicht des jüngsten Bruders gewesen, der allein über die entsprechenden Geldmittel verfügt, dem Gedanken einer solchen Summe nachzugehen u. zwar doch zumindest aus Gründen der Pietät. Jedoch ist es ausgemacht, daß ihm ein solcher Gedanke noch ferner liegt, als der Gedanke an Vater u. Mutter überhaupt. © Transcription Marko Deisinger. |
23.
At 2:00 p.m. our mother will leave the earth! As difficult as the life that she led was, from her youth even to her last breath, she was nevertheless favored by fate since she also enjoyed a great deal, a very great deal, of happiness in life. Her happiness was all the more profound, since it was not related to any material vicissitudes but rather was nourished by a spiritual atmosphere. Her father was indeed only a tailor, but his intellect was always focused on Hebrew literature, in which he showed himself to be thoroughly conversant. And so already in her parental home there was that specifically spiritual atmosphere which is characteristic of the Jews, even if they are poor and are obliged to apply themselves to some manual trade. This also explains why two or three of her brothers became doctors, and obviously it was their company that brought my father into the house. In her youth, she herself had helped her father valiantly, as she often told me; and even if she did not otherwise have any education to speak of, she derived from the parental home her instinctive respect for the spiritual, so that she felt comfortable only within its warmth, without knowing herself whereupon this connection was founded. {813} Then she had the particular good fortune to find in my father a man for whom the spiritual went before everything else, whether it was expressed in his profession or in literature. 1 Again, she was incapable of participating in my father's upbringing in the narrowest sense, but she carried the happiness from her proximity to it her whole life long. With this, the children were also shown the path to education, and nothing could have been more self-evident for her than when she summoned up her utmost efforts to enable them to study away from home. In the most complete sense, she represented the archetype of a Jewish woman, whom the Bible and tradition personally exempt from saying anything about education but who nonetheless take their place in the atmosphere of learning and zealously take part in it. The difficulties in my father's life forced her to exert herself to the full within and without; and as if this was done in the service of my father and the children in an atmosphere was directed towards spiritual well-being, it is understandable that the more vigor she deployed, the more life energy she recouped at the same time. After my father's death, it was similar circumstances that again prevented her from falling from the lap of fortune, in spite of her direst needs. She came to me; 2 and here she could again find that certain something which, though it always remained foreign to her in terms of its content, nonetheless filled her at all times with the most marvelous happiness. Over the course of the years, she was able to observe her children surging ahead, to see how her daughter found a husband, and her sons advance to goals in their various professions; but always she retained toward me above all her most upstanding gratitude and devotion. Her life's happiness would have remained unclouded had not her eldest son and youngest son completely turned their backs far too much on the spiritual. Through this decline, they became capable of a relationship with her that can hardly be reprimanded too strongly. {814} It is as if our mother, in expressing her love for my father and me, already had a premonition that the intellectual alone enables us to enact truly good and charitable deeds, since in her own body she was able to experience – bitterly – how everything that does not emanate from the intellect must sin unnecessarily against human life. In the course of many, many years her eldest son managed to see her only twice, even though he often came to Vienna on business and stayed here for varying lengths of time. Once he came in response to my telegrammed summons, when our mother was ill, and the second time only spontaneously on the occasion of his marriage. That he otherwise fulfilled his duty to her all the while most exactly is something I will not dispute; but a little more would have brought our mother endless benefits, without doing any harm to his own interests. An unyielding irony prevails: that our mother, even if she herself were to remain without education, nevertheless wholly carried a desire for its emanation. She made no secret of the fact that she did not feel comfortable with Wilhelm, something for which the son certainly resented her and actually bore until her very last moment. It was not given to either of them, neither the mother nor the son, to recognize the reason why they inflicted such pain upon each other. Our mother was in the right to reject Wilhelm's style of life; Wilhelm was in the right since he found his tenderness, as he expressed it, not returned in full. Worse still, however, was her experience with her youngest son. Besides a lack of education there was a strong superfluity of money, and these factors managed to alienate our mother so much that no power or measure would move him ever to approach her anew. Frequently he even found himself in a situation where he made promises, communicated verbally or in writing by strangers, that he would visit our mother; {815} but his intransigence turned out to be stronger than all of this: he was never to see her again. Indeed, it was the fault of this youngest son that our mother was forced, for years, to seek accommodation among poor Jews whom she did not know. It is my impression that these years were the only truly perturbed ones in her life, a stain which falls back upon her children, and which is all the uglier for being utterly unnecessary. If the youngest son had acknowledged his duties as joyously and willingly as I, which he could have done so much more easily on account of his advantageous situation, then our mother would have been spared the hazardous migration from one house to another. 