10. Oktober 1923 Bedeckt.

— Von Frl. Caland Buch u. Brief: dankt für den Tonwillen u. den Brief an ihren Verleger usw. — Für die Konferenz festgelegt: für den Direktor, Dittoni u. Heinsheimer auf besonderen Zetteln. — Von Bamberger (K. aus Finnland): wurde sogar für ein Konzert verpflichtet ohne eigenes Risiko, die Programme stehen noch nicht fest. – im P.S. meldet er, seine Schwester habe ihm geschrieben, daß Klenau in der Chorprobe usw. — 1 Von 4½–6h bei Hertzka. Stelle die Vorlage Steingräber zurück; zeige ihm die V. für Kalmus; er gesteht, was übrigens in 14 Tagen veröffentlicht werden wird, die Verbindung mit der U.-E., er selbst sei Verwaltungsrat – es sei ihm deshalb diese Frage durchaus nicht gleichgiltig. Er macht auch den Antrag, I – IX von Beethoven zu übernehmen, zieht sich aber gleich zurück, wie ich nur die Handschriften in den Vordergrund stelle. Door wird abgebaut, der Rest „zu den Fidschi-Insulanern“ geschickt. Ich zeige ihm das Caland-Album u. Buch, 2 das Buch 3 von Vrieslander (um ihn für meine Forderung nach mehr „ Tonwillen “ mürbe zu machen). Ich erwähne, daß Furtwängler von einem in Berlin erschienenen Aufsatz sprach, den H. aber schon kannte; er verspricht Furtwängler um ein paar Zeilen für den „ Anbruch {2581} zu bitten, fügt aber gleich hinzu: „F. ist ein Feigling“! Ich bestelle zwei Stundenbücher: Bach–Kurth 4 u. Palestrina–Einstein, Busoni II, 1, 2, die er gleich auszufolgen in der Lage ist, dazu "Krise in der Harmonie" (?) von Kurth, 5 bei Hesse. Endlich gehen wir zum Hauptthema über, zum Tonwillen! Ich rolle die Frage des Doppelheftes 6 auf, worauf er mich mit dem Antrag überrascht, jetzt zwei Hefte fast gleichzeitig hinauszuschicken u. dann gleich mit einer "Vierteljahrschrift" einzusetzen, auch auf dem Titel als solche einbekannt. Nun bin ich die engen Fesseln los, u. ich freue mich, in die Sonatenwelt hinauszusteuern. Auch gewinnt Bd. IV dadurch engere Formen, in denen allein er zu fassen möglich ist! 7

Von Frl. Rothe erhalte ich die Vrieslander-Bach-Manuscripte zurück u. hinterlasse einen Zettel, auf dem ich noch andere Forderungen angemerkt habe. Dr. Heinsheimer übergebe ich gegen Bestätigung die Sammelmappe u. das Vrieslander-Buch. Wir setzen die Preise für die Sonaten fest: Einheitspreis eine Goldmark, ausgenommen die vier kleinen u. op. 106 (50 ₰ 8 u. 2 Mark). Erhalte das Vorwort zur Gesamtausgabe im Bürstenabzug, das noch in zwei Sprachen gedruckt wird. H. erzählt mir auch von der Verehrung Klenaus für mich u. fragt, ob er uns gelegentlich besuchen könnte in Erwiderung unserer Besuche, u. da er diese Selbsteinladung mit den Worten beginnt „ . . ich traue mich nicht, Sie einzuladen“, wird mir zur Pflicht zu sagen, daß wir uns freuen würden, zu ihm zu kommen, nur bitte ich seine Frau, politische Themen aus dem Spiele zu lassen, da ich kein Politiker bin. Beim Weggehen wiederholt er die Einladung u. fragt, ob uns Klenau angenehm wäre, was wir mit Vergnügen annehmen. — 9 Unter dem Eindruck der furchtbaren Nachrichten aus Deutschland fasse ich den Plan eines Haydn-Trio-Abends mit Pollak u. Buxbaum zugunsten deutscher Künstler, in einem vornehmen Hause, per Person eine Million Kronen. — Beim Durchblättern der Trios gerate ich in große Un- {2583} ruhe, die Lie-Liechen schließlich zu arg wird!

