14. IX. 19 Sonntag; wolkenlos, überaus heiß.
— Kaufe keine Zeitungen mehr. — Lie-Liechen macht Ordnung. — An Hupka (expreß K.): bitte ihn für Mittwoch 11h. — Wallner erscheint am Vormittag nicht. — Zu Tisch in unser Gasthaus, wo das wir zu unserer größten Ueberraschung in neuer Ausstattung vorteilhaft verändert finden; freilich sind auch die Preise eben darnach in die Höhe geschraubt worden, doch ist mindestens die Qualität der dargebotenen Speisen in derselben Güte geblieben. — Der Versuch, unsere Schuld in der Apotheke zu begleichen scheitert daran, daß die Rechnung noch nicht zusammengestellt ist. — Zu Jetty, wo wir das ganze Haus, auch Herrn Ludwig antreffen; gegenseitig wird eine Schilderung des Sommers gegeben; der jüngste verschweigt hartnäckig, was er in Kautzen zu sehen, zu hören, zu essen bekommen. — Um ½6h erscheint trotz des Sonntags Wallner schon war er mit dem Korb, der mir gehört, auf halber Höhe, als Lie-Liechen ihn über den Irrtum aufklärt; ich springe nun hinunter u. finde noch Schlimmeres: der Koffer, den er als zweites Stück gebracht, gehört gar nicht Lie-Liechen, die Ziffer 6, wie der gleichlautende Vocal A in Attnang u. Altenmarkt {2144} waren Ursache der Verwechslung. Wallner macht sich aber in freundlichster Weise erbötig, sofort zur Westbahn zurückzukehren u. die Sache gutzumachen. Er erscheint auch wirklich um ½9h abends mit Lie-Liechens Koffer u. er[hält] 100 Kronen u. 20 Stück egyptische Zigaretten; 53 Kronen beträgt die Fracht. — Das Tor meines Hauses finde ich schon um ½10h geschlossen; auf meine Frage, was es damit für Bewandtnis habe, gibt die Hausbesorgerin eine Erzählung zum Besten, es sei im Sommer im Parterre eingebrochen worden, die Einbrecher seien aber „natürlich verjagt worden“! Nur um zu meinem Sommeranzug zu gelangen mache ich mich selbst daran, alle Knoten zu lösen u. den Korb zu öffnen; unter ganz unsäglichen Mühen, ohne irgend eine bewußte oder auch nur unbewußte Methode all den verteufelten Verschlingungen beizukommen, unter großen Schweißergüssen ist es mir gegen ½11h nachts gelungen, den Korb zu öffnen u. zu entleeren. — An Paul (Br.): jede Sorge wegen eines Mißverständnisses sei völlig überflüssig! —© Transcription Marko Deisinger. |
September 14, 1919 Sunday; cloudless, quite hot.
— I do not buy any more newspapers. — Lie-Liechen tidies up. — To Hupka (express postcard): ask him to come on Wednesday at 11:00. — Wallner does not come in the morning. — To lunch in our restaurant, where which we are highly surprised to see has changed for the better with new furnishings; naturally the prices have been increased accordingly, but at least the quality of the dishes offered has remained as high as before. — Our attempt to pay our bill in the pharmacy fails because the bill has not yet been written up. — To Jetty, where we see everyone from the house, including Mr. Ludwig; descriptions of the summer are shared amongst ourselves; the youngest remains stubbornly silent about what he saw, heard [and] ate in Kautzen. — Although it is Sunday, Wallner comes at 5:30; he was already halfway up with the basket belonging to me, when Lie-Liechen explains the error to him; I then run down and discover something even worse: the suitcase he brought as the second piece of luggage, does not belong to Lie-Liechen at all, the number 6, and the vowel A, which sounds the same in Attnang and Altenmarkt {2144} were the cause of the mix-up. However, Wallner most kindly offers to return to Westbahn immediately to set the matter right. He really comes at 8:30 in the evening with Lie-Liechen's suitcase and receives 100 Kronen and 20 Egyptian cigarettes; the shipment cost 53 Kronen. — I find the door to my house already closed at 9:30; in answer to my question, what is behind that, the concierge conjures up a story about how someone broke into the parterre over the summer, the criminal was "chased away, of course!" Just in order to get access to my summer suit, I take it upon myself to loosen all the knots and open the basket; under great duress, without following any conscious or unconscious method for loosening the devilish tangles, sweating profusely, I finally succeed in opening and unpacking the basket at 10:30. — To Paul (letter): any concern about a misunderstanding is completely unnecessary! —© Translation Scott Witmer. |
