PROF. OTTO ERICH DEUTSCH
WIEN II.
Böcklinstraße 26
28. Juli 1929

Lieber verehrter Herr Doktor! 1

Es war sehr lieb, dass Sie sich aus diesem – sehr traurigen – Anlass meiner erinnerten. 2 Auch mein Freund Otto Stoessl hat mich mit solcher Aufmunterung überfallen. Aber ich glaube, es geht nicht. Im Vertrauen sage ich Ihnen, dass Präsident Kux (Vorstandsmitglied der Gesellschaft) schon vor Jahr und Tag, und nicht etwa gegen Mandyczewski, einen Schritt in dieser Sache ohne mein Vorwissen gemacht hat. Er bekam den Bescheid, dass ja schon Anwärter da sind, vor allen Frau Dr. Kraus, der ich wirklich nichts zuleid tun möchte. 3 Sie ist eine subalterne Natur von begrenztem Geiste, aber brav und verlässlich. Solange das Archiv nicht mit neuem Statut und neuen Mitteln gehoben wird, womöglich aber verstaatslicht und am besten mit der MS der Nationalbibliothek vereint, ist auch für mich – wenn man die Einseitigkeit meiner wirklichen Begabung als Archivar ganz ausseracht lässt – dort wenig Ruhm und Frucht zu holen. Dazu kommt noch die ganz miserable Bezahlung, die diese irrationelle Gesellschaft den Archivsbeamten zuteil werden lässt. Ich glaube, Mandyczewski bekam S200 monatlich, da man weit von einer Valorisierung der immer bescheidenen Bezüge entfernt war. Er konnte das durch seine Pension als Staatsbeamter und durch seine Arbeiten für Breitkopf ertragen, war auch sehr anspruchslos. Sachlich gesprochen, könnte ich als Ratgeber natürlich niemals Mandyczewski ersetzen. Als Verwalter der Handschriften und vor allem der Druckwerke könnte ich Besseres leisten, bei den Noten sogar das Beste. Nun interessiert sich auch Kinsky für die Stelle, der mich vertraulich befragt hat. Ich hatte ihn längst im Sinne dafür, da ich an mich gar nicht dachte (vor Kux), aber ich glaube, er kann auf keinen Fall zu den Bedingungen, die der Ges. möglich wären, nach Wien übersiedeln. So steht die Sache. Ich werde im September mit Kux und einem Herrn des Unterricht-Ministeriums, vielleicht auch noch im Juli, sprechen. Aber ich glaube nicht daran.

{2} Gal, der besser ist (menschlich) als die anderen jungen Adler, 4 sprach sehr gut, aber nicht sympathisch nach Kraus und Breitner am Grabe. Ich glaube nicht, dass er sich für die Nachfolge interessiert oder in Betracht käme. Er war Mand. nur also Schüler verbunden. Und – das betone ich ausdrücklich – Mandyczewski war immer sehr gut zu mir! 5 Es ist noch ein junger Dr. Luithlen 6 dort, als Hilfskraft vorläufig, sehr strebsam. Und der alte Dabrowa, den er im Notendienst wohl ablösen soll, vor allem bei dem gefährlichen Verleihamt. Er (Luithlen) ist sehr empfänglich für meine Ratschläge, die er öfters erbat.

Es hat mir leid getan, dass ich Sie im Juni nicht mehr aufsuchen könnte. Ihr Maibrief 7 über die Ravag hat mir sehr wohl getan. Obzwar ich Ast noch einmal, als Antwort, meine Meinung schrieb – in einer bestimmten, aber höflichen Form – hat sich nichts mehr gerührt. Ob die Abende 8 im Herbst wieder aufleben werden, weiss ich nicht. Ich bin matt gesetzt im Handeln, weil mich Wunderer 9 im Stich gelassen hat, wohl auch Romagnoli, 10 mit dem ich bei den Serenaden wieder zusammentraf, ohne dass er die Kammermusiken erwähnte. Ein oder zwei andere sprachen nett davon und hofften auf Fortseztung. Leider bin ich auch an Richtera irre geworden, das heisst: ich glaube, mich in ihm geirrt zu haben. Er ist ein kluger, in seinem Fach wohl tüchtiger, aber als Oeberster [sic] wohl zu glatter Mann, der mehr verspricht, als er hält. Ob es der Mühe wert ist, noch andere Kanonen spielen zu lassen, weiss ich nicht. Ich werde jetzt keine Zeit dazuhaben, weil die Fortsetzung meines Schubertwerkes mir enge Termine auferlegt für das nächste Jahr. Die Sozialdemokraten, die sich im letzten Herbst für mich einsetzten, haben nichts mehr getan.

Uebrigens will ich der Stadt Wien die Idee suggerieren, eine Stadtkapelle als Ersatz für die Burgmusik etc. aufzustellen, nach italienischen Mustern, aber womöglich besser. Die Uniform, wenigstens die militärisch aussehende, wird aber vermieden werden müssen. Ich hörte in Rom, Florenz und Venedig die Abendmusiken der Stadtkapellen immer andächtig an. Das Programm war immer schlechter als bei den Serenaden, die ich hier angeregt und durchgesetzt habe. Das letzte Mal hat mir {3} allerdings Johann Strauss, der nicht dazu passt und den man – der „lästige Witwe“ 11 wegen – verlangt hatte, die Suppe versalzen. Dafür will ich mit Benno Lies Gunst, die ich merkwürdigerweise besitze, schon im Herbst wieder eine richtige Serenade machen, wo u. a. von Mozart ein Stück für vier kleine Orchester 12 gespielt werden soll, auf dem Podium und den drei Balkonen der Nationalbibliothek (Josefplatz, wie immer). Nilius kommt nicht mehr in Frage, wohl aber neben Hager Clemens Kraus.

Mit Hoboken stehe ich gut, aber die Bibliothek ist mir eine ständige Sorge, besser ein Kummer. Nicht nur wegen des Eigensinns, mit dem er oft ohne mich handelt und meine Erfahrung aus Laune in den Wind schlägt, sondern vor allem: wegen der Zukunft. Ich denke dabei wirklich zuletzt an meine Bezahlung, eher an die Früchte meiner Arbeit, vor allem aber an den schrecklichen Zustand des Zufalls, dem solche Sammlungen in Privatbesitz ausgesetzt sind. Vielleicht finden Sie einmal eine Lösung. Mein Vortrag ist gut von Stapel gegangen. Er wird aber erst im Druck wirken können. Der Plan, Bibliographien der Erstdrucke von den Meistern herauszugeben, ist noch nicht gesichert, aber ich habe Hoffnungen bekommen.

Italien war mir ein grosser Genuss. Wenn mein Vater mich früher hingeschickt hätte (ich kam 1913 erst nach Unteritalien, ebenso 1924), so wäre ich vielleicht doch Kunsthistoriker geblieben.

Im Herbst werden wir uns hoffentlich wieder einmal aussprechen können. Ich gehe am 2. August auf einen Monat nach Seewalchen am Attersee, Eschenhaus, wo es den Meinen sehr wohl ergeht.

Bitte, empfehlen Sie mich bestens Ihrer Frau, und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem


treu ergebener
[signed:] O E Deutsch

NB. Der DMV[] schickte Hoboken eine Abrechnung für 2 Monate jetzt (2 Exemplare).

© Transcription William Drabkin, 2023


PROF. OTTO ERICH DEUTSCH
VIENNA II
Böcklinstraße 26
July 28, 1929

Dear revered Dr. [Schenker], 1

It was very kind of you to think of me on this – very sad – occasion. 2 My friend Otto Stoessl also bombarded me with such encouragement. But I believe that it will not work. In confidence, I can tell you that President Kux (a member of the Board of Directors of the Society) has already taken a step in this matter, without my prior knowledge of it, and not really in opposition to Mandyczewski. He had heard that there were already contenders [for the post], above all Dr. Kraus, a lady to whom I really do not wish any harm. 3 She is by nature a subservient figure, of limited intellect, but dutiful and trustworthy. So long as the Archive is not raised by a new statute and new financial means, best of all made into a state institution and joined with the music division of the National Library, then even for me there is little fame and fortune to be gotten there – even if I disregard the onesidedness of my true gift as an archivist. To this is also added the thoroughly miserable payment which this irrational Society confers on its archival officers. I believe that Mandyczewski received 200 shillings per month, one was far from being able to make a value adjustment to the emoluments, which were always modest. He could survive this from his pension as a state official, and from his work for Breitkopf; and he was also very undemanding. Objectively speaking, I could of course never replace Mandyczewski as an advisor. As custodian of the manuscripts and, above all, the printed materials, I could accomplish better things, with the printed music even the best. Now Kinsky, too, is interested in the post; he questioned me about it, in confidence. I had him in mind for it for a long time, as I was not thinking at all about myself (in the face of Kux); but I believe that on no account could he relocate to Vienna under conditions that would be acceptable to the Society. That is how the matter now stands. In September I shall speak with Kux and a gentleman at the Ministry of Education, perhaps I shall do so even in July. But I am not optimistic.

{2} Gal, who is better (from a human point of view) than the other young eagles, 4 spoke very well at the graveside, but not in a sympathetic way after Kraus and Breitner. I do not believe that he would be interested in the post or even consider it. He was connected to Mandyczewski only as a pupil. And – I emphasize this expressly – Mandyczewski was always very good to me! 5 There is another youth there, Dr. Luithlen, 6 at present an assistant, very assiduous. And old Dabrowa, whom he ought probably to replace in the musical scores department, above all in the dangerous office of the lending of scores. He (Luithlen) is very receptive to my advice, which he has often sought.

I was sorry that I was no longer able to look you up in June. Your letter of May 7 about Austrian Radio did me a power of good. Although I gave my opinion again to Ast, in reply – in a forthright way, but politely – nothing more has changed. Whether the evenings 8 will be revived in the autumn, I don’t know. I have been checkmated in my dealing, as Wunderer 9 abandoned me, and probably also Romagnoli, 10 whom I met again at the outdoor evening concerts, without his mentioning the chamber music programs. One or two others spoke nicely about them and hoped that they would continue. Unfortunately I have also lost faith in Richtera; that is, I believe that I was mistaken about him. He is intelligent, and probably proficient in his discipline, but as the chief he is perhaps too slippery a person, who promises more than he can make good. Whether it is worth firing other cannons, I do not know. I will not now have any time for that, as the continuation of my work on Schubert has set me strict deadlines for the coming year. The Social Democrats, who supported my cause last autumn, have done nothing more.

In addition, I want to suggest that the city of Vienna forms a town ensemble as a replacement for the Burgmusik, on Italian models, but better if possible. Uniforms however, especially those that have a military appearance, will have to be avoided. In Rome, Florence and Venice I always listened attentively to the evening concerts of the town ensembles. The programs were always worse than the serenades that I proposed and mounted. The last time, {3} at any rate, Johann Strauss, who does not belong there and whom I was asked to include – on account of the “tiresome widow” 11 – spoiled things for me. To make up for this I shall use Benno Lies’s favor which, remarkably, I possess, to make a proper serenade as early as this autumn where, among other things, a piece by Mozart for four small orchestras 12 is to be played, on the podium and the three balconies of the National Library (Josefplatz, as always). Nilius is no longer eligible, but Clemens Kraus is a possibility, alongside Hager.

I am on good terms with Hoboken, but his library is a constant source of concern or, better, anguish. Not only because of the stubbornness with which he often deals, without consulting me and in cavalier disregard of my experience, but above all: on account of the future. I am thinking least of all about my payment, but more about the fruits of my work, and above all on the frightful state of fortuity to which such collections in private ownership are exposed. Perhaps you will find a solution at some point. My lecture went off well, but its true effect will come only when it is published. The plan to publish bibliographies of the first editions of the masters has not yet been secured, but I have been given grounds for hope.

Italy was a great pleasure for me. Had my father sent me there earlier (I first went to Lower Italy in 1913, and again in 1924), I would probably have remained an art historian after all.

In the autumn we shall, I hope, be able to have a good long chat. I am leaving on August 2 to spend a month in Seewalchen on the Attersee, at the Eschenhaus, where my family are very happy.

Please give my best regards to your wife, and receive cordial greetings from your


true devoted
[signed:] O. E. Deutsch

NB: Drei Masken Verlag have just sent Hoboken an invoice for two months (2 copies [of the third Meisterwerk yearbook sold].

© Translation William Drabkin, 2023


PROF. OTTO ERICH DEUTSCH
WIEN II.
Böcklinstraße 26
28. Juli 1929

Lieber verehrter Herr Doktor! 1

Es war sehr lieb, dass Sie sich aus diesem – sehr traurigen – Anlass meiner erinnerten. 2 Auch mein Freund Otto Stoessl hat mich mit solcher Aufmunterung überfallen. Aber ich glaube, es geht nicht. Im Vertrauen sage ich Ihnen, dass Präsident Kux (Vorstandsmitglied der Gesellschaft) schon vor Jahr und Tag, und nicht etwa gegen Mandyczewski, einen Schritt in dieser Sache ohne mein Vorwissen gemacht hat. Er bekam den Bescheid, dass ja schon Anwärter da sind, vor allen Frau Dr. Kraus, der ich wirklich nichts zuleid tun möchte. 3 Sie ist eine subalterne Natur von begrenztem Geiste, aber brav und verlässlich. Solange das Archiv nicht mit neuem Statut und neuen Mitteln gehoben wird, womöglich aber verstaatslicht und am besten mit der MS der Nationalbibliothek vereint, ist auch für mich – wenn man die Einseitigkeit meiner wirklichen Begabung als Archivar ganz ausseracht lässt – dort wenig Ruhm und Frucht zu holen. Dazu kommt noch die ganz miserable Bezahlung, die diese irrationelle Gesellschaft den Archivsbeamten zuteil werden lässt. Ich glaube, Mandyczewski bekam S200 monatlich, da man weit von einer Valorisierung der immer bescheidenen Bezüge entfernt war. Er konnte das durch seine Pension als Staatsbeamter und durch seine Arbeiten für Breitkopf ertragen, war auch sehr anspruchslos. Sachlich gesprochen, könnte ich als Ratgeber natürlich niemals Mandyczewski ersetzen. Als Verwalter der Handschriften und vor allem der Druckwerke könnte ich Besseres leisten, bei den Noten sogar das Beste. Nun interessiert sich auch Kinsky für die Stelle, der mich vertraulich befragt hat. Ich hatte ihn längst im Sinne dafür, da ich an mich gar nicht dachte (vor Kux), aber ich glaube, er kann auf keinen Fall zu den Bedingungen, die der Ges. möglich wären, nach Wien übersiedeln. So steht die Sache. Ich werde im September mit Kux und einem Herrn des Unterricht-Ministeriums, vielleicht auch noch im Juli, sprechen. Aber ich glaube nicht daran.

{2} Gal, der besser ist (menschlich) als die anderen jungen Adler, 4 sprach sehr gut, aber nicht sympathisch nach Kraus und Breitner am Grabe. Ich glaube nicht, dass er sich für die Nachfolge interessiert oder in Betracht käme. Er war Mand. nur also Schüler verbunden. Und – das betone ich ausdrücklich – Mandyczewski war immer sehr gut zu mir! 5 Es ist noch ein junger Dr. Luithlen 6 dort, als Hilfskraft vorläufig, sehr strebsam. Und der alte Dabrowa, den er im Notendienst wohl ablösen soll, vor allem bei dem gefährlichen Verleihamt. Er (Luithlen) ist sehr empfänglich für meine Ratschläge, die er öfters erbat.

