15.
Bei Mama, der es wieder besser geht. Bemerkenswert folgendes Erlebnis mit der Tante: Sie traf mich auf dem Wege zur Mama u. begann damit, mich zu bitten, „wann ich die die kleine 7-jährige Lola anhören könnte“. Als ich erwiderte, daß ich sie ja singen bereits gehört habe, u. daraus auf ihr musikalisches Ohr ohneweiters schließen konnte, meinte sie noch immer: dennoch würde sie darauf bestehen, daß ich sie noch anhöre. Es fiel mir dabei die unverantwortliche Wendung auf: „Ich möchte ihr Bildung geben, Geld habe ich ohnehin keines.“ Was diese Hartnäckigkeit aber bedeuten sollte, erfuhr ich erst oben bei Mama. Da rückte sie gerade heraus u. bat mich, die Lola in den Anfangsgründen zu unterweisen. – Welche Verwandtschaf tten um mich herum, heute wie am ersten Tage: ! nNehmend, