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14. IV. 19

Morgen“: Münchner Räteregierung gestürzt! 1 — Die Diktatur der Sieger – unerhörte Friedensbedingungen der Entente gegen Deutschland 2 (nun beginnt es sogar in den Journalistenköpfen zu dämmern was ich immer wieder betont habe: daß die Entente {175} herostratische Zwecke verfolgt. Sie hat es angelegt auf Zerstörung der europäischen Völker, weil sie selbst in diesem kleinen Erdenwinkel keine Geschäfte von Wichtigkeit betreibt. Die Sozialdemokraten begingen aber für alle ewigen Zeiten den schadenvollen verrat anzunehmen, es müßte auch bei den westlichen Demokratien die nationale Idee zurücktreten. Ihre Eselei geht nun noch einmal so weit, trotzdem sie durch die bisherige Haltung zur genüge belehrt wurden, auf eine bolschewistische Ansteckung zu hoffen. Natürlich wird diese Hoffnung der Esel zuschanden werden, weil es keinem Proletarier der westlichen Länder auch nur im Traume einfällt antinational zu sein u. im Augenblick des Sieges überflüssigerweise die Schmach des Bolschewismus auf sich zu laden.[)] — Von der Volkswehr zur Miliz 3 (verlegene Kritik dieser Institution, die auch wieder eine Eselleistung der Sozialdemokratie war. Immer deutlicher wird, daß Italien einen Abbau derselben gefordert hat, um Deutsch-Oesterreich selbst dieser wenigen Soldaten zu entblößen für den Augenblick der Verkündigung der Friedensbedingungen u. um Vorteile daraus zu ziehen, daß die übrigen Nationalstaaten mit ihren Heeren sich einem wehrlosen Deutsch-Oesterreich gegenüber leicht [illeg]Respekt für die Friedensbedingungen zu verschaffen in der Lage sein wird [recte werden].[)] — „Was zu viel ist, ist zu viel“ 4 (Kritik am ungarischen Bolschewismus.[)] — Dummheiten der Woche 5 [–] „Diktatur[“] (ein Gedicht von Guttmann.[)] 6 — „N. Fr. Pr.“ (Abendbl.): Meldung über schwere Friedenbedingungen: französisches Eigentum am Saarbecken u. 125 Millionen Fr. Entschädigung! 7 — Zur Ermordung des Ministers Neuring (in Folge eines falschen Gerüchtes!). 8 — Reichsfinanzminister Schiffer aus Anlass seines Rücktrittes: „Wir haben keinen Grund zu verzweifeln, so lange nicht sinnlose Forderungen an uns ge- {176} stellt werden, sei es von der Entente, sei es von unverantwortlichen Elementen unseres Volkes, die die Lage nicht übersehen können“. 9 — Auffassung der Friedensfrage in Berlin 10 (man beginnt zu begreifen, daß der Plan Wilsons gescheitert ist!). — Kein Verzicht Deutschlands auf seine Kolonien (nach Erklärung des Kolonial-Ministers Bell). 11 — Der Entwurf des Völkerbundes. 12 Richard Strauß an Karpath: Bleibe beim Vertrag. 13 — „N. W. Journal“ (Mittagbl): Aufruf von Leonid Andrejew: „Rettet uns“ (gegen Wilson – stark „weil er gefahrlos zwei Ozeane durchschiffen konnte, den atlantischen u. den Ozean russischen Blutes, der zur Verteidigung der Sache der Entente geflossen ist“ „ . . sind an deinem Blut nicht Wilson u. Lloyd-George Schuld?“ . . „die Unentschlossenheit u. das Doppelspiel, das „die Führer der Weltpolitik“ spielen, verhindern uns, einen bestimmten Standpunkt einzunehmen“ usw. 14 — Bolschewismus in Egypten (General Allanby mit Tanks u. Aeroplanen.). 15 — „Arb. Ztg.“ Zur Friedenskonferenz (Art der Wiedergabe empörend neutral!). 16 — „W. Allg. Ztg.“ Ueber Stefan Zweigs Bekenntnis zu Romain Rolland. 17 — „Abend“: Für die Abschaffung der Reifeprüfung. 18 — Gasthauspreise in Innsbruck 19 (überaus billig!).

© Transcription Marko Deisinger.

April 14, 1919.

