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5. 19°;

gegen Morgen, 3h, leiser Donner, hierauf Regen; um ½7h leicht bewölkt – auch das Licht erträglicher geworden. — Von Fr. Deutsch K. aus der Tatra. — Von Gärtner (K.); bittet uns wieder einmal ins Café Aspang. —

*

{323} An Mama Karte, in der wir unseren Aufenthalt in Wien melden. —

— Nach Tisch heftiger Sturm, der förmlich das Haus in die Lüfte trägt; dabei trocken, der Himmel blau. Endlich etwas Abkühlung. — Bäder um 10 Heller erhöht. —

— Eier per Stück 26½ Heller. —

Wienerisches: Der Taschner, der meine Tasche zur Reparatur angenommen [hat], meldet mir, daß das Schloss leider nicht repariert werden kann, es müßte denn ein neues gemacht werden! —

*

In Deutschland wird neuerdings Privatwirtschaftslehre zum Gegenstand eines Kollegs; siehe „Ostdeutsche Rundschau“, 1. Juliheft. Ich entnehme daraus, daß der Kaufmann sich seinen Erwerb so zurechtlegt, daß er sowohl das Geld als selbständigen Arbeiter verzinst wünscht (als läge es depotmäßig z. B. in einer Bank u. trüge Zinsen!) u. ein zweitesmal nun wieder dasselbe Geld als Vorwand einer eigenen Arbeitsleistung des Kaufmannes, die ihn nun berechtigt, sich nun auch diese, d. i. die Arbeitsleistung separat zu belohnen. Er fordert also 5% im Namen der üblichen Kapitalsverzinsung in der Bank u. ein zweitesmal 5% für die [illeg]eigene Arbeitsleistung. Der unsittliche Unfug, ja das Verbrechen an der Logik u. an der Menschheit zeigt sich sogleich wenn man bedenkt, daß kein wirklich produktiver Mensch Lohn für etwas anders einzufordern in der Lage ist, als für die Leistung selbst u. nur für diese. Es stünde dem Kaufmanne frei, seine Regie ebenso mitzurechnen, wie schließlich auch jeder geistige Arbeiter die Regie des Tages wie der Zukunft in sein Honorar mit einbezieht. Unsittlich ist es aber, wenn die eigene Leistung so scharf vom Geldmittel getrennt wird u. für letzteres eigene Zinsen eingeholt werden, was z. B. doch nicht der Fall ist beim Marmor, den der Künstler erst ankauft u. einrechnet, ohne ihn aber nicht z. B. auch als selbständigen erwerbenden Teil zu betrachte tn. Nun versteht man, warum der Kaufmannsstand ein so unwürdige sr u. allen Begriffen hohnsprechender {324} Beruf ist, warum alle Ausscheidungen dieses Standes Familie, Gemeinde u. Staat unaufhörlich zerrütten, ohne auch nur den leis testen Beitrag zum Aufbau bieten zu können. Bedenke man doch schließlich, daß niemals ein Kaufmann einen Groschen schenkt, wenn er ihn nicht zuvor zwanzigmal gestohlen hat! —

*

Nur , Nur der Erwachsene sieht das Kind nur als Kind, Kinder sehen Kinder als ihres gleichen an. Offenbar ist Zeugungsfähigkeit der einzige Maßstab der Natur, der Kinder von Erwachsenen trennt. Auch aAuf dem Gebiete der Natur Kultur scheint aber ebenfalls geistige Zeugung der einzige Maßstab zu sein, der die Erwachsenen, d. s. die Schaffenden, von den übrigen, die alle Kindern zu nehmen sind trennt. Tragisch ist nu nr, daß keine Brücke von diesen Erwachsenen zu diesen Kindern führen kann! —

*

© Transcription Marko Deisinger.

