29. VI. 14

Geldsendung von Kaff u. treuergebener BriefOJ 10/1, [5] von Dahms.

*

Glückwunsch an Sophie.

*

Lie-Liechen hört einen Kuckuck rufen!

*

Beim Nachtisch bringt uns das Mädchen die Nachricht von der Ermordung des Thronfolgers in Serajevo. Die Nachricht wird uns später durch die Wirtin u. den Wirt bestätigt auf Grund von im Karersee eingelaufenen Depeschen, wie mündlichen Erzählungen. So hat der Telegraf u. der Mensch seinen Nachrichtendienst getan u. was die Zeitung hinzutut, ist fast gar nicht mehr von Belang.

Sofort steht vor unseren Augen die Tragödie im wahren Lichte einer slavischen, speziell großserbischen Verschwörung. Nun erst wird es klar, wie verfehlt die Politik vor Jahren war, als man ruchlosen Serben gegenüber, von Rücksicht triefend (noch während des türkischen Krieges 1 ), dem Krieg mit Serbien aus dem Wege gieng. Ob es Rücksicht auf das hohe Alter des Kaisers, oder Angst vor Rußland u. anderen Verwicklungen gewesen, kurz, über all die Bedenken hinaus hätte – wie heute die Sachlage klar beweist – der Weg zum Meer auf dem Schlachtfelde ertrotzt werden müssen. Sonderbar genug, individuell minder fähig u. reif als der Germane, jagt der Slave dennoch der Utopie eines Staates, zumal eines Großstaates nach, für den er nicht die geringste Voraussetzung mitbringt. Die schweren Träume, von denen die Slavenwelt heimgesucht wird, bedrücken leider noch mehr das germanische Massiv. Und wenn es auch zweifellos ist, daß selbst eine noch so große Majorität der Slaven niemals Oberhand über die Germanen gewinnen kann, – schon allein die ungleich viel höhere Germanische Kultur bildet die ungleich stärkere Waffe, – so ist dennoch die stete Reibung mit dem Slaventum ein überflüssig retardierendes {600} Moment in der Geschichte der Menschheit. Oesterreich zumal leidet außer an der Aallgemeinen Auseinandersetzung mit dem Slaventum auch noch unter dem Größenwahn der slavischen Natiönchen, soweit sie im Verbande Oesterreichs sind. In diesem Punkte zeigt sich die Wirkung der großen Revolution u. der nachfolgenden Revolutionstöchterchen, namentlich der Revolution vom Jahre 48 kraß u. bedenklich u. zw. so, daß man alle Ursache hat, dem Irrtum Rousseau’s, wornach alle Menschen gleich seien, u. den darauf gegründeten Theorien von der Gleichheit aller Rassen u. Nationen, ordentlich zu fluchen. Und nichts ist so wichtig dem Menschengeschlecht, als vorhandene Unterschiede sich eben zur Kenntnis zu bringen: Ebenso wie es einzelne Menschen von stärkerem Wert gibt, deren Führung dem Schwächeren zugute kommt, ebenso gibt es g im Getriebe der Nationen u. Rassen Höherstehende, denen allein die Erziehung des Menschengeschlechtes obliegt. So liegt denn der Vorteil für das Menschengeschlecht gerade darin, die stärkere Nation zu erkennen und sich nach ihr zu richten. Und als Hauptaufgabe der stärkeren Nation müßte erscheinen, den Schwächeren zur die Ueberzeugung von ihrer überragenden Bedeutung beizubringen, eventuell zwangsweise beizubringen, um dem Schwächeren das Nehmen möglich, bzw. leichter zu machen. Die Irrlehre allein trägt Schuld daran, daß selbst d ieer Urinstinkte des Menschen, der ihn zur Anlehnung an den Stärkeren führt, untergraben werden wird. Während nämlich die slavischen Rassen, um auf die Nationen die Anwendung davon zu machen, Instinkt genug zeigen, um sich alle Kultur aus Deutschland zu verschreiben, trüben sie gleichzeitig den Instinkt künstlich u. gewaltsam dadurch, daß sie, zwar beschenkt, dennoch al pari mit den Deutschen sich erklären. Ein Narrenstreich kleinlicher Eitelkeit unfähigen Menschentums!

