20. +1°.
— Von Sophie (Br.): stellt ihre Verhältnisse dar, die noch immer als durchweg günstig zu bezeichnen sind; bietet bei dieser Gelegenheit Aussicht auf neue Lebensmittel. — — Von Dodi (Br.): entschuldigt sich, Kartoffel nicht einzusenden zu können. — — Journalisten: Als Neuigkeitshändler stellen sie sich, wie alle Händler, über alle übrigen Stände ; u. berauben wie einstmals d erie Bürger schon nur durch seine Geldmittel den Adel, den Künstler, ja den Kaiser zu übertrumpfen wußten, ähnlich überbürgert sozusagen der Journalist heute den Bürger, überfürstet er den Fürsten usw. — Kaufmann: Solange nicht der Staatsanwalt oder eine andere Staatsbehörde ein bestimmtes Geschäft als Betrug entlarvt, bleibt es unter dem Motto: „so teuer als möglich verkaufen“ ein reelles Geschäft, daher zu sagen erlaubt: Des Kaufmanns Geschäft ist ein noch nicht entlarvter Betrug. — — Kaufmann: Die „so teuer als möglich zu verkaufende“ Ware ist u. bleibt nur der Vorwand, um im Grunde sich selbst so teuer als möglich zu verkaufen. Seine Daseinsbedingungen schraubt er so hoch als möglich, um erst darnach die Warenkonjunktur künstlich anzusetzen. Der Warenpreis hat somit seine Ursache nicht in der Ware, auch in keiner Konjunktur, nur lediglich in der persönlichen Anmaßung des Kaufmannes; ja sogar die „ Gewohnheit “ als Form des äußerlichen Lebens spielt dabei schon eine Rolle, vielleicht auch die größte, so daß eine wucherisch errungene Erhöhung der Lebensformen wieder zum Vorwand , zu neuen wucherischen Manövern wird, mit [illeg]deren Ertrag die frühere „Gewohnheit“ fortgesetzt werden kann. — — In Ungarn werden mehrere Banken wegen Preistreiberei in Sardinen verfolgt (Differenz 60 h – 3.60 Kronen!!). 1 — *{512} Des Künstlers Betrug ist ein anderer, als der des Kaufmannes: jener gibt, wenn er sich zum Betrug gezwungen fühlt, die Geisteswahre [sic] gerade nur so hin, wie er über die er sie verfügt; dieser aber hat vielerlei Waren am Lager u. gibt wissentlich schlechtere, obendrein um höhern [sic] Preis u., so daß er um die bessere mit Aussicht auf noch höhere Preise zurückhalten zu kann können. — — Alles in der Natur beruht auf Teilung, worunter auch Schwingungen zu verstehen sind. Dasselbe System auch in der Gedankenwelt: Gedankenteilung wie Zellenteilung. Wie viele hundert Erfindungen setzen sich aus der ersten fort! Nur dem unschöpferischen Menschen teilt sich leider kein Gedanke, sowenig als die Eizelle einer unfruchtbaren Frau. — — Als schon physischer Bestandteil der Liebe setzt der Geschlechtsakt auch sonstige Reize physischer Natur voraus, etwa wie der Gaumen. Den billig selbstzufriedenen Menschen erscheinen nun aber die rein körperlichen Voraussetzungen des körperlichen Aktes schon als der geistige Teil der Liebe, ja, in diesen Reizen erblicken sie die ihre Liebe catexochen, indem sie vorgeben, daß die Wahl des geliebten Gegenstandes lediglich mit diesen solchen Reizen zusammenhänge, sie diese aber als geistige u. nicht als körperliche zu verstanden ehen seien. Obgleich die Menschen zur Erkenntnis hinlänglich schon durch den Widerspruch geführt werden mußten, den sie selbst täglich sehen oder erleben, schmeicheln