Der Morgen : Munich Government of Councils falls! 1 — The dictatorship of the victors – unimaginable peace demands made by the Entente against Germany 2 (now what I have been saying all along finally begins to dawn in the heads of journalists: that the Entente {175} is pursuing a course of infamy. They have been intent on destroying the peoples of Europe because they themselves are not pursuing any matters of importance in this small corner of the world. But the social democrats committed the damaging betrayal, for all time to come, to accept that the idea of nation must be rescinded even by the Western democracies. Their folly now goes so far, in spite of their being sufficiently taught by their previous behavior, as to hope for a Bolshevist contamination. Naturally the fool will wreck this hope, because it would never occur to any proletarian of the Western world, even in his dreams, to be anti-national, and, in the moment of victory, to unnecessarily burden himself with the ignominy of Bolshevism. — From People's Army to militia 3 (embarrassed critique of this institution, which was another foolish accomplishment of social democracy. It is becoming ever clearer that Italy is demanding a disbandment of this so that it can divest German Austria even of these few soldiers, for the moment of the proclamation of the peace conditions and to take advantage of the fact that the other national states, faced with a defenseless German Austria, will be in the position of being able to easily create respect for the peace conditions.) — "What Is Too Much Is Too Much" 4 (criticism of Hungarian Bolshevism). — ["]Stupidities of the Week.["] 5 [–] "Dictatorship" (a poem by Guttmann). 6 Neue freie Presse (evening edition): report of severe peace conditions: French property in the Saar and 125 million francs compensation! 7 — On the assassination of Minister Neuring (as a consequence of a false rumor!). 8 — Imperial Finance Minister Schiffer on the occasion of his retirement: "We have no reason to doubt, so long as senseless demands are not placed upon us, {176} whether from the Entente or from irresponsible elements of our people, who cannot oversee the situations." 9 — Interpretation of the matter of peace in Berlin 10 (one begins to grasp that Wilson's plan has failed!). — Germany will not give up its colonies (according to colonial minister Bell). 11 — The draft of the League of Nations. 12 Richard Strauss to Karpath: he will honor his contract. 13 Neues Wiener Journal (midday edition), appeal from Leonid Andreyev: "Save Us" (against Wilson – strong, "because he can cross two oceans without encountering danger, the Atlantic and the ocean of Russian blood that has flowed for the defense of the Entente's interests" "…are not Wilson and Lloyd George responsible for your blood?" … "the indecisiveness, and the duplicity that 'the leaders of world politics' play, prevent us from adopting a definite standpoint," etc. 14 — Bolshevism in Egypt (General Allanby with tanks and airplanes.). 15 Arbeiter-Zeitung : on the peace conference (the manner of reporting shockingly neutral!). 16 Wiener Allgemeine Zeitung : on Stefan Zweig's belief in Romain Rolland. 17 Der Abend : in favor of the abolition of the school-leaving examination. 18 — Price of hotel accommodation in Innsbruck 19 (cheap everywhere!).

© Translation William Drabkin.