© Transcription Marko Deisinger.

October 10, 1923 Overcast.

— Book and letter from Miss Caland: she thanks [me] for Tonwille and for the letter to her publisher, etc. — Written up for the meeting: for the director, Dittoni and Heinsheimer on special slips of paper. — From Bamberger (postcard from Finland): was even engaged for a concert without risk of his own, the programs are not yet set. – he reports in P.S. that his sister wrote to him that Klenau in the chorus rehearsal, etc. — 1 From 4:30 to 6:00 at Hertzka's office, I return the Steingräber model; I show him the Fifth for Kalmus; he admits, what incidentally will be made public in fourteen days, the connection to UE, he himself is a member of the administrative board – for this reason, the question is not at all insignificant to him. He makes an offer to take over I–IX by Beethoven, but pulls back right away when I emphasize only the manuscript. Door will be let go, the others sent "to the Fiji islanders." I show him the Caland album and book 2 , the book by Vrieslander 3 (to make him pliable for my request for more Tonwillen ). I mention that Furtwängler spoke about an article published in Berlin, but Hertzka was already familiar with it; he promises to ask Furtwängler for a few lines for Anbruch , {2581} but adds right away: "Furtwängler is a coward!" I order two lesson books: Bach–Kurth 4 and Palestrina–Einstein, Busoni II, 1, 2, which he is able to deliver right away, plus "Crisis in Harmony" (?) by Kurth, 5 at Hesse. We finally switch to the main topic, to Tonwille! I roll out the question of a double issue, 6 and in response he surprises me with the offer, to send out two issues nearly simultaneously now and then to start releasing a "quarterly publication" right away, also reflecting this in the title. Now I am free of the tight constraints and I am happy to steer toward the world of sonatas. Volume IV thereby also takes on more narrow forms in which only it can be realized! 7

I receive the Vrieslander–Bach manuscripts back from Miss Rothe and leave a slip of paper on which I have noted the other demands. I give Dr. Heinsheimer the collection folder and the Vrieslander book in exchange for a receipt. We set the prices for the sonatas : the price for individual sonatas one gold mark, except for the four short ones and Op. 106 (50 ₰ 8 and 2 marks). Receive the Foreword to the complete edition as proof sheets, that will still be printed in two languages. Heinsheimer also tells me about Klenau’s adoration of me and asks whether he could visit us occasionally in return for our visits, and since he begins this self-invitation by saying ". . I do not have the courage to invite you," I am obligated to say that we would be happy to come to visit him, but I ask his wife to steer clear of political topics because I am not a politician. As he is leaving, he repeats the invitation and asks whether Klenau would be pleasing to us, which we accept with pleasure. — 9 Under the influence of the horrible news from Germany, I develop a plan for a Haydn trio evening with Pollak and Buxbaum to benefit German artists, in a well-to-do house, one million Kronen per person. — While paging through the trios I slip into a nervous {2583} fit, which ultimately gets too serious for Lie-Liechen!

© Translation Scott Witmer.