sie sich dennoch mit der Lüge, ihre Liebe hätte nicht nur einen körperlichen sondern auch geistigen Teil. Sieht man nicht aber, wie beinahe alle Männer alle Frauen u. umgekehrt beinahe alle Frauen beinahe alle Männer sozusagen auf den Gaumen des Geschlechtes legen genau so, wie sie sich z. B. die Trüffel hier u. oder dort, zu dieser oder jener Jahreszeit, unter der oder jener Himmelszone schmecken lassen? Ist der physische Akt erloschen, sagen die Menschen, „die Liebe sei vergangen“ – bestätigt nicht aber auch dies das Vorurteil Gegenteil davon, was die Menschen von der Liebe annehmen? In der Tat ist die seelische Liebe weder entdeckt noch erobert, obgleich sie längst wie von selbst darnach drängt, zu {513} einem anderen Inhalt zu gelangen. Der Mensch lebt zu lange u. ist schon deshalb auf eine größere Gemeinschaft u. innerhalb derselben auf fremde Hilfe angewiesen. Der Geist der Gemeinschaft ist es nun, der auch der Liebe andern Inhalt aufdrängen soll u. muß, so wie er in wirtschaftlicher Hinsicht den Begriff des Eigentums geschaffen hat. Wer darf sich denn z. B. eine fremde Trüffel aneignen? Zur Analogie in Liebessachen drängt aber auch alle Religion schon seit langem. Der Kulturzustand der Liebe ist aber, wie gesagt, noch fern, u. wenn auch die Bibel versichert, wir seien vor vielen tausend Jahren aus dem Paradies vertrieben worden, so stimmt das leider noch immer nicht; denn sofern das Paradies den Ur-Urzustand vorstellt, so haben wir seit der Vertreibung daraus kaum nur eben erst die Feigenblätter anzulegen gelernt, um im übrigen ganz blos Tier zu bleiben, wie wir es einst mit den Tieren waren gewesen u. mit den Tieren es heute noch sind. Die wahre Liebe hat als geistige Leistung Mühe u. Arbeit zum Inhalt, davon aber auch den Vorteil, daß sie erst mit dem Geist, also mit dem Tode erlöschen kann. ( Lie-Liechen apostrophirt ironisch: Die Menschen stellen sich die Liebe offenbar genau so wie die Künstlermuse vor, die dem Künstler auch ohne sein Zutun nur mit Himmelsgnade alles nur schenkt u. gewährt. Und so wenig sie daran glauben wollen, daß das eigentliche Geschenk der Muse an den Künstler seine unendliche Hingabe an den Stoff, seine Ausdauer u. sein Fleiß bilden, sowenig wollen sie aus Unfähigkeit wie aus Feigheit daran glauben, daß auch die Liebe vor allem eine Kunst des Fleißes, der Mühe u. Hingabe ist.[)] — — Der Ursprung der [illeg]Lüge: In Ermanglung wirklich schöpferischer Kräfte, wie in Entbehrung jener hohen Wonnen, die mit schöpferischem Wirken verbunden sind, suchen u. finden die unschöpferischen Menschen Ersatz in einer gleichsam [illeg]verkrüppelt schöpferischen Freude, in den giftigen Reizen der Lüge u. des Betrugs. Sie freuen sich an ihrer List, als hätten sie ein Werk von produktiven Qualitäten geschaffen, sie freu- {514} en sich am Betrug, als wäre er ein Akt, aus dem Segen für die Welt entströmt. Daher die Vorliebe der Frauen für all die erdenklichen kleinen Unwahrhaftigkeiten u. listigen Züge als einer Art von Surrogaten der von schöpferischen Kräften , die ihnen versagt sind. — — Nachmittag einige Marmelade erbeutet. — © Transcription Marko Deisinger. |
20. +1°.
