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17. Wolkenlos strahlendes Blau!!

BriefOJ 10/1, [20] von Dahms mit beiliegendem Referat aus der Kreuzzeitung vom 14. VI. 16; 1 beide sehr erfreulich. Mit besonderer Genugtuung empfand ich es, daß er im Referat die politischen Anspielungen citiert u. hervorgehoben [hat]. Möchte[n] sie nur allezeit zu jedem Leser so sprechen, wie sie von mir empfunden u. gedacht wurden, u. möchte der Leser vor allem durch mich durch sie in jene Atmosphäre versetzt werden, in der allein er sich das echt Deutsche eines Beethovenschen Genies sich so recht zum Bewußtsein bringen kann, zur Erkenntnis sowohl der spezifischen Tiefe, als auch seines spezifisch deutschen Wesens. Ist die Kenntnis eines Volkscharakters als einer Naturanlage so unerläßlich, wie in einer anderen Hinsicht auch die Kenntnisnahme von Irrtümern u. sei es von solchen Irrtümern, die {291} Deutsche an den Deutschesten begingen. Und noch ein Zweites: So wenig ich irgend einen Wert darauf lege, so bereitet es mir doch Freude, daß Herr Dahms meines Geburtstages gedachte um eine Zeit, da er sogar meinen nächsten Angehörigen u. Freunden, Schülern u. Schülerinnen entrückt war fallen zu sein scheint. Es ist übrigens auch das erste Zeichen überhaupt, das ein fremder Mensch in dieser Art von sich gibt mir entgegenbringt.

*

Spaziergang nach der Jause. — Frau Pairamall verhält sich dezenter als ich befürchtete, wozu sie freilich in erster Linie durch meine Ruhe bestimmt wurde, wie auch dadurch, daß ich jede gefährliche Wendung entweder mit kurzen Worten oder mit einer noch kürzeren Gebärde förmlich wegstrich. Sie beglich das Honorar, wodurch mir u. Lie-Liechen der unbezahlbare Vorteil erwächst, der Frau Deutsch gegenüber vor unserer u. ihrer Abreise gerade nur so zu begegnen, wie nur Gläubiger guten Gewissens sonst Schuldnern bösen Gewissens gegenübertreten. Vorläufig mehrt sich die Schuld der Frau D. an mich immer stärker, so daß ich späterhin mit gutem umso besserem Gewissen das Recht für mich werde in Anspruch nehmen dürfen, meiner der Schuld an sie im Augenblick des Erscheinens der Werke auch schon ledig zu sein. —

— An Hertzka (K.WSLB 272); mache ihn auf das Referat 2 aufmerksam u. ersuche um je ein Exemplar der Niloff-Tabelle u. op. 111.

*

Die Gesellschaft: Besten Falles eine Gruppe von Menschen, die es nur in hygienischer Zucht (bezüglich des Spuckens usw. ) weiter als z. B. Bauern gebracht haben. —

*

© Transcription Marko Deisinger.

17. Cloudless, radiant blue!!

LetterOJ 10/1, [20] from Dahms with an article from the Kreuzzeitung of June 14, 1916, enclosed; 1 both very delightful. I was especially pleased that, in the review, he referred to and emphasized the political allusions. If only they would at all times speak to every reader in the way that I felt and thought about them; and may readers be, above all, transported by them into that atmosphere in which they alone can bring the true German quality of a Beethovenian genius to consciousness – not only of the specific profoundness but also of the specifically German quality. The understanding of a people's character, as a natural disposition, is as indispensable as, in another respect, the observation of errors, even if it is of errors that {291} the Germans commit against the most German. And a second point: as little as I attach value to it, it pleased me that Mr. Dahms remembered my birthday at a time when so many of my nearest relatives, friends, and pupils seem to have let it pass. It is, moreover, the very first sign of this sort that a stranger has offered me.

*

A walk after teatime. — Mrs. Pairamall behaves more decently than I feared, primarily of course as a result of my calmness, but also because I verily avoided every dangerous expression, whether in the form of a few words or an even briefer gesture. She paid the lesson fee, as a result of which Lie-Liechen and I gain the immeasurable advantage of being able to meet with Mrs. Deutsch before our departure, merely as believers of good conscience otherwise encounter debtors of bad conscience. At present, Mrs. Deutsch's debt to me keeps mounting, so that at a later time, with all the better conscience, I shall be permitted to exercise the right to be free of my debt to her at the moment in which my works are published. —

— PostcardWSLB 272 to Hertzka; I tell him about the review 2 and request a copy each of the Niloff table and Op. 111 .

*

Society: at best a group of people who have come further than peasants only in their hygienic culture (with regard to spitting, etc.). —

*

© Translation William Drabkin.