3 Sure enough, thanks to the efforts of Lie-Liechen, she finally and ultimately returned to her eldest son. Still in spite of her advanced years, and in spite of the nearness of her demise, she could never fully get over that which had separated her from him for so many years. She maintained almost until her last moment her passionate preference for the mystery of education. Until her very last hour, and with what remained of her physical powers, she leant with all her might against a world in which that very power was lacking, a power which alone is capable of bringing sense and context to the life of the individual, just as it can to the co-existence of two or more beings. Her resistance expressed itself instinctively in a very naive form: she was fearful of the Catholic graveyard, she lodged complaints against Christians, – unconsciously it was, however, always an urge toward the scents of that air which she breathed in the house of her father’s, of my father's, and of mine. The fact that, at the moment she moved away from my aunt's, I did not take her back to myself was perhaps even more tragic than her experience with her other sons. This time it came home to roost that she of all people, with her strong predilection for the {816} world of education, did not possess more education herself. Even less than in the previous period, my financial means would not allow me to start all over again, taking on a household, purchasing furniture, engaging a cook or similar personnel in the house. But ultimately – who knows? – I might have decided upon all of this were I not, unfortunately, certain that, in living in the closest proximity, I would only have sustained damages on account my mother, as a result of which I would more than ever have found myself in a position of having to refuse her my help. I was no longer young enough to risk something whose outcome was all too familiar to me. My life's purpose stood there before me, predestined, and from this no bridge led over to my mother. Even if she had found a place with me, by verily living alone with her in the household I would have been unable to offer her the same thing she had previously found with me when my sister was in the house, quietly and discreetly facilitating a more gentle atmosphere. I could not have averted a situation where my old mother, used to things from her former happy days, might have obstructed me in my teaching, as indeed I frequently experienced in the Traungasse. 4 The pain I suffered all those years when there was objectively a divide between myself and her, which subjectively was not one in the least, can even less be expressed in words since this seems to be a contradiction even though it is not one. Shortly before she was brought to Kautzen by the two of us, at the Klumaks, she stepped towards me in the room, beside the window, and declared almost submissively that she wanted to move back to my place. I can hardly describe it how it stuck in my throat when I had to explain to her that I could not dare attempt it, least of all {817} right now in such difficult times of war. I let her go to my brother's, although I very well sensed what she must lack there, and what one might have given her, if disloyalty had not been unleashed upon her years and years before. Now she is at peace, far from our father; and once again, as often during her life, I alone among her children feel how much more felicitous it would have been, had we at least in retrospect extracted a sum from the family, as we had neglected to do during her life. Does it always have to remain the privilege of only the moneyed and born aristocracy, that they are doubtless able to look after their families, appropriately and properly; and would it not be the obligation of the intellectual aristocracy that, in the name of higher interests, it might keep its predecessors and posterity within view? Is it not the case that in the biographies of great men, we are always mining the depths of their past and the ancestors of the hero are being sought? What could be more appropriate than for the hero himself to strive to do the same and to satisfy the world's interest, which seems more justified than the interest in the predecessors of moneyed or born aristocrats. Again it would have been the duty of the youngest brother, who alone has access to the appropriate financial means, to work out in his mind what such a sum might be, if only for reasons of piety. All the same it may be taken for granted that such a thought lies even further from his mind than does any thought about our mother or father. © Translation Stephen Ferguson. |
Footnotes1 "die schöne Literatur": literally "beautiful literature," but Schenker is probably using the term in the sense of the French belles lettres, i.e. poetry and fiction. 2 Cf. letter to August Halm relating to the period after Johann's death in 1887: "Already during my earliest years, because I had to support mother, younger brother [...], and niece by giving piano lessons ...." (DLA 69.930/10, September 25, 1922). 3 An account of Julia's various residences is given also ‒ and somewhat more clearly, though the picture remains confused ‒ in the first paragraph of Schenker's letter of December 30, 1917 to Valerie Violin (OJ 6/6, [5]). – No paragraph-break in source. 4 Heinrich Schenker lived at Vienna III, Traungasse 1 during the period from November 1893 to October 1896. |