— Letter from Sophie: she describes her situation, which may still be characterized as favorable; she takes the opportunity of offering the prospect of more food. — — Letter from Dodi: she apologizes for being unable to send potatoes. — — Journalists: as dealers in pieces of news they place themselves, like all dealers, above all other classes; and as in the past the bourgeoisie, with their financial resources, were able to overtrump the aristocracy, the artist, and even the emperor, the journalist of today will similarly, so to speak, outclass the middle classes, out-prince the prince, and so on. — Businessman: so long as the state prosecutor or some other state official does not uncover a particular enterprise as a deception, it will remain a real enterprise under the motto: "sell as dearly as possibly." Therefore one may fairly say that a businessman's enterprise is a deception that has not yet been uncovered. — — Businessman: the product that is "to be sold as dearly as possible" is and remains only the pretense basically to sell oneself as dearly as possible. He screws up the conditions of his existence as high as possible, only thereafter to establish the demand for goods artificially. The price of goods thus does not have its origin in the goods, and not in any demand, only solely in the personal pretensions of the businessman; indeed, even "custom" as a form of outward life plays a role here, perhaps the greatest role, so that an elevation in lifestyle gained by extortion becomes a pretense for new extortionary maneuvers, from whose gains the earlier "custom" can be continued. — — In Hungary, several banks are prosecuted for profiteering in sardines (a difference of between 60 Heller and 3.60 Kronen!!). 1 — *{512} An artist's deceit is something different from a businessman's: the former, when feels compelled to deceive, hands over the intellectual product exactly as he has worked on it; the latter, however, has all sorts of wares in his store and knowingly gives worse ones, moreover at a higher price, in order to retain the better ones with the prospect of obtaining even higher prices for them. — — Everything in nature is based on division, which also includes vibrations. The same system in the world of ideas: division of ideas like cell division. How many hundreds of inventions proceed from the first! Only for an uncreative person will no idea divide itself, as little as the egg cell of an impotent woman. — — Already as a physical component of love, the sexual act presupposes also other charms of a physical nature, somewhat like the palate. To easily self-satisfied people, however, the purely bodily presuppositions of the physical act appear as the spiritual part of love; indeed, in these charms they behold their love par excellence, in that they imagine that the choice of the beloved object is simply connected with such charms, but these should be understood as spiritual rather than physical. Although people have had to be led to this awareness by the contradiction that they themselves see or experience daily, they nonetheless flatter themselves with the deception that their love has not only a physical but also a spiritual component. Does one not see, however, that nearly all men place all women and, conversely, all women place nearly all men on the palate of sex, so to speak, just as they will enjoy the taste of truffles, for instance, in one place or another, in one season or another, under one or another region of the sky? When the physical act is extinguished, people say that "love has died away" – does this not, however, confirm the opposite of what people think about love? In point of fact, the spiritual love has been neither been discovered nor conquered, although it has long thereafter pressed, almost of its own accord, to attain a different content. {513} People live too long and are already for this reason accustomed to a larger community, and to external help from within it. It is the spirit of the community, now, that ought and must press a different content even on love, just as it has created the concept of ownership in a commercial respect. Who would be permitted, for example, to appropriate someone else's truffle? For all time, however, all religions have been pressing towards an analogy in matters of love. The cultural condition of love is, however, still far way, as I said; and if even the Bible assures us that we were banished from Paradise many thousands of years ago, that is unfortunately still not the case; for insofar as Paradise represents the primeval condition, we have only just learned to wear the fig leaves since the expulsion, and moreover to remain merely animals, as we were once with the animals and still are with animals today. True love, as a spiritual achievement, has effort and work as its content, but also the advantage from this that it can only be extinguished with the spirit, that is with death. (Lie-Liechen apostrophizes ironically: people evidently imagine love exactly like the artistic muse, who will grant and bestow upon the artist only with the grace of heaven, even without his cooperation. And as little as they wish to believe that the muse's actual gift to the artist is his unceasing devotion to his material, the cultivation of his perseverance and diligence, so little will they believe – out of inability and cowardice – that love is also above all an art of diligence, of effort, and devotion.) — — The origins of deceit: in the absence of truly creative powers, as in the deprivation of those elevated joys that are connected with creative practice, uncreative people seek and find a substitute in an almost stunted creative joy, in the poisonous charms of lying and deception. They take pleasure in their cunning, as if they had created a work of productive qualities; {514} they take pleasure in the deceit, as if it were an act that has escaped from the blessing for the world. Hence the predilection of women for all the imaginable little untruths and clever maneuvers, as surrogates of creative powers that are denied to them. — — In the afternoon, some marmalade seized. — © Translation William Drabkin. |
20. +1°.