10. Oktober 1923 Bedeckt.

— Von Frl. Caland Buch u. Brief: dankt für den Tonwillen u. den Brief an ihren Verleger usw. — Für die Konferenz festgelegt: für den Direktor, Dittoni u. Heinsheimer auf besonderen Zetteln. — Von Bamberger (K. aus Finnland): wurde sogar für ein Konzert verpflichtet ohne eigenes Risiko, die Programme stehen noch nicht fest. – im P.S. meldet er, seine Schwester habe ihm geschrieben, daß Klenau in der Chorprobe usw. — 1 Von 4½–6h bei Hertzka. Stelle die Vorlage Steingräber zurück; zeige ihm die V. für Kalmus; er gesteht, was übrigens in 14 Tagen veröffentlicht werden wird, die Verbindung mit der U.-E., er selbst sei Verwaltungsrat – es sei ihm deshalb diese Frage durchaus nicht gleichgiltig. Er macht auch den Antrag, I – IX von Beethoven zu übernehmen, zieht sich aber gleich zurück, wie ich nur die Handschriften in den Vordergrund stelle. Door wird abgebaut, der Rest „zu den Fidschi-Insulanern“ geschickt. Ich zeige ihm das Caland-Album u. Buch, 2 das Buch 3 von Vrieslander (um ihn für meine Forderung nach mehr „ Tonwillen “ mürbe zu machen). Ich erwähne, daß Furtwängler von einem in Berlin erschienenen Aufsatz sprach, den H. aber schon kannte; er verspricht Furtwängler um ein paar Zeilen für den „ Anbruch {2581} zu bitten, fügt aber gleich hinzu: „F. ist ein Feigling“! Ich bestelle zwei Stundenbücher: Bach–Kurth 4 u. Palestrina–Einstein, Busoni II, 1, 2, die er gleich auszufolgen in der Lage ist, dazu "Krise in der Harmonie" (?) von Kurth, 5 bei Hesse. Endlich gehen wir zum Hauptthema über, zum Tonwillen! Ich rolle die Frage des Doppelheftes 6 auf, worauf er mich mit dem Antrag überrascht, jetzt zwei Hefte fast gleichzeitig hinauszuschicken u. dann gleich mit einer "Vierteljahrschrift" einzusetzen, auch auf dem Titel als solche einbekannt. Nun bin ich die engen Fesseln los, u. ich freue mich, in die Sonatenwelt hinauszusteuern. Auch gewinnt Bd. IV dadurch engere Formen, in denen allein er zu fassen möglich ist! 7

Von Frl. Rothe erhalte ich die Vrieslander-Bach-Manuscripte zurück u. hinterlasse einen Zettel, auf dem ich noch andere Forderungen angemerkt habe. Dr. Heinsheimer übergebe ich gegen Bestätigung die Sammelmappe u. das Vrieslander-Buch. Wir setzen die Preise für die Sonaten fest: Einheitspreis eine Goldmark, ausgenommen die vier kleinen u. op. 106 (50 ₰ 8 u. 2 Mark). Erhalte das Vorwort zur Gesamtausgabe im Bürstenabzug, das noch in zwei Sprachen gedruckt wird. H. erzählt mir auch von der Verehrung Klenaus für mich u. fragt, ob er uns gelegentlich besuchen könnte in Erwiderung unserer Besuche, u. da er diese Selbsteinladung mit den Worten beginnt „ . . ich traue mich nicht, Sie einzuladen“, wird mir zur Pflicht zu sagen, daß wir uns freuen würden, zu ihm zu kommen, nur bitte ich seine Frau, politische Themen aus dem Spiele zu lassen, da ich kein Politiker bin. Beim Weggehen wiederholt er die Einladung u. fragt, ob uns Klenau angenehm wäre, was wir mit Vergnügen annehmen. — 9 Unter dem Eindruck der furchtbaren Nachrichten aus Deutschland fasse ich den Plan eines Haydn-Trio-Abends mit Pollak u. Buxbaum zugunsten deutscher Künstler, in einem vornehmen Hause, per Person eine Million Kronen. — Beim Durchblättern der Trios gerate ich in große Un- {2583} ruhe, die Lie-Liechen schließlich zu arg wird!

© Transcription Marko Deisinger.

October 10, 1923 Overcast.