5. 19°;

towards daybreak, at 3 o'clock in the morning, gentle thunder followed by rain; partly cloudy at 6:30 – the light, too, has become more bearable. — Postcard from Mrs. Deutsch from the Tatra. — Postcard from Gärtner; he asks that we meet again at the Café Aspang. —

*

{323} Postcard to Mama, in which we report that we'll be staying in Vienna. —

— After lunch, a fierce storm which verily carries our house into the air; then dry, with blue sky. Finally it cools down somewhat. — Price of a bath raised by 10 Heller. —

— Eggs 26½ Heller each. —

Typically Viennese: the bag maker, to whom I gave my bag for repair, tells me that the lock unfortunately cannot be repaired: a new one must therefore be made! —

*

In Germany, personal economic theory has recently become a college subject; see the Ostdeutsche Rundschau , first July issue. I gather from this that the businessman is taking care of his profits in such a way that he not only wishes his money paid, as if it were an independent worker (as if it were deposited in, say, a bank and accrued interest!) but also a second time, the same money, as a pretense of his own productive achievement as a businessman, which would now justify rewarding this too – the productive achievement – separately. He thus demands 5% with respect to the usual interest on capital in the bank, and another 5% for his own achievement. This mischievous immorality, indeed the crime against logic and against humanity, immediately becomes evident when one considers that no truly productive person is in a position to demand payment for anything but the achievement itself, and nothing else. The businessman would be free to reckon the value of his teaching – as ultimately any intellectual worker will account for his daily teaching of the day, and of the future – in his fee. But it is immoral if his own production is so sharply divided from his finances and, for the latter, his own earnings are brought in – which is, however, not the case with a piece of marble which an artist first buys and reckons [in the cost of the finished product], without considering it also as an independent piece to be acquired. One can now understand why the business class pursues such an undignified profession, derisory in every respect, {324} why all excretions of this class incessantly destroy family, community and state, without being capable of offering even the least contribution to their structure. And, finally, one may reflect that a businessman has never given away a penny until after he has stolen one twenty times! —

*

Only an adult sees a child as a child; children see each other as their equals. Apparently the ability to reproduce is the only measure of nature that divides children from grownups. In the field of culture, it is similarly intellectual production that seems to be the only measure of nature that distinguishes adults, that is the creative people, from the rest, which should also be regarded as children. It's tragic that no bridge can lead from those adults to these children! —

*

© Translation William Drabkin.

5. 19°;

gegen Morgen, 3h, leiser Donner, hierauf Regen; um ½7h leicht bewölkt – auch das Licht erträglicher geworden. — Von Fr. Deutsch K. aus der Tatra. — Von Gärtner (K.); bittet uns wieder einmal ins Café Aspang. —

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{323} An Mama Karte, in der wir unseren Aufenthalt in Wien melden. —

— Nach Tisch heftiger Sturm, der förmlich das Haus in die Lüfte trägt; dabei trocken, der Himmel blau. Endlich etwas Abkühlung. — Bäder um 10 Heller erhöht. —

— Eier per Stück 26½ Heller. —

Wienerisches: Der Taschner, der meine Tasche zur Reparatur angenommen [hat], meldet mir, daß das Schloss leider nicht repariert werden kann, es müßte denn ein neues gemacht werden! —

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In Deutschland wird neuerdings Privatwirtschaftslehre zum Gegenstand eines Kollegs; siehe „Ostdeutsche Rundschau“, 1. Juliheft. Ich entnehme daraus, daß der Kaufmann sich seinen Erwerb so zurechtlegt, daß er sowohl das Geld als selbständigen Arbeiter verzinst wünscht (als läge es depotmäßig z. B. in einer Bank u. trüge Zinsen!) u. ein zweitesmal nun wieder dasselbe Geld als Vorwand einer eigenen Arbeitsleistung des Kaufmannes, die ihn nun berechtigt, sich nun auch diese, d. i. die Arbeitsleistung separat zu belohnen. Er fordert also 5% im Namen der üblichen Kapitalsverzinsung in der Bank u. ein zweitesmal 5% für die [illeg]eigene Arbeitsleistung. Der unsittliche Unfug, ja das Verbrechen an der Logik u. an der Menschheit zeigt sich sogleich wenn man bedenkt, daß kein wirklich produktiver Mensch Lohn für etwas anders einzufordern in der Lage ist, als für die Leistung selbst u. nur für diese. Es stünde dem Kaufmanne frei, seine Regie ebenso mitzurechnen, wie schließlich auch jeder geistige Arbeiter die Regie des Tages wie der Zukunft in sein Honorar mit einbezieht. Unsittlich ist es aber, wenn die eigene Leistung so scharf vom Geldmittel getrennt wird u. für letzteres eigene Zinsen eingeholt werden, was z. B. doch nicht der Fall ist beim Marmor, den der Künstler erst ankauft u. einrechnet, ohne ihn aber nicht z. B. auch als selbständigen erwerbenden Teil zu betrachte tn. Nun versteht man, warum der Kaufmannsstand ein so unwürdige sr u. allen Begriffen hohnsprechender {324} Beruf ist, warum alle Ausscheidungen dieses Standes Familie, Gemeinde u. Staat unaufhörlich zerrütten, ohne auch nur den leis testen Beitrag zum Aufbau bieten zu können. Bedenke man doch schließlich, daß niemals ein Kaufmann einen Groschen schenkt, wenn er ihn nicht zuvor zwanzigmal gestohlen hat! —