— Von Sophie (Br.): stellt ihre Verhältnisse dar, die noch immer als durchweg günstig zu bezeichnen sind; bietet bei dieser Gelegenheit Aussicht auf neue Lebensmittel. — — Von Dodi (Br.): entschuldigt sich, Kartoffel nicht einzusenden zu können. — — Journalisten: Als Neuigkeitshändler stellen sie sich, wie alle Händler, über alle übrigen Stände ; u. berauben wie einstmals d erie Bürger schon nur durch seine Geldmittel den Adel, den Künstler, ja den Kaiser zu übertrumpfen wußten, ähnlich überbürgert sozusagen der Journalist heute den Bürger, überfürstet er den Fürsten usw. — Kaufmann: Solange nicht der Staatsanwalt oder eine andere Staatsbehörde ein bestimmtes Geschäft als Betrug entlarvt, bleibt es unter dem Motto: „so teuer als möglich verkaufen“ ein reelles Geschäft, daher zu sagen erlaubt: Des Kaufmanns Geschäft ist ein noch nicht entlarvter Betrug. — — Kaufmann: Die „so teuer als möglich zu verkaufende“ Ware ist u. bleibt nur der Vorwand, um im Grunde sich selbst so teuer als möglich zu verkaufen. Seine Daseinsbedingungen schraubt er so hoch als möglich, um erst darnach die Warenkonjunktur künstlich anzusetzen. Der Warenpreis hat somit seine Ursache nicht in der Ware, auch in keiner Konjunktur, nur lediglich in der persönlichen Anmaßung des Kaufmannes; ja sogar die „ Gewohnheit “ als Form des äußerlichen Lebens spielt dabei schon eine Rolle, vielleicht auch die größte, so daß eine wucherisch errungene Erhöhung der Lebensformen wieder zum Vorwand , zu neuen wucherischen Manövern wird, mit [illeg]deren Ertrag die frühere „Gewohnheit“ fortgesetzt werden kann. — — In Ungarn werden mehrere Banken wegen Preistreiberei in Sardinen verfolgt (Differenz 60 h – 3.60 Kronen!!). 1 — *{512} Des Künstlers Betrug ist ein anderer, als der des Kaufmannes: jener gibt, wenn er sich zum Betrug gezwungen fühlt, die Geisteswahre [sic] gerade nur so hin, wie er über die er sie verfügt; dieser aber hat vielerlei Waren am Lager u. gibt wissentlich schlechtere, obendrein um höhern [sic] Preis u., so daß er um die bessere mit Aussicht auf noch höhere Preise zurückhalten zu kann können. — — Alles in der Natur beruht auf Teilung, worunter auch Schwingungen zu verstehen sind. Dasselbe System auch in der Gedankenwelt: Gedankenteilung wie Zellenteilung. Wie viele hundert Erfindungen setzen sich aus der ersten fort! Nur dem unschöpferischen Menschen teilt sich leider kein Gedanke, sowenig als die Eizelle einer unfruchtbaren Frau. — — Als schon physischer Bestandteil der Liebe setzt der Geschlechtsakt auch sonstige Reize physischer Natur voraus, etwa wie der Gaumen. Den billig selbstzufriedenen Menschen erscheinen nun aber die rein körperlichen Voraussetzungen des körperlichen Aktes schon als der geistige Teil der Liebe, ja, in diesen Reizen erblicken sie die ihre Liebe catexochen, indem sie vorgeben, daß die Wahl des geliebten Gegenstandes lediglich mit diesen solchen Reizen zusammenhänge, sie diese aber als geistige u. nicht als körperliche zu verstanden ehen seien. Obgleich die Menschen zur Erkenntnis hinlänglich schon durch den Widerspruch geführt werden mußten, den sie selbst täglich sehen oder erleben, schmeicheln