Am tragischsten ragt die Gestalt unseres Kaisers hervor, der seiner frommen Denkungsart gemäß in Allem blos das Schicksal, den Willen Gottes erkennt erblicken mag, sicher aber den Fehler nicht begreift, den seine Unfähigkeit verursacht hat. {601} Käme der Dichter nur, der auf die Wa[a]ge des Schicksals die Schuld des Kaisers zu legen wüßte u. wir erhielten die gewaltige Tragödie eines untergehenden Reiches, das Bild einer untergehenden Dynastie. Freilich, auch damit würde nicht einer Dynastie noch einem Reiche gedient werden, denn , was trotz tausendjährigem Bestande die Menschheit noch immer nicht gelernt hat, ist – das Lernen selbst!

*

Wortspiel: Herrlicher Geist – geistlicher Herr. —

*

© Transcription Marko Deisinger.

June 29, 1914.

Money sent by Kaff, and a letterOJ 10/1, [5] of devotion from Dahms.

*

Greetings to Sophie.

*

Lie-Liechen hears the call of a cuckoo!

*

While serving dessert, the waitress brings us the news of the murder of the heir to the throne in Sarajevo. The news was later confirmed by the innkeeper and her husband, on the basis of reports received at the Karersee, as well as oral communications. Thus the telegraph and the human being have done their job of reporting; and what the newspaper has to add is almost no longer of any significance.

We immediately witness the true nature of the tragedy of a Slavic, specifically Greater Serbian, conspiracy. It has only now become clear how mistaken politics was years ago when, oozing caution (even during the Turkish War 1 ), one steered clear of war with Serbia. Was this caution at the high altar of the Emperor, or fear of Russia and other developments? – in short, in spite of all considerations, access to the sea would have to have been gained by military means, as the situation today shows all to clearly. Strangely enough, the Slav, who is less capable, less mature than the German, is in pursuit of the utopia of a nation, even of a superpower, for which he cannot offer the slightest justification. The weighty dreams with which the Slavic world is obsessed press even more against the German massif. And although it is beyond doubt that even such a large majority of Slavs would never be able to gain the upper hand over the Germanic peoples – the much higher Germanic culture itself constitutes the stronger weapon – the constant friction with the Slavic world is nonetheless an unnecessarily retarding {600} factor in the history of mankind. Besides its conflict with the Slavic world, Austria in particular is suffering from the megalomania of the little Slavic nations, insofar as they are under Austrian control. This point is demonstrated most blatantly and worryingly by the effect of the great revolution, and by the little daughters of the revolution which followed, in particular the revolution of the year 1848, and in fact in such a way that one has every reason to duly curse Rousseau's error according to which all men are equal, and the theories of equality of race and nation that are founded upon it. And nothing is so important for the human race as to acknowledge the differences at hand: just as there are individual persons of stronger worth, whose leadership is for the benefit of the weaker, so in the workings of nations and races there are those who stand higher, who alone are responsible for the education of humanity. Thus the advantage for humanity lies precisely in recognizing the stronger nation and to be geared to it. And it would have to appear that the principal task of the stronger nation is to convince the weaker ones of its towering significance – by force, if necessary – and in order to make the act of taking possible, or at least easier, for the weaker ones. The mistaken theory alone is to be blamed for the fact that the basic human instinct that leads one person to seek the support of a stronger person, is being subverted. For whereas the Slavic races show enough instinct to adapt to the nations in order to dedicate themselves to all culture coming from Germany, at the same time they tarnish that instinct in an artificial, violent way in that they, though in receipt of [Germany's] gifts, nonetheless declare themselves on an equal footing with the Germans. A knavish trick of the petty vanity of an incapable humanity!

What stands out most tragically is the figure of our Emperor, who, true to his pious ways of thinking, is able to see in all this merely fate, the will of God, and certainly does not understand the error that his incompetence has brought about. {601} If only the poet would come who was able to place the Emperor's guilt on the scale of destiny, and we would receive the mighty tragedy of a declining realm, a declining dynasty. Admittedly, not even with that would either a dynasty nor a realm be served; for what people have never yet learned, in spite of an existence lasting thousands of years, is – learning itself!

*

Play on words: manly spirit – spiritual man. —

© Translation William Drabkin.

