27. +7°, zunächst bewölkt, dann aber heiter.
— Große Erfolge der deutschen Flotte an der engl. Ostküste. 1 — — Die Deutschen schämen sich nicht, jeden Augenblick Beweise dafür zu erbringen, daß sie keine Barbaren wären. Von allen Formen, dem Gegner das Schmähwort aus dem Munde, {207} d. h. aus der Presse zu reissen, ist diese Form wohl die unwürdigste. Wenn den Franzosen u. Engländern all dasjenige, was Deutsche bis heute hervorgebracht haben, noch nicht als Beweis von Kultur gilt, so ziemt es eher den Deutschen, die Gegner Barbaren zu schimpfen; . aAm allerwenigsten aber hätte man sich gegen den Anwurf moralischer u. geistiger defekter Rassen zu verteidigen. , denn Ddamit gibt man dem Gegner doch mindesten[s] die Chançen zu glauben, daß sein Anwurf ernstlich discutiert wird. — *Ein neuer heller Tisch ist uns ins Zimmer geflogen; möge die Arbeit dort gedeihen! — *Tiere kennen kein Mitleid. Das Tier, das seinen Hunger nicht zu stillen vermag, geht unter seinen Artgenossen einfach unter. Daher ist den Tieren auch Abhängigkeit fremd. Anders aber bei den Menschen. Die Großen unter ihnen suchen ihnen Mitleid beizubringen zu lehren, mit dem sie die Artgenossen unter einander in Not beistehen sollten. Mit der Not u. dem Mitleid kam unter die Menschen aber auch die Abhängigkeit. Aber bBei dem Mangel an Fähigkeiten im Allgemeinen wird die Kunst des Mitleids indessen so schlecht geübt, daß die Abhängigkeit dem Notleidenden mehr kostet, als die Schmerzen der Not selbst. Daher geht der Trieb der Menschen dahin, eine solche bitterschmeckende Abhängigkeit lieber zu vermeiden. – hHier liegt die Wurzel aller Geldgier. — *Zu den Wiener Reinigungswerken zurückgekehrt. — *In den letzten Nöten des Lebens werden die Menschen vielfach auch Helden, nicht nur im Felde vor dem Feind, sondern auch im Frieden auf dem Totenbett. Selbst die Reichen entschließen sich in letzter Stunde zum Heldenmut, einige Groschen an Arme abzugeben. *{208} © Transcription Marko Deisinger. |
27. +7°, cloudy at first, but fair later.
— Great successes of the German fleet on the east coast of England. 1 — The Germans are not afraid of offering, at any moment, proof of why they were not barbarians. Of all forms of tearing this term of abuse from the mouths of their opponents, {207} that is, from the press, this form is surely the most unworthy. If all that the Germans have created until this day were still not proof of culture to the French and the English, then it would seem more appropriate for the Germans to call their opponents barbarians. Least of all, however, should one defend oneself against an accusation made by races that are morally and intellectually defective; for then one would at least be giving one’s opponent the opportunity of believing that their accusation could be discussed seriously. — *A new, bright desk has flown into our room; may the work flourish! — *Animals know no sympathy. The animal who is unable to satisfy his hunger will simply succumb among his species. For this reason, dependence is also foreign to animals. But it is different with people. The great among them seek to teach sympathy, with which they ought to stand by their species in time of need. With need and pity, however, dependence also became a part of people. With a lack of abilities in general, the art of sympathy has been practiced so poorly, however, that dependence costs those suffering from need more than the pains of need themselves. Therefore the human drive aims rather at avoiding such a bitter-tasting dependence. Herein lies the root of all avarice. — *Return to the Viennese laundry company. — *In their last hour of need, people often become also heroes, not only in the field before an enemy but also in peacetime on their deathbed. Even the rich decide in their last hour to be courageous heroes and give the poor a few pennies. *{208} © Translation William Drabkin. |
27. +7°, zunächst bewölkt, dann aber heiter.