sie sich dennoch mit der Lüge, ihre Liebe hätte nicht nur einen körperlichen sondern auch geistigen Teil. Sieht man nicht aber, wie beinahe alle Männer alle Frauen u. umgekehrt beinahe alle Frauen beinahe alle Männer sozusagen auf den Gaumen des Geschlechtes legen genau so, wie sie sich z. B. die Trüffel hier u. oder dort, zu dieser oder jener Jahreszeit, unter der oder jener Himmelszone schmecken lassen? Ist der physische Akt erloschen, sagen die Menschen, „die Liebe sei vergangen“ – bestätigt nicht aber auch dies das Vorurteil Gegenteil davon, was die Menschen von der Liebe annehmen? In der Tat ist die seelische Liebe weder entdeckt noch erobert, obgleich sie längst wie von selbst darnach drängt, zu {513} einem anderen Inhalt zu gelangen. Der Mensch lebt zu lange u. ist schon deshalb auf eine größere Gemeinschaft u. innerhalb derselben auf fremde Hilfe angewiesen. Der Geist der Gemeinschaft ist es nun, der auch der Liebe andern Inhalt aufdrängen soll u. muß, so wie er in wirtschaftlicher Hinsicht den Begriff des Eigentums geschaffen hat. Wer darf sich denn z. B. eine fremde Trüffel aneignen? Zur Analogie in Liebessachen drängt aber auch alle Religion schon seit langem. Der Kulturzustand der Liebe ist aber, wie gesagt, noch fern, u. wenn auch die Bibel versichert, wir seien vor vielen tausend Jahren aus dem Paradies vertrieben worden, so stimmt das leider noch immer nicht; denn sofern das Paradies den Ur-Urzustand vorstellt, so haben wir seit der Vertreibung daraus kaum nur eben erst die Feigenblätter anzulegen gelernt, um im übrigen ganz blos Tier zu bleiben, wie wir es einst mit den Tieren waren gewesen u. mit den Tieren es heute noch sind. Die wahre Liebe hat als geistige Leistung Mühe u. Arbeit zum Inhalt, davon aber auch den Vorteil, daß sie erst mit dem Geist, also mit dem Tode erlöschen kann. ( Lie-Liechen apostrophirt ironisch: Die Menschen stellen sich die Liebe offenbar genau so wie die Künstlermuse vor, die dem Künstler auch ohne sein Zutun nur mit Himmelsgnade alles nur schenkt u. gewährt. Und so wenig sie daran glauben wollen, daß das eigentliche Geschenk der Muse an den Künstler seine unendliche Hingabe an den Stoff, seine Ausdauer u. sein Fleiß bilden, sowenig wollen sie aus Unfähigkeit wie aus Feigheit daran glauben, daß auch die Liebe vor allem eine Kunst des Fleißes, der Mühe u. Hingabe ist.[)] — — Der Ursprung der [illeg]Lüge: In Ermanglung wirklich schöpferischer Kräfte, wie in Entbehrung jener hohen Wonnen, die mit schöpferischem Wirken verbunden sind, suchen u. finden die unschöpferischen Menschen Ersatz in einer gleichsam [illeg]verkrüppelt schöpferischen Freude, in den giftigen Reizen der Lüge u. des Betrugs. Sie freuen sich an ihrer List, als hätten sie ein Werk von produktiven Qualitäten geschaffen, sie freu- {514} en sich am Betrug, als wäre er ein Akt, aus dem Segen für die Welt entströmt. Daher die Vorliebe der Frauen für all die erdenklichen kleinen Unwahrhaftigkeiten u. listigen Züge als einer Art von Surrogaten der von schöpferischen Kräften , die ihnen versagt sind. — — Nachmittag einige Marmelade erbeutet. — © Transcription Marko Deisinger. |
20. +1°.