29. VI. 14

Geldsendung von Kaff u. treuergebener BriefOJ 10/1, [5] von Dahms.

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Glückwunsch an Sophie.

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Lie-Liechen hört einen Kuckuck rufen!

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Beim Nachtisch bringt uns das Mädchen die Nachricht von der Ermordung des Thronfolgers in Serajevo. Die Nachricht wird uns später durch die Wirtin u. den Wirt bestätigt auf Grund von im Karersee eingelaufenen Depeschen, wie mündlichen Erzählungen. So hat der Telegraf u. der Mensch seinen Nachrichtendienst getan u. was die Zeitung hinzutut, ist fast gar nicht mehr von Belang.

Sofort steht vor unseren Augen die Tragödie im wahren Lichte einer slavischen, speziell großserbischen Verschwörung. Nun erst wird es klar, wie verfehlt die Politik vor Jahren war, als man ruchlosen Serben gegenüber, von Rücksicht triefend (noch während des türkischen Krieges 1 ), dem Krieg mit Serbien aus dem Wege gieng. Ob es Rücksicht auf das hohe Alter des Kaisers, oder Angst vor Rußland u. anderen Verwicklungen gewesen, kurz, über all die Bedenken hinaus hätte – wie heute die Sachlage klar beweist – der Weg zum Meer auf dem Schlachtfelde ertrotzt werden müssen. Sonderbar genug, individuell minder fähig u. reif als der Germane, jagt der Slave dennoch der Utopie eines Staates, zumal eines Großstaates nach, für den er nicht die geringste Voraussetzung mitbringt. Die schweren Träume, von denen die Slavenwelt heimgesucht wird, bedrücken leider noch mehr das germanische Massiv. Und wenn es auch zweifellos ist, daß selbst eine noch so große Majorität der Slaven niemals Oberhand über die Germanen gewinnen kann, – schon allein die ungleich viel höhere Germanische Kultur bildet die ungleich stärkere Waffe, – so ist dennoch die stete Reibung mit dem Slaventum ein überflüssig retardierendes {600} Moment in der Geschichte der Menschheit. Oesterreich zumal leidet außer an der Aallgemeinen Auseinandersetzung mit dem Slaventum auch noch unter dem Größenwahn der slavischen Natiönchen, soweit sie im Verbande Oesterreichs sind. In diesem Punkte zeigt sich die Wirkung der großen Revolution u. der nachfolgenden Revolutionstöchterchen, namentlich der Revolution vom Jahre 48 kraß u. bedenklich u. zw. so, daß man alle Ursache hat, dem Irrtum Rousseau’s, wornach alle Menschen gleich seien, u. den darauf gegründeten Theorien von der Gleichheit aller Rassen u. Nationen, ordentlich zu fluchen. Und nichts ist so wichtig dem Menschengeschlecht, als vorhandene Unterschiede sich eben zur Kenntnis zu bringen: Ebenso wie es einzelne Menschen von stärkerem Wert gibt, deren Führung dem Schwächeren zugute kommt, ebenso gibt es g im Getriebe der Nationen u. Rassen Höherstehende, denen allein die Erziehung des Menschengeschlechtes obliegt. So liegt denn der Vorteil für das Menschengeschlecht gerade darin, die stärkere Nation zu erkennen und sich nach ihr zu richten. Und als Hauptaufgabe der stärkeren Nation müßte erscheinen, den Schwächeren zur die Ueberzeugung von ihrer überragenden Bedeutung beizubringen, eventuell zwangsweise beizubringen, um dem Schwächeren das Nehmen möglich, bzw. leichter zu machen. Die Irrlehre allein trägt Schuld daran, daß selbst d ieer Urinstinkte des Menschen, der ihn zur Anlehnung an den Stärkeren führt, untergraben werden wird. Während nämlich die slavischen Rassen, um auf die Nationen die Anwendung davon zu machen, Instinkt genug zeigen, um sich alle Kultur aus Deutschland zu verschreiben, trüben sie gleichzeitig den Instinkt künstlich u. gewaltsam dadurch, daß sie, zwar beschenkt, dennoch al pari mit den Deutschen sich erklären. Ein Narrenstreich kleinlicher Eitelkeit unfähigen Menschentums!

