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OJ 12/11, [1] - Handwritten letter from Klenau to Schenker, dated September 17, 1923
Verzeihen Sie wenn ich an Sie schreibe ‒ ohne Sie persönlich zu kennen ‒ aber ich habe seit längerer Zeit so sehr den Wunsch Sie persönlich kennen zu lernen ‒ und möchte Sie bitten mir einen Besuch bei Ihnen zu erlauben. Ich gehe ‒ unbescheidener Weise davon aus ‒ dass Sie meinen Namen kennen 2 ‒ und wende mich darum ohne Empfehlungen an Sie ‒ ‒ Der Wunsch Sie zu besuchen ist nicht nur ein persönlicher ‒ sondern ich möchte Ihnen ‒ wenn Sie mir meinen Wunsch erfüllen [‒] Manches fragen (nachdem ich mit grosser Bewunderung die Sonate 1 opus 109 gelesen habe) ‒ über die Missa 3 und auch einiges über die Eroica ‒ Wollen Sie mir ‒ hoch verehrter Herr Schenker ‒ einen Besuch gewähren ‒ und mir ev. eine Stunde ‒ am Donnerstag oder Freitag schenken. 4 Ich bin in grösster Verehrung Ihr sehr ergebener [signed:] Paul v. Klenau . d. 17 Sept 23 Adresse: XIX Wien [‒] Telefon 95552. Kaasgraben 19. bei Direktor E. Hertzka. © Transcription Ian Bent, 2013 |
Forgive me for writing to you without our being personally acquainted; but I have long so very much harbored the desire to make your acquaintance, and should like to ask you to permit me to visit you. I am ‒ presumptuously ‒ taking it that my name is familiar to you, 2 and am accordingly approaching you without formal introductions. My wish to visit you is not solely a personal one, but also I should like ‒ if you grant my wish ‒ to ask you many things (having read your Sonata Op. 109 with great admiration) concerning the Missa [solemnis] 3 and also some questions about the "Eroica" [Symphony] . Please, highly revered Mr. Schenker, allow me a visit, and if so grant me an hour of your time on Thursday [20th] or Friday [21st]. 4 I am, in greatest admiration, Your very devoted [signed:] Paul v. Klenau September 17, 1923 Address: Vienna XIX [‒] Telephone 95552 Kaasgraben 19 c/o Director E. Hertzka © Translation Ian Bent, 2013 |
Verzeihen Sie wenn ich an Sie schreibe ‒ ohne Sie persönlich zu kennen ‒ aber ich habe seit längerer Zeit so sehr den Wunsch Sie persönlich kennen zu lernen ‒ und möchte Sie bitten mir einen Besuch bei Ihnen zu erlauben. Ich gehe ‒ unbescheidener Weise davon aus ‒ dass Sie meinen Namen kennen 2 ‒ und wende mich darum ohne Empfehlungen an Sie ‒ ‒ Der Wunsch Sie zu besuchen ist nicht nur ein persönlicher ‒ sondern ich möchte Ihnen ‒ wenn Sie mir meinen Wunsch erfüllen [‒] Manches fragen (nachdem ich mit grosser Bewunderung die Sonate 1 opus 109 gelesen habe) ‒ über die Missa 3 und auch einiges über die Eroica ‒ Wollen Sie mir ‒ hoch verehrter Herr Schenker ‒ einen Besuch gewähren ‒ und mir ev. eine Stunde ‒ am Donnerstag oder Freitag schenken. 4 Ich bin in grösster Verehrung Ihr sehr ergebener [signed:] Paul v. Klenau . d. 17 Sept 23 Adresse: XIX Wien [‒] Telefon 95552. Kaasgraben 19. bei Direktor E. Hertzka. © Transcription Ian Bent, 2013 |
Forgive me for writing to you without our being personally acquainted; but I have long so very much harbored the desire to make your acquaintance, and should like to ask you to permit me to visit you. I am ‒ presumptuously ‒ taking it that my name is familiar to you, 2 and am accordingly approaching you without formal introductions. My wish to visit you is not solely a personal one, but also I should like ‒ if you grant my wish ‒ to ask you many things (having read your Sonata Op. 109 with great admiration) concerning the Missa [solemnis] 3 and also some questions about the "Eroica" [Symphony] . Please, highly revered Mr. Schenker, allow me a visit, and if so grant me an hour of your time on Thursday [20th] or Friday [21st]. 4 I am, in greatest admiration, Your very devoted [signed:] Paul v. Klenau September 17, 1923 Address: Vienna XIX [‒] Telephone 95552 Kaasgraben 19 c/o Director E. Hertzka © Translation Ian Bent, 2013 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/4, p. 2570, September 18, 1923: "Von Klenau (Br.): möchte mich wegen der Missa solemnis u. der III. Sinfonie fragen." ("From Klenau (letter): would like to ask me about the Missa solemnis and the Third Symphony."). This letter is transcribed in Federhofer, Heinrich Schenker nach Tagebüchern und Briefen ... (Hildesheim: Georg Olms, 1985), pp. 161‒62, and in Heinrich Schenker: Selected Correspondence, ed. Ian Bent, David Bretherton, and William Drabkin (Woodbridge: Boydell Press, 2014), p. 238. 2 Schenker had attended a performance by Klenau, recorded in his diary at OJ 3/3, p. 2487, December 29, 1922: "Abends „Schöpfung“ unter Klenau (mit Bamberger): Tempi meist richtig, besonders die Arien gelassener u. bequemer, dagegen eine unerlaubte Kürzung der Schlussfuge, die einen lächerlichen Eindruck macht." ("In the evening, Creation under Klenau (with Bamberger): tempos mostly correct, especially the arias more relaxed and easier, in contrast an impermissible curtailment of the final fugue, which makes a ridiculous impression."). 3 Schenker records in his diary at OJ 3/4, p. 2571, September 18, 1923: "Abends Missa durchgesehen." ("Looked through the Missa in the evening."). OC 82/10 is a record of the discussion of the Missa solemnis on this occasion.
4 i.e. on September 21 or 22. The visit is recorded at OJ 3/4,
p. 2572, September 21, 1923: "Paul v. Klenau 10¾ –12½h; über verschiedene Themen, darunter auch persönliche Betrachtung Furtwänglers u. anderer Dirigenten – er
meint, daß sich F. heute schon erlauben könnte, die Rolle eines aristokratischen
Wertmessers zu spielen – gelangen wir endlich zum eigentlichen Gegenstand, zur
Missa. Ich führe ihn zur Partitur ans Klavier u.
Stelle [sic] den Grundplan des ganzen Werkes fest, gehe sogar zu
Einzelheiten über, immer selbst führend, schon aus dem Bewußtsein, daß der Partner nicht
einmal zu fragen wüßte; ich lasse mich auch nicht stören durch die übliche Wendung „ . .
ich habe mir’s auch so gedacht“ – u. fahre fort – gleichsam über seinen Kopf hinweg, was
mir nur einfällt vorzubringen. Ich sehe, daß meine Bemerkungen die Wirkung eines Neuen
machen u. starken Eindruck hervorrufen. Fraglich bleibt es, ob Kl. seine Ausführung
darnach wird richten können. — Zum Schluß bedankte er sich wiederholt u. wärmstens u. bat
mich um meinen Besuch, bis er seine Wohnung in der Wiedner Hauptstraße bezogen haben wird.
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Commentary
Digital version created: 2019-08-30 |