Es hat mir leid getan, dass ich Sie im Juni nicht mehr aufsuchen könnte. Ihr Maibrief 7 über die Ravag hat mir sehr wohl getan. Obzwar ich Ast noch einmal, als Antwort, meine Meinung schrieb – in einer bestimmten, aber höflichen Form – hat sich nichts mehr gerührt. Ob die Abende 8 im Herbst wieder aufleben werden, weiss ich nicht. Ich bin matt gesetzt im Handeln, weil mich Wunderer 9 im Stich gelassen hat, wohl auch Romagnoli, 10 mit dem ich bei den Serenaden wieder zusammentraf, ohne dass er die Kammermusiken erwähnte. Ein oder zwei andere sprachen nett davon und hofften auf Fortseztung. Leider bin ich auch an Richtera irre geworden, das heisst: ich glaube, mich in ihm geirrt zu haben. Er ist ein kluger, in seinem Fach wohl tüchtiger, aber als Oeberster [sic] wohl zu glatter Mann, der mehr verspricht, als er hält. Ob es der Mühe wert ist, noch andere Kanonen spielen zu lassen, weiss ich nicht. Ich werde jetzt keine Zeit dazuhaben, weil die Fortsetzung meines Schubertwerkes mir enge Termine auferlegt für das nächste Jahr. Die Sozialdemokraten, die sich im letzten Herbst für mich einsetzten, haben nichts mehr getan.

Uebrigens will ich der Stadt Wien die Idee suggerieren, eine Stadtkapelle als Ersatz für die Burgmusik etc. aufzustellen, nach italienischen Mustern, aber womöglich besser. Die Uniform, wenigstens die militärisch aussehende, wird aber vermieden werden müssen. Ich hörte in Rom, Florenz und Venedig die Abendmusiken der Stadtkapellen immer andächtig an. Das Programm war immer schlechter als bei den Serenaden, die ich hier angeregt und durchgesetzt habe. Das letzte Mal hat mir {3} allerdings Johann Strauss, der nicht dazu passt und den man – der „lästige Witwe“ 11 wegen – verlangt hatte, die Suppe versalzen. Dafür will ich mit Benno Lies Gunst, die ich merkwürdigerweise besitze, schon im Herbst wieder eine richtige Serenade machen, wo u. a. von Mozart ein Stück für vier kleine Orchester 12 gespielt werden soll, auf dem Podium und den drei Balkonen der Nationalbibliothek (Josefplatz, wie immer). Nilius kommt nicht mehr in Frage, wohl aber neben Hager Clemens Kraus.

Mit Hoboken stehe ich gut, aber die Bibliothek ist mir eine ständige Sorge, besser ein Kummer. Nicht nur wegen des Eigensinns, mit dem er oft ohne mich handelt und meine Erfahrung aus Laune in den Wind schlägt, sondern vor allem: wegen der Zukunft. Ich denke dabei wirklich zuletzt an meine Bezahlung, eher an die Früchte meiner Arbeit, vor allem aber an den schrecklichen Zustand des Zufalls, dem solche Sammlungen in Privatbesitz ausgesetzt sind. Vielleicht finden Sie einmal eine Lösung. Mein Vortrag ist gut von Stapel gegangen. Er wird aber erst im Druck wirken können. Der Plan, Bibliographien der Erstdrucke von den Meistern herauszugeben, ist noch nicht gesichert, aber ich habe Hoffnungen bekommen.

Italien war mir ein grosser Genuss. Wenn mein Vater mich früher hingeschickt hätte (ich kam 1913 erst nach Unteritalien, ebenso 1924), so wäre ich vielleicht doch Kunsthistoriker geblieben.