17. Wolkenlos strahlendes Blau!!

BriefOJ 10/1, [20] von Dahms mit beiliegendem Referat aus der Kreuzzeitung vom 14. VI. 16; 1 beide sehr erfreulich. Mit besonderer Genugtuung empfand ich es, daß er im Referat die politischen Anspielungen citiert u. hervorgehoben [hat]. Möchte[n] sie nur allezeit zu jedem Leser so sprechen, wie sie von mir empfunden u. gedacht wurden, u. möchte der Leser vor allem durch mich durch sie in jene Atmosphäre versetzt werden, in der allein er sich das echt Deutsche eines Beethovenschen Genies sich so recht zum Bewußtsein bringen kann, zur Erkenntnis sowohl der spezifischen Tiefe, als auch seines spezifisch deutschen Wesens. Ist die Kenntnis eines Volkscharakters als einer Naturanlage so unerläßlich, wie in einer anderen Hinsicht auch die Kenntnisnahme von Irrtümern u. sei es von solchen Irrtümern, die {291} Deutsche an den Deutschesten begingen. Und noch ein Zweites: So wenig ich irgend einen Wert darauf lege, so bereitet es mir doch Freude, daß Herr Dahms meines Geburtstages gedachte um eine Zeit, da er sogar meinen nächsten Angehörigen u. Freunden, Schülern u. Schülerinnen entrückt war fallen zu sein scheint. Es ist übrigens auch das erste Zeichen überhaupt, das ein fremder Mensch in dieser Art von sich gibt mir entgegenbringt.

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Spaziergang nach der Jause. — Frau Pairamall verhält sich dezenter als ich befürchtete, wozu sie freilich in erster Linie durch meine Ruhe bestimmt wurde, wie auch dadurch, daß ich jede gefährliche Wendung entweder mit kurzen Worten oder mit einer noch kürzeren Gebärde förmlich wegstrich. Sie beglich das Honorar, wodurch mir u. Lie-Liechen der unbezahlbare Vorteil erwächst, der Frau Deutsch gegenüber vor unserer u. ihrer Abreise gerade nur so zu begegnen, wie nur Gläubiger guten Gewissens sonst Schuldnern bösen Gewissens gegenübertreten. Vorläufig mehrt sich die Schuld der Frau D. an mich immer stärker, so daß ich späterhin mit gutem umso besserem Gewissen das Recht für mich werde in Anspruch nehmen dürfen, meiner der Schuld an sie im Augenblick des Erscheinens der Werke auch schon ledig zu sein. —

— An Hertzka (K.WSLB 272); mache ihn auf das Referat 2 aufmerksam u. ersuche um je ein Exemplar der Niloff-Tabelle u. op. 111.

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Die Gesellschaft: Besten Falles eine Gruppe von Menschen, die es nur in hygienischer Zucht (bezüglich des Spuckens usw. ) weiter als z. B. Bauern gebracht haben. —

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© Transcription Marko Deisinger.

17. Cloudless, radiant blue!!

LetterOJ 10/1, [20] from Dahms with an article from the Kreuzzeitung of June 14, 1916, enclosed; 1 both very delightful. I was especially pleased that, in the review, he referred to and emphasized the political allusions. If only they would at all times speak to every reader in the way that I felt and thought about them; and may readers be, above all, transported by them into that atmosphere in which they alone can bring the true German quality of a Beethovenian genius to consciousness – not only of the specific profoundness but also of the specifically German quality. The understanding of a people's character, as a natural disposition, is as indispensable as, in another respect, the observation of errors, even if it is of errors that {291} the Germans commit against the most German. And a second point: as little as I attach value to it, it pleased me that Mr. Dahms remembered my birthday at a time when so many of my nearest relatives, friends, and pupils seem to have let it pass. It is, moreover, the very first sign of this sort that a stranger has offered me.

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A walk after teatime. — Mrs. Pairamall behaves more decently than I feared, primarily of course as a result of my calmness, but also because I verily avoided every dangerous expression, whether in the form of a few words or an even briefer gesture. She paid the lesson fee, as a result of which Lie-Liechen and I gain the immeasurable advantage of being able to meet with Mrs. Deutsch before our departure, merely as believers of good conscience otherwise encounter debtors of bad conscience. At present, Mrs. Deutsch's debt to me keeps mounting, so that at a later time, with all the better conscience, I shall be permitted to exercise the right to be free of my debt to her at the moment in which my works are published. —

— PostcardWSLB 272 to Hertzka; I tell him about the review 2 and request a copy each of the Niloff table and Op. 111 .

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Society: at best a group of people who have come further than peasants only in their hygienic culture (with regard to spitting, etc.). —

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© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 Walter Dahms, "Neue Musikliteratur," Neue Preussische Kreuz-Zeitung, June 14, 1916 (contains a review of Schenker's Erläuterungsausgabe of Op. 111). Copy preserved in Schenker's scrapbook, OC 2/p. 49.

2 See footnote 1