— Große Erfolge der deutschen Flotte an der engl. Ostküste. 1 — — Die Deutschen schämen sich nicht, jeden Augenblick Beweise dafür zu erbringen, daß sie keine Barbaren wären. Von allen Formen, dem Gegner das Schmähwort aus dem Munde, {207} d. h. aus der Presse zu reissen, ist diese Form wohl die unwürdigste. Wenn den Franzosen u. Engländern all dasjenige, was Deutsche bis heute hervorgebracht haben, noch nicht als Beweis von Kultur gilt, so ziemt es eher den Deutschen, die Gegner Barbaren zu schimpfen; . aAm allerwenigsten aber hätte man sich gegen den Anwurf moralischer u. geistiger defekter Rassen zu verteidigen. , denn Ddamit gibt man dem Gegner doch mindesten[s] die Chançen zu glauben, daß sein Anwurf ernstlich discutiert wird. — *Ein neuer heller Tisch ist uns ins Zimmer geflogen; möge die Arbeit dort gedeihen! — *Tiere kennen kein Mitleid. Das Tier, das seinen Hunger nicht zu stillen vermag, geht unter seinen Artgenossen einfach unter. Daher ist den Tieren auch Abhängigkeit fremd. Anders aber bei den Menschen. Die Großen unter ihnen suchen ihnen Mitleid beizubringen zu lehren, mit dem sie die Artgenossen unter einander in Not beistehen sollten. Mit der Not u. dem Mitleid kam unter die Menschen aber auch die Abhängigkeit. Aber bBei dem Mangel an Fähigkeiten im Allgemeinen wird die Kunst des Mitleids indessen so schlecht geübt, daß die Abhängigkeit dem Notleidenden mehr kostet, als die Schmerzen der Not selbst. Daher geht der Trieb der Menschen dahin, eine solche bitterschmeckende Abhängigkeit lieber zu vermeiden. – hHier liegt die Wurzel aller Geldgier. — *Zu den Wiener Reinigungswerken zurückgekehrt. — *In den letzten Nöten des Lebens werden die Menschen vielfach auch Helden, nicht nur im Felde vor dem Feind, sondern auch im Frieden auf dem Totenbett. Selbst die Reichen entschließen sich in letzter Stunde zum Heldenmut, einige Groschen an Arme abzugeben. *{208} © Transcription Marko Deisinger. |
27. +7°, cloudy at first, but fair later.
— Great successes of the German fleet on the east coast of England. 1 — The Germans are not afraid of offering, at any moment, proof of why they were not barbarians. Of all forms of tearing this term of abuse from the mouths of their opponents, {207} that is, from the press, this form is surely the most unworthy. If all that the Germans have created until this day were still not proof of culture to the French and the English, then it would seem more appropriate for the Germans to call their opponents barbarians. Least of all, however, should one defend oneself against an accusation made by races that are morally and intellectually defective; for then one would at least be giving one’s opponent the opportunity of believing that their accusation could be discussed seriously. — *A new, bright desk has flown into our room; may the work flourish! — *Animals know no sympathy. The animal who is unable to satisfy his hunger will simply succumb among his species. For this reason, dependence is also foreign to animals. But it is different with people. The great among them seek to teach sympathy, with which they ought to stand by their species in time of need. With need and pity, however, dependence also became a part of people. With a lack of abilities in general, the art of sympathy has been practiced so poorly, however, that dependence costs those suffering from need more than the pains of need themselves. Therefore the human drive aims rather at avoiding such a bitter-tasting dependence. Herein lies the root of all avarice. — *Return to the Viennese laundry company. — *In their last hour of need, people often become also heroes, not only in the field before an enemy but also in peacetime on their deathbed. Even the rich decide in their last hour to be courageous heroes and give the poor a few pennies. *{208} © Translation William Drabkin. |
Footnotes1 "Mitteilungen des Deutschen Admiralstabes," Neues Wiener Tagblatt, No. 116, April 27, 1916, 50th year, p. 2. Erfolge der deutschen Flotte und Luftflotte, Neue Freie Presse, No. 18563, April 27, 1916, morning edition, p. 2. |