Im Herbst werden wir uns hoffentlich wieder einmal aussprechen können. Ich gehe am 2. August auf einen Monat nach Seewalchen am Attersee, Eschenhaus, wo es den Meinen sehr wohl ergeht.

Bitte, empfehlen Sie mich bestens Ihrer Frau, und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem


treu ergebener
[signed:] O E Deutsch

NB. Der DMV[] schickte Hoboken eine Abrechnung für 2 Monate jetzt (2 Exemplare).

© Transcription William Drabkin, 2023


PROF. OTTO ERICH DEUTSCH
VIENNA II
Böcklinstraße 26
July 28, 1929

Dear revered Dr. [Schenker], 1

It was very kind of you to think of me on this – very sad – occasion. 2 My friend Otto Stoessl also bombarded me with such encouragement. But I believe that it will not work. In confidence, I can tell you that President Kux (a member of the Board of Directors of the Society) has already taken a step in this matter, without my prior knowledge of it, and not really in opposition to Mandyczewski. He had heard that there were already contenders [for the post], above all Dr. Kraus, a lady to whom I really do not wish any harm. 3 She is by nature a subservient figure, of limited intellect, but dutiful and trustworthy. So long as the Archive is not raised by a new statute and new financial means, best of all made into a state institution and joined with the music division of the National Library, then even for me there is little fame and fortune to be gotten there – even if I disregard the onesidedness of my true gift as an archivist. To this is also added the thoroughly miserable payment which this irrational Society confers on its archival officers. I believe that Mandyczewski received 200 shillings per month, one was far from being able to make a value adjustment to the emoluments, which were always modest. He could survive this from his pension as a state official, and from his work for Breitkopf; and he was also very undemanding. Objectively speaking, I could of course never replace Mandyczewski as an advisor. As custodian of the manuscripts and, above all, the printed materials, I could accomplish better things, with the printed music even the best. Now Kinsky, too, is interested in the post; he questioned me about it, in confidence. I had him in mind for it for a long time, as I was not thinking at all about myself (in the face of Kux); but I believe that on no account could he relocate to Vienna under conditions that would be acceptable to the Society. That is how the matter now stands. In September I shall speak with Kux and a gentleman at the Ministry of Education, perhaps I shall do so even in July. But I am not optimistic.

{2} Gal, who is better (from a human point of view) than the other young eagles, 4 spoke very well at the graveside, but not in a sympathetic way after Kraus and Breitner. I do not believe that he would be interested in the post or even consider it. He was connected to Mandyczewski only as a pupil. And – I emphasize this expressly – Mandyczewski was always very good to me! 5 There is another youth there, Dr. Luithlen, 6 at present an assistant, very assiduous. And old Dabrowa, whom he ought probably to replace in the musical scores department, above all in the dangerous office of the lending of scores. He (Luithlen) is very receptive to my advice, which he has often sought.

I was sorry that I was no longer able to look you up in June. Your letter of May 7 about Austrian Radio did me a power of good. Although I gave my opinion again to Ast, in reply – in a forthright way, but politely – nothing more has changed. Whether the evenings 8 will be revived in the autumn, I don’t know. I have been checkmated in my dealing, as Wunderer 9 abandoned me, and probably also Romagnoli, 10 whom I met again at the outdoor evening concerts, without his mentioning the chamber music programs. One or two others spoke nicely about them and hoped that they would continue. Unfortunately I have also lost faith in Richtera; that is, I believe that I was mistaken about him. He is intelligent, and probably proficient in his discipline, but as the chief he is perhaps too slippery a person, who promises more than he can make good. Whether it is worth firing other cannons, I do not know. I will not now have any time for that, as the continuation of my work on Schubert has set me strict deadlines for the coming year. The Social Democrats, who supported my cause last autumn, have done nothing more.