14. IX. 19 Sonntag; wolkenlos, überaus heiß.
— Kaufe keine Zeitungen mehr. — Lie-Liechen macht Ordnung. — An Hupka (expreß K.): bitte ihn für Mittwoch 11h. — Wallner erscheint am Vormittag nicht. — Zu Tisch in unser Gasthaus, wo das wir zu unserer größten Ueberraschung in neuer Ausstattung vorteilhaft verändert finden; freilich sind auch die Preise eben darnach in die Höhe geschraubt worden, doch ist mindestens die Qualität der dargebotenen Speisen in derselben Güte geblieben. — Der Versuch, unsere Schuld in der Apotheke zu begleichen scheitert daran, daß die Rechnung noch nicht zusammengestellt ist. — Zu Jetty, wo wir das ganze Haus, auch Herrn Ludwig antreffen; gegenseitig wird eine Schilderung des Sommers gegeben; der jüngste verschweigt hartnäckig, was er in Kautzen zu sehen, zu hören, zu essen bekommen. — Um ½6h erscheint trotz des Sonntags Wallner schon war er mit dem Korb, der mir gehört, auf halber Höhe, als Lie-Liechen ihn über den Irrtum aufklärt; ich springe nun hinunter u. finde noch Schlimmeres: der Koffer, den er als zweites Stück gebracht, gehört gar nicht Lie-Liechen, die Ziffer 6, wie der gleichlautende Vocal A in Attnang u. Altenmarkt {2144} waren Ursache der Verwechslung. Wallner macht sich aber in freundlichster Weise erbötig, sofort zur Westbahn zurückzukehren u. die Sache gutzumachen. Er erscheint auch wirklich um ½9h abends mit Lie-Liechens Koffer u. er[hält] 100 Kronen u. 20 Stück egyptische Zigaretten; 53 Kronen beträgt die Fracht. — Das Tor meines Hauses finde ich schon um ½10h geschlossen; auf meine Frage, was es damit für Bewandtnis habe, gibt die Hausbesorgerin eine Erzählung zum Besten, es sei im Sommer im Parterre eingebrochen worden, die Einbrecher seien aber „natürlich verjagt worden“! Nur um zu meinem Sommeranzug zu gelangen mache ich mich selbst daran, alle Knoten zu lösen u. den Korb zu öffnen; unter ganz unsäglichen Mühen, ohne irgend eine bewußte oder auch nur unbewußte Methode all den verteufelten Verschlingungen beizukommen, unter großen Schweißergüssen ist es mir gegen ½11h nachts gelungen, den Korb zu öffnen u. zu entleeren. — An Paul (Br.): jede Sorge wegen eines Mißverständnisses sei völlig überflüssig! —© Transcription Marko Deisinger. |
September 14, 1919 Sunday; cloudless, quite hot.
— I do not buy any more newspapers. — Lie-Liechen tidies up. — To Hupka (express postcard): ask him to come on Wednesday at 11:00. — Wallner does not come in the morning. — To lunch in our restaurant, where which we are highly surprised to see has changed for the better with new furnishings; naturally the prices have been increased accordingly, but at least the quality of the dishes offered has remained as high as before. — Our attempt to pay our bill in the pharmacy fails because the bill has not yet been written up. — To Jetty, where we see everyone from the house, including Mr. Ludwig; descriptions of the summer are shared amongst ourselves; the youngest remains stubbornly silent about what he saw, heard [and] ate in Kautzen. — Although it is Sunday, Wallner comes at 5:30; he was already halfway up with the basket belonging to me, when Lie-Liechen explains the error to him; I then run down and discover something even worse: the suitcase he brought as the second piece of luggage, does not belong to Lie-Liechen at all, the number 6, and the vowel A, which sounds the same in Attnang and Altenmarkt {2144} were the cause of the mix-up. However, Wallner most kindly offers to return to Westbahn immediately to set the matter right. He really comes at 8:30 in the evening with Lie-Liechen's suitcase and receives 100 Kronen and 20 Egyptian cigarettes; the shipment cost 53 Kronen. — I find the door to my house already closed at 9:30; in answer to my question, what is behind that, the concierge conjures up a story about how someone broke into the parterre over the summer, the criminal was "chased away, of course!" Just in order to get access to my summer suit, I take it upon myself to loosen all the knots and open the basket; under great duress, without following any conscious or unconscious method for loosening the devilish tangles, sweating profusely, I finally succeed in opening and unpacking the basket at 10:30. — To Paul (letter): any concern about a misunderstanding is completely unnecessary! —© Translation Scott Witmer. |