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Nur , Nur der Erwachsene sieht das Kind nur als Kind, Kinder sehen Kinder als ihres gleichen an. Offenbar ist Zeugungsfähigkeit der einzige Maßstab der Natur, der Kinder von Erwachsenen trennt. Auch aAuf dem Gebiete der Natur Kultur scheint aber ebenfalls geistige Zeugung der einzige Maßstab zu sein, der die Erwachsenen, d. s. die Schaffenden, von den übrigen, die alle Kindern zu nehmen sind trennt. Tragisch ist nu nr, daß keine Brücke von diesen Erwachsenen zu diesen Kindern führen kann! —

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© Transcription Marko Deisinger.

5. 19°;

towards daybreak, at 3 o'clock in the morning, gentle thunder followed by rain; partly cloudy at 6:30 – the light, too, has become more bearable. — Postcard from Mrs. Deutsch from the Tatra. — Postcard from Gärtner; he asks that we meet again at the Café Aspang. —

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{323} Postcard to Mama, in which we report that we'll be staying in Vienna. —

— After lunch, a fierce storm which verily carries our house into the air; then dry, with blue sky. Finally it cools down somewhat. — Price of a bath raised by 10 Heller. —

— Eggs 26½ Heller each. —

Typically Viennese: the bag maker, to whom I gave my bag for repair, tells me that the lock unfortunately cannot be repaired: a new one must therefore be made! —

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In Germany, personal economic theory has recently become a college subject; see the Ostdeutsche Rundschau , first July issue. I gather from this that the businessman is taking care of his profits in such a way that he not only wishes his money paid, as if it were an independent worker (as if it were deposited in, say, a bank and accrued interest!) but also a second time, the same money, as a pretense of his own productive achievement as a businessman, which would now justify rewarding this too – the productive achievement – separately. He thus demands 5% with respect to the usual interest on capital in the bank, and another 5% for his own achievement. This mischievous immorality, indeed the crime against logic and against humanity, immediately becomes evident when one considers that no truly productive person is in a position to demand payment for anything but the achievement itself, and nothing else. The businessman would be free to reckon the value of his teaching – as ultimately any intellectual worker will account for his daily teaching of the day, and of the future – in his fee. But it is immoral if his own production is so sharply divided from his finances and, for the latter, his own earnings are brought in – which is, however, not the case with a piece of marble which an artist first buys and reckons [in the cost of the finished product], without considering it also as an independent piece to be acquired. One can now understand why the business class pursues such an undignified profession, derisory in every respect, {324} why all excretions of this class incessantly destroy family, community and state, without being capable of offering even the least contribution to their structure. And, finally, one may reflect that a businessman has never given away a penny until after he has stolen one twenty times! —

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Only an adult sees a child as a child; children see each other as their equals. Apparently the ability to reproduce is the only measure of nature that divides children from grownups. In the field of culture, it is similarly intellectual production that seems to be the only measure of nature that distinguishes adults, that is the creative people, from the rest, which should also be regarded as children. It's tragic that no bridge can lead from those adults to these children! —

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© Translation William Drabkin.