In addition, I want to suggest that the city of Vienna forms a town ensemble as a replacement for the Burgmusik, on Italian models, but better if possible. Uniforms however, especially those that have a military appearance, will have to be avoided. In Rome, Florence and Venice I always listened attentively to the evening concerts of the town ensembles. The programs were always worse than the serenades that I proposed and mounted. The last time, {3} at any rate, Johann Strauss, who does not belong there and whom I was asked to include – on account of the “tiresome widow” 11 – spoiled things for me. To make up for this I shall use Benno Lies’s favor which, remarkably, I possess, to make a proper serenade as early as this autumn where, among other things, a piece by Mozart for four small orchestras 12 is to be played, on the podium and the three balconies of the National Library (Josefplatz, as always). Nilius is no longer eligible, but Clemens Kraus is a possibility, alongside Hager.

I am on good terms with Hoboken, but his library is a constant source of concern or, better, anguish. Not only because of the stubbornness with which he often deals, without consulting me and in cavalier disregard of my experience, but above all: on account of the future. I am thinking least of all about my payment, but more about the fruits of my work, and above all on the frightful state of fortuity to which such collections in private ownership are exposed. Perhaps you will find a solution at some point. My lecture went off well, but its true effect will come only when it is published. The plan to publish bibliographies of the first editions of the masters has not yet been secured, but I have been given grounds for hope.

Italy was a great pleasure for me. Had my father sent me there earlier (I first went to Lower Italy in 1913, and again in 1924), I would probably have remained an art historian after all.

In the autumn we shall, I hope, be able to have a good long chat. I am leaving on August 2 to spend a month in Seewalchen on the Attersee, at the Eschenhaus, where my family are very happy.

Please give my best regards to your wife, and receive cordial greetings from your


true devoted
[signed:] O. E. Deutsch

NB: Drei Masken Verlag have just sent Hoboken an invoice for two months (2 copies [of the third Meisterwerk yearbook sold].

© Translation William Drabkin, 2023

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker’s diary for July 30, 1929: “Von Deutsch (Br.): Mandyczewski habe 200 S. monatlich gehabt! Beklagt sich über Launen bei v. Hoboken” (“From Deutsch (letter): Mandyczewski earned 200 shillings per month! He complains about Hoboken’s mood”).

2 Schenker’s diary for July 20, 1929 records the writing of a letter to Deutsch which is summarized as follows: “An Deutsch (Br.): möchte glauben, daß Mandyczewski’s Stelle für ihn passend wäre” (“To Deutsch (letter): I should like to think that Mandyczewski’s post would suit him”).

3 Hedwig Kraus succeeded Eusebius Mandyczewski in 1930 as the head archivist at the Gesellschaft der Musikfreunde. Her father had been Vice-President of the Society from 1908 to 1912.

4 "die anderen jungen Adler": a pun on the name of the Professor of Music at the University of Vienna, Guido Adler, who supervised the doctoral work of most Austrian musicologists in the early 20th century, including Gal’s on Beethoven’s early style (1913).

5 Deutsch may be emphasizing this because he was aware that Schenker had not trusted Mandyczewski entirely; see Schenker’s letters to Moriz Violin, October 6 and November 8, 1924 (OJ 6/7, [10] and OJ 6/7, [12]).

6 Viktor Luithlen (1901–1987) received his doctorate at the University of Vienna in 1927 and began working that year as a librarian at the Gesellschaft der Musikfreunde.

7 For this letter from Schenker to Deutsch, May 10, 1929 (which does not survive), see Deutsch’s reply, OJ 10/3, [102] of May 13, footnote 2.

8 The evening broadcasts of music performed by a “chamber ensemble” of professors from the Vienna Academy, which Deutsch coordinated and with whom he collaborated.

9 Alexander Wunderer, Professor of oboe at the Vienna Academy and the leader of Deutsch’s “Kammerensemble.”

10 Karl Romagnoli, the second horn player in Deutsch’s “Kammerensemble.”

11 A pun on the title of Franz Lehár’s operetta Die lustige Witwe (The Merry Widow).

12 Notturno in D major, K. 286.