— Book and letter from Miss Caland: she thanks [me] for Tonwille and for the letter to her publisher, etc. — Written up for the meeting: for the director, Dittoni and Heinsheimer on special slips of paper. — From Bamberger (postcard from Finland): was even engaged for a concert without risk of his own, the programs are not yet set. – he reports in P.S. that his sister wrote to him that Klenau in the chorus rehearsal, etc. — 1 From 4:30 to 6:00 at Hertzka's office, I return the Steingräber model; I show him the Fifth for Kalmus; he admits, what incidentally will be made public in fourteen days, the connection to UE, he himself is a member of the administrative board – for this reason, the question is not at all insignificant to him. He makes an offer to take over I–IX by Beethoven, but pulls back right away when I emphasize only the manuscript. Door will be let go, the others sent "to the Fiji islanders." I show him the Caland album and book 2 , the book by Vrieslander 3 (to make him pliable for my request for more Tonwillen ). I mention that Furtwängler spoke about an article published in Berlin, but Hertzka was already familiar with it; he promises to ask Furtwängler for a few lines for Anbruch , {2581} but adds right away: "Furtwängler is a coward!" I order two lesson books: Bach–Kurth 4 and Palestrina–Einstein, Busoni II, 1, 2, which he is able to deliver right away, plus "Crisis in Harmony" (?) by Kurth, 5 at Hesse. We finally switch to the main topic, to Tonwille! I roll out the question of a double issue, 6 and in response he surprises me with the offer, to send out two issues nearly simultaneously now and then to start releasing a "quarterly publication" right away, also reflecting this in the title. Now I am free of the tight constraints and I am happy to steer toward the world of sonatas. Volume IV thereby also takes on more narrow forms in which only it can be realized! 7

I receive the Vrieslander–Bach manuscripts back from Miss Rothe and leave a slip of paper on which I have noted the other demands. I give Dr. Heinsheimer the collection folder and the Vrieslander book in exchange for a receipt. We set the prices for the sonatas : the price for individual sonatas one gold mark, except for the four short ones and Op. 106 (50 ₰ 8 and 2 marks). Receive the Foreword to the complete edition as proof sheets, that will still be printed in two languages. Heinsheimer also tells me about Klenau’s adoration of me and asks whether he could visit us occasionally in return for our visits, and since he begins this self-invitation by saying ". . I do not have the courage to invite you," I am obligated to say that we would be happy to come to visit him, but I ask his wife to steer clear of political topics because I am not a politician. As he is leaving, he repeats the invitation and asks whether Klenau would be pleasing to us, which we accept with pleasure. — 9 Under the influence of the horrible news from Germany, I develop a plan for a Haydn trio evening with Pollak and Buxbaum to benefit German artists, in a well-to-do house, one million Kronen per person. — While paging through the trios I slip into a nervous {2583} fit, which ultimately gets too serious for Lie-Liechen!

© Translation Scott Witmer.

Footnotes

1 Jeanette inserts an emdash then continues writing without paragraph break.

2 Elizabeth Caland, Die Ausnützung der Kraftquellen beim Klavierspiel (Magdeburg: 2/1922), a copy of which was in Schenker's library at his death.

3 Otto Vrieslander, C. Ph. E. Bach (Munich: Piper, 1923).

4 Presumably Ernst Kurth, Grundlagen des linearen Kontrapunkts: Einführung in Stil und Technik von Bach's melodischer Polyphonie (Bern: Max Drechsel, 1917; Berlin: Max Hesse, 1922).

5 Ernst Kurth, Romantische Harmonik und ihre Krise in Wagners „Tristan“ (Bern and Leipzig: Paul Haupt, 1920; Berlin: Max Hesse, 1922).

6 Schenker is proposing that issues 5 and 6 of Tonwille be released as a double-issue in order that the entire remainder of his article on Beethoven's Fifth Symphony can be published together.

7 Jeanette continues writing without emdash and without paragraph break.

8 ₰: Symbol for Pfennig (small-denomination coin).

9 Jeanette inserts an emdash then continues writing without paragraph break.