30. X. 13

Frau Deutsch bittet mich ausnahmsweise zu sich. Die Katze kann das Raubtierwesen nicht verleugnen!

*

Abends bei Floriz; dort eine junge Freundin der Frau angetroffen u. ihr gegenüber leider den Fehler begangen, von Dingen zu sprechen, die sie niemals wieder hören wird u. daher auch niemals wird verstehen können! Die Tatsache, daß die Art meiner Darstellung den Zuhörer leider persönlich trifft, obwohl sie mir doch nur von wahrer Humanität, also von der Lust aufzuklären, gegen Unglück vorsichtig zumachen zu machen, diktiert ist, hat mir auch diesmal, wie auch schon früher so oft, die Sorge nahegelegt, eine Beleidigung, die ja nicht intendiert ist, auch in der Einbildung des Zuhörers nicht aufkommen zu lassen. Und so ließ ich mich hinreißen, der fremden Person auch Dinge über meine Mutter zu erzählen, die als Paradigma zwar gut gewählt, nichtsdestoweniger aber nicht am Platze waren! Mit Recht rügte es Lie-Liechen, ohne freilich zu wissen, welche Umstände für mich sprachen. Doch beweist der ungünstige Eindruck, daß Aehnliches nicht wieder gemacht werden darf, woraus aber nur der traurige Schluß zu ziehen ist, daß es nicht meine Angelegenheit sein darf, Menschen aufzuklären. Denn um sie für die Lehre empfänglich zu machen, muß man die hohle Einbildung austreiben, was nicht ohne subjektive Beleidigung abgehen kann; will man aber diese beheben vermeiden, so gerät man auf Abwege. Es führt eben kein Weg von mir zu den Anderen u. ich muß die Anderen ihrem Schicksal überlassen, mag es ihnen kommen u. erscheinen wie es will!

*

{458}

© Transcription Marko Deisinger.

October 30, 1913.

Mrs. Deutsch, exceptionally, asks me to come to her place. The cat cannot deny her predatory nature!

*

In the evening, at Floriz's; there we met a young friend of his wife, and unfortunately made the mistake of talking about things that she will never hear again, and therefore also never be able to understand! The fact that my way of portraying things unfortunately affects the listener in a personal way, even though it is motivated only by true humanism – i.e. from the desire to enlighten, to make one careful in the face of possible misfortune – has also this time, as so often in the past, prompted the difficulty that I have caused an offence that was of course not intended, even in the imagination of the listener. And so I also get carried away by telling the stranger things about my mother which, though they are well chosen as general examples, were no less appropriate! Lie-Liechen rightly rebukes me for this without, admittedly, understanding the circumstances that were in my favor. Yet the unfavorable impression made shows that something similar should not be allowed to happen again; from this, however, the sad conclusion must be drawn that it is not my business to enlighten people. For to make them receptive to my teaching, one would have to drive out their vanity, something which cannot go away without their being subjectively offended. If, however, one wants to avoid this, one must go astray. For there is no path from me to the others; and I must leave the others to their fate, however it may come and however it may appear to them!

*

{458}

© Translation William Drabkin.

30. X. 13

Frau Deutsch bittet mich ausnahmsweise zu sich. Die Katze kann das Raubtierwesen nicht verleugnen!

*

Abends bei Floriz; dort eine junge Freundin der Frau angetroffen u. ihr gegenüber leider den Fehler begangen, von Dingen zu sprechen, die sie niemals wieder hören wird u. daher auch niemals wird verstehen können! Die Tatsache, daß die Art meiner Darstellung den Zuhörer leider persönlich trifft, obwohl sie mir doch nur von wahrer Humanität, also von der Lust aufzuklären, gegen Unglück vorsichtig zumachen zu machen, diktiert ist, hat mir auch diesmal, wie auch schon früher so oft, die Sorge nahegelegt, eine Beleidigung, die ja nicht intendiert ist, auch in der Einbildung des Zuhörers nicht aufkommen zu lassen. Und so ließ ich mich hinreißen, der fremden Person auch Dinge über meine Mutter zu erzählen, die als Paradigma zwar gut gewählt, nichtsdestoweniger aber nicht am Platze waren! Mit Recht rügte es Lie-Liechen, ohne freilich zu wissen, welche Umstände für mich sprachen. Doch beweist der ungünstige Eindruck, daß Aehnliches nicht wieder gemacht werden darf, woraus aber nur der traurige Schluß zu ziehen ist, daß es nicht meine Angelegenheit sein darf, Menschen aufzuklären. Denn um sie für die Lehre empfänglich zu machen, muß man die hohle Einbildung austreiben, was nicht ohne subjektive Beleidigung abgehen kann; will man aber diese beheben vermeiden, so gerät man auf Abwege. Es führt eben kein Weg von mir zu den Anderen u. ich muß die Anderen ihrem Schicksal überlassen, mag es ihnen kommen u. erscheinen wie es will!

*

{458}

© Transcription Marko Deisinger.

October 30, 1913.

Mrs. Deutsch, exceptionally, asks me to come to her place. The cat cannot deny her predatory nature!

*

In the evening, at Floriz's; there we met a young friend of his wife, and unfortunately made the mistake of talking about things that she will never hear again, and therefore also never be able to understand! The fact that my way of portraying things unfortunately affects the listener in a personal way, even though it is motivated only by true humanism – i.e. from the desire to enlighten, to make one careful in the face of possible misfortune – has also this time, as so often in the past, prompted the difficulty that I have caused an offence that was of course not intended, even in the imagination of the listener. And so I also get carried away by telling the stranger things about my mother which, though they are well chosen as general examples, were no less appropriate! Lie-Liechen rightly rebukes me for this without, admittedly, understanding the circumstances that were in my favor. Yet the unfavorable impression made shows that something similar should not be allowed to happen again; from this, however, the sad conclusion must be drawn that it is not my business to enlighten people. For to make them receptive to my teaching, one would have to drive out their vanity, something which cannot go away without their being subjectively offended. If, however, one wants to avoid this, one must go astray. For there is no path from me to the others; and I must leave the others to their fate, however it may come and however it may appear to them!

*

{458}

© Translation William Drabkin.