— Letter from Sophie: she describes her situation, which may still be characterized as favorable; she takes the opportunity of offering the prospect of more food. — — Letter from Dodi: she apologizes for being unable to send potatoes. — — Journalists: as dealers in pieces of news they place themselves, like all dealers, above all other classes; and as in the past the bourgeoisie, with their financial resources, were able to overtrump the aristocracy, the artist, and even the emperor, the journalist of today will similarly, so to speak, outclass the middle classes, out-prince the prince, and so on. — Businessman: so long as the state prosecutor or some other state official does not uncover a particular enterprise as a deception, it will remain a real enterprise under the motto: "sell as dearly as possibly." Therefore one may fairly say that a businessman's enterprise is a deception that has not yet been uncovered. — — Businessman: the product that is "to be sold as dearly as possible" is and remains only the pretense basically to sell oneself as dearly as possible. He screws up the conditions of his existence as high as possible, only thereafter to establish the demand for goods artificially. The price of goods thus does not have its origin in the goods, and not in any demand, only solely in the personal pretensions of the businessman; indeed, even "custom" as a form of outward life plays a role here, perhaps the greatest role, so that an elevation in lifestyle gained by extortion becomes a pretense for new extortionary maneuvers, from whose gains the earlier "custom" can be continued. — — In Hungary, several banks are prosecuted for profiteering in sardines (a difference of between 60 Heller and 3.60 Kronen!!). 1 — *{512} An artist's deceit is something different from a businessman's: the former, when feels compelled to deceive, hands over the intellectual product exactly as he has worked on it; the latter, however, has all sorts of wares in his store and knowingly gives worse ones, moreover at a higher price, in order to retain the better ones with the prospect of obtaining even higher prices for them. — — Everything in nature is based on division, which also includes vibrations. The same system in the world of ideas: division of ideas like cell division. How many hundreds of inventions proceed from the first! Only for an uncreative person will no idea divide itself, as little as the egg cell of an impotent woman. — — Already as a physical component of love, the sexual act presupposes also other charms of a physical nature, somewhat like the palate. To easily self-satisfied people, however, the purely bodily presuppositions of the physical act appear as the spiritual part of love; indeed, in these charms they behold their love par excellence, in that they imagine that the choice of the beloved object is simply connected with such charms, but these should be understood as spiritual rather than physical. Although people have had to be led to this awareness by the contradiction that they themselves see or experience daily, they nonetheless flatter themselves with the deception that their love has not only a physical but also a spiritual component. Does one not see, however, that nearly all men place all women and, conversely, all women place nearly all men on the palate of sex, so to speak, just as they will enjoy the taste of truffles, for instance, in one place or another, in one season or another, under one or another region of the sky? When the physical act is extinguished, people say that "love has died away" – does this not, however, confirm the opposite of what people think about love? In point of fact, the spiritual love has been neither been discovered nor conquered, although it has long thereafter pressed, almost of its own accord, to attain a different content. {513} People live too long and are already for this reason accustomed to a larger community, and to external help from within it. It is the spirit of the community, now, that ought and must press a different content even on love, just as it has created the concept of ownership in a commercial respect. Who would be permitted, for example, to appropriate someone else's truffle? For all time, however, all religions have been pressing towards an analogy in matters of love. The cultural condition of love is, however, still far way, as I said; and if even the Bible assures us that we were banished from Paradise many thousands of years ago, that is unfortunately still not the case; for insofar as Paradise represents the primeval condition, we have only just learned to wear the fig leaves since the expulsion, and moreover to remain merely animals, as we were once with the animals and still are with animals today. True love, as a spiritual achievement, has effort and work as its content, but also the advantage from this that it can only be extinguished with the spirit, that is with death. (Lie-Liechen apostrophizes ironically: people evidently imagine love exactly like the artistic muse, who will grant and bestow upon the artist only with the grace of heaven, even without his cooperation. And as little as they wish to believe that the muse's actual gift to the artist is his unceasing devotion to his material, the cultivation of his perseverance and diligence, so little will they believe – out of inability and cowardice – that love is also above all an art of diligence, of effort, and devotion.) — — The origins of deceit: in the absence of truly creative powers, as in the deprivation of those elevated joys that are connected with creative practice, uncreative people seek and find a substitute in an almost stunted creative joy, in the poisonous charms of lying and deception. They take pleasure in their cunning, as if they had created a work of productive qualities; {514} they take pleasure in the deceit, as if it were an act that has escaped from the blessing for the world. Hence the predilection of women for all the imaginable little untruths and clever maneuvers, as surrogates of creative powers that are denied to them. — — In the afternoon, some marmalade seized. — © Translation William Drabkin. |
Footnotes1 "Banken als Lebensmittelwucherer. Eine Million Sardinenschachtel beschlagnahmt," Der Morgen, No. 47, November 20, 1916, 7th year, p. 3. |