Am tragischsten ragt die Gestalt unseres Kaisers hervor, der seiner frommen Denkungsart gemäß in Allem blos das Schicksal, den Willen Gottes erkennt erblicken mag, sicher aber den Fehler nicht begreift, den seine Unfähigkeit verursacht hat. {601} Käme der Dichter nur, der auf die Wa[a]ge des Schicksals die Schuld des Kaisers zu legen wüßte u. wir erhielten die gewaltige Tragödie eines untergehenden Reiches, das Bild einer untergehenden Dynastie. Freilich, auch damit würde nicht einer Dynastie noch einem Reiche gedient werden, denn , was trotz tausendjährigem Bestande die Menschheit noch immer nicht gelernt hat, ist – das Lernen selbst!

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Wortspiel: Herrlicher Geist – geistlicher Herr. —

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© Transcription Marko Deisinger.

June 29, 1914.

Money sent by Kaff, and a letterOJ 10/1, [5] of devotion from Dahms.

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Greetings to Sophie.

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Lie-Liechen hears the call of a cuckoo!

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While serving dessert, the waitress brings us the news of the murder of the heir to the throne in Sarajevo. The news was later confirmed by the innkeeper and her husband, on the basis of reports received at the Karersee, as well as oral communications. Thus the telegraph and the human being have done their job of reporting; and what the newspaper has to add is almost no longer of any significance.

We immediately witness the true nature of the tragedy of a Slavic, specifically Greater Serbian, conspiracy. It has only now become clear how mistaken politics was years ago when, oozing caution (even during the Turkish War 1 ), one steered clear of war with Serbia. Was this caution at the high altar of the Emperor, or fear of Russia and other developments? – in short, in spite of all considerations, access to the sea would have to have been gained by military means, as the situation today shows all to clearly. Strangely enough, the Slav, who is less capable, less mature than the German, is in pursuit of the utopia of a nation, even of a superpower, for which he cannot offer the slightest justification. The weighty dreams with which the Slavic world is obsessed press even more against the German massif. And although it is beyond doubt that even such a large majority of Slavs would never be able to gain the upper hand over the Germanic peoples – the much higher Germanic culture itself constitutes the stronger weapon – the constant friction with the Slavic world is nonetheless an unnecessarily retarding {600} factor in the history of mankind. Besides its conflict with the Slavic world, Austria in particular is suffering from the megalomania of the little Slavic nations, insofar as they are under Austrian control. This point is demonstrated most blatantly and worryingly by the effect of the great revolution, and by the little daughters of the revolution which followed, in particular the revolution of the year 1848, and in fact in such a way that one has every reason to duly curse Rousseau's error according to which all men are equal, and the theories of equality of race and nation that are founded upon it. And nothing is so important for the human race as to acknowledge the differences at hand: just as there are individual persons of stronger worth, whose leadership is for the benefit of the weaker, so in the workings of nations and races there are those who stand higher, who alone are responsible for the education of humanity. Thus the advantage for humanity lies precisely in recognizing the stronger nation and to be geared to it. And it would have to appear that the principal task of the stronger nation is to convince the weaker ones of its towering significance – by force, if necessary – and in order to make the act of taking possible, or at least easier, for the weaker ones. The mistaken theory alone is to be blamed for the fact that the basic human instinct that leads one person to seek the support of a stronger person, is being subverted. For whereas the Slavic races show enough instinct to adapt to the nations in order to dedicate themselves to all culture coming from Germany, at the same time they tarnish that instinct in an artificial, violent way in that they, though in receipt of [Germany's] gifts, nonetheless declare themselves on an equal footing with the Germans. A knavish trick of the petty vanity of an incapable humanity!

What stands out most tragically is the figure of our Emperor, who, true to his pious ways of thinking, is able to see in all this merely fate, the will of God, and certainly does not understand the error that his incompetence has brought about. {601} If only the poet would come who was able to place the Emperor's guilt on the scale of destiny, and we would receive the mighty tragedy of a declining realm, a declining dynasty. Admittedly, not even with that would either a dynasty nor a realm be served; for what people have never yet learned, in spite of an existence lasting thousands of years, is – learning itself!

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Play on words: manly spirit – spiritual man. —

© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 The First Balkan War of 1912, during which the political tensions between Austria-Hungary and Serbia, which sought access to the Mediterranean Sea, reached a high point.