14. IV. 19

Morgen“: Münchner Räteregierung gestürzt! 1 — Die Diktatur der Sieger – unerhörte Friedensbedingungen der Entente gegen Deutschland 2 (nun beginnt es sogar in den Journalistenköpfen zu dämmern was ich immer wieder betont habe: daß die Entente {175} herostratische Zwecke verfolgt. Sie hat es angelegt auf Zerstörung der europäischen Völker, weil sie selbst in diesem kleinen Erdenwinkel keine Geschäfte von Wichtigkeit betreibt. Die Sozialdemokraten begingen aber für alle ewigen Zeiten den schadenvollen verrat anzunehmen, es müßte auch bei den westlichen Demokratien die nationale Idee zurücktreten. Ihre Eselei geht nun noch einmal so weit, trotzdem sie durch die bisherige Haltung zur genüge belehrt wurden, auf eine bolschewistische Ansteckung zu hoffen. Natürlich wird diese Hoffnung der Esel zuschanden werden, weil es keinem Proletarier der westlichen Länder auch nur im Traume einfällt antinational zu sein u. im Augenblick des Sieges überflüssigerweise die Schmach des Bolschewismus auf sich zu laden.[)] — Von der Volkswehr zur Miliz 3 (verlegene Kritik dieser Institution, die auch wieder eine Eselleistung der Sozialdemokratie war. Immer deutlicher wird, daß Italien einen Abbau derselben gefordert hat, um Deutsch-Oesterreich selbst dieser wenigen Soldaten zu entblößen für den Augenblick der Verkündigung der Friedensbedingungen u. um Vorteile daraus zu ziehen, daß die übrigen Nationalstaaten mit ihren Heeren sich einem wehrlosen Deutsch-Oesterreich gegenüber leicht [illeg]Respekt für die Friedensbedingungen zu verschaffen in der Lage sein wird [recte werden].[)] — „Was zu viel ist, ist zu viel“ 4 (Kritik am ungarischen Bolschewismus.[)] — Dummheiten der Woche 5 [–] „Diktatur[“] (ein Gedicht von Guttmann.[)] 6 — „N. Fr. Pr.“ (Abendbl.): Meldung über schwere Friedenbedingungen: französisches Eigentum am Saarbecken u. 125 Millionen Fr. Entschädigung! 7 — Zur Ermordung des Ministers Neuring (in Folge eines falschen Gerüchtes!). 8 — Reichsfinanzminister Schiffer aus Anlass seines Rücktrittes: „Wir haben keinen Grund zu verzweifeln, so lange nicht sinnlose Forderungen an uns ge- {176} stellt werden, sei es von der Entente, sei es von unverantwortlichen Elementen unseres Volkes, die die Lage nicht übersehen können“. 9 — Auffassung der Friedensfrage in Berlin 10 (man beginnt zu begreifen, daß der Plan Wilsons gescheitert ist!). — Kein Verzicht Deutschlands auf seine Kolonien (nach Erklärung des Kolonial-Ministers Bell). 11 — Der Entwurf des Völkerbundes. 12 Richard Strauß an Karpath: Bleibe beim Vertrag. 13 — „N. W. Journal“ (Mittagbl): Aufruf von Leonid Andrejew: „Rettet uns“ (gegen Wilson – stark „weil er gefahrlos zwei Ozeane durchschiffen konnte, den atlantischen u. den Ozean russischen Blutes, der zur Verteidigung der Sache der Entente geflossen ist“ „ . . sind an deinem Blut nicht Wilson u. Lloyd-George Schuld?“ . . „die Unentschlossenheit u. das Doppelspiel, das „die Führer der Weltpolitik“ spielen, verhindern uns, einen bestimmten Standpunkt einzunehmen“ usw. 14 — Bolschewismus in Egypten (General Allanby mit Tanks u. Aeroplanen.). 15 — „Arb. Ztg.“ Zur Friedenskonferenz (Art der Wiedergabe empörend neutral!). 16 — „W. Allg. Ztg.“ Ueber Stefan Zweigs Bekenntnis zu Romain Rolland. 17 — „Abend“: Für die Abschaffung der Reifeprüfung. 18 — Gasthauspreise in Innsbruck 19 (überaus billig!).

© Transcription Marko Deisinger.

April 14, 1919.

Der Morgen : Munich Government of Councils falls! 1 — The dictatorship of the victors – unimaginable peace demands made by the Entente against Germany 2 (now what I have been saying all along finally begins to dawn in the heads of journalists: that the Entente {175} is pursuing a course of infamy. They have been intent on destroying the peoples of Europe because they themselves are not pursuing any matters of importance in this small corner of the world. But the social democrats committed the damaging betrayal, for all time to come, to accept that the idea of nation must be rescinded even by the Western democracies. Their folly now goes so far, in spite of their being sufficiently taught by their previous behavior, as to hope for a Bolshevist contamination. Naturally the fool will wreck this hope, because it would never occur to any proletarian of the Western world, even in his dreams, to be anti-national, and, in the moment of victory, to unnecessarily burden himself with the ignominy of Bolshevism. — From People's Army to militia 3 (embarrassed critique of this institution, which was another foolish accomplishment of social democracy. It is becoming ever clearer that Italy is demanding a disbandment of this so that it can divest German Austria even of these few soldiers, for the moment of the proclamation of the peace conditions and to take advantage of the fact that the other national states, faced with a defenseless German Austria, will be in the position of being able to easily create respect for the peace conditions.) — "What Is Too Much Is Too Much" 4 (criticism of Hungarian Bolshevism). — ["]Stupidities of the Week.["] 5 [–] "Dictatorship" (a poem by Guttmann). 6 Neue freie Presse (evening edition): report of severe peace conditions: French property in the Saar and 125 million francs compensation! 7 — On the assassination of Minister Neuring (as a consequence of a false rumor!). 8 — Imperial Finance Minister Schiffer on the occasion of his retirement: "We have no reason to doubt, so long as senseless demands are not placed upon us, {176} whether from the Entente or from irresponsible elements of our people, who cannot oversee the situations." 9 — Interpretation of the matter of peace in Berlin 10 (one begins to grasp that Wilson's plan has failed!). — Germany will not give up its colonies (according to colonial minister Bell). 11 — The draft of the League of Nations. 12 Richard Strauss to Karpath: he will honor his contract. 13 Neues Wiener Journal (midday edition), appeal from Leonid Andreyev: "Save Us" (against Wilson – strong, "because he can cross two oceans without encountering danger, the Atlantic and the ocean of Russian blood that has flowed for the defense of the Entente's interests" "…are not Wilson and Lloyd George responsible for your blood?" … "the indecisiveness, and the duplicity that 'the leaders of world politics' play, prevent us from adopting a definite standpoint," etc. 14 — Bolshevism in Egypt (General Allanby with tanks and airplanes.). 15 Arbeiter-Zeitung : on the peace conference (the manner of reporting shockingly neutral!). 16 Wiener Allgemeine Zeitung : on Stefan Zweig's belief in Romain Rolland. 17 Der Abend : in favor of the abolition of the school-leaving examination. 18 — Price of hotel accommodation in Innsbruck 19 (cheap everywhere!).

© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 "Die Münchner Räteregierung gestürzt. Durch die Münchner regierungstreue Garnison," in: Der Morgen, No. 15, April 14, 1919, 10th year, p. 1.

2 "Die Diktatur der Sieger. Unerhörte Friedensbedingungen der Entente gegen Deutschland," in: Der Morgen, No. 15, April 14, 1919, 10th year, p. 2.

3 Richard Charmatz, "Von der Volkswehr zur Miliz," in: Der Morgen, No. 15, April 14, 1919, 10th year, pp. 5-6.

4 Judex, Was zu viel ist, ist zu viel, in: Der Morgen, No. 15, April 14, 1919, 10th year, p. 6.

5 "Dummheiten der Woche," in: Der Morgen, No. 15, April 14, 1919, 10th year, p. 7.

6 Richard Guttmann, Die Diktatur, in: Der Morgen, No. 15, April 14, 1919, 10th year, p. 9.

7 "Meldungen über schwere Friedenbedingungen. Französisches Eigentum am Saarbecken und 125 Millionen Francs Entschädigung," in: Neue Freie Presse, No. 19626, April 14, 1919, p. 1.

8 "Die Ermordung Neurings infolge eines falschen Gerüchtes," in: Neue Freie Presse, No. 19626, April 14, 1919, p. 3.

9 "Reichsfinanzminister Schiffer über seinen Rücktritt," in: Neue Freie Presse, No. 19626, April 14, 1919, p. 4.

10 "Die Friedensfrage. Die Auffassung in Berlin," in: Neue Freie Presse, No. 19626, April 14, 1919, p. 4.

11 "Kein Verzicht Deutschlands auf seine Kolonien. Erklärungen des Kolonialministers Bell," in: Neue Freie Presse, No. 19626, April 14, 1919, p. 4.

12 "Der Entwurf des Völkerbundes," in: Neue Freie Presse, No. 19626, April 14, 1919, p. 4.

13 "Richard Strauß und die Wiener Oper. Kein Rücktritt vom Vertrag," in: Neue Freie Presse, No. 19626, April 14, 1919, p. 6.

14 v. A., Rettet uns! Ein Aufruf von Leonid Andrejew, in: Neues Wiener Journal, No. 9141, April 14, 1919, 27th year, pp. 3-4.

15 Dr. H. B., Bolschewismus in Aegypten. Tanks und Aëroplanen zu seiner Bekämpfung, in: Neues Wiener Journal, No. 9141, April 14, 1919, 27th year, p. 4.

16 "Die Friedenskonferenz," in: Arbeiter-Zeitung, No. 103, April 14, 1919, 31th year, pp. 2-3.

17 B. Z., Bekenntnis zu Romain Rolland (Feuilleton), in: Wiener Allgemeine Zeitung, No. 12294, April 14, 1919, p. 5.

18 Dr. M. M., Für die Abschaffung der Reifeprüfung, in: Der Abend, No. 86, April 14, 1919, 5th year, p. 3.

19 "Gasthauspreise in Innsbruck," in: Der Abend, No. 86, April 14, 1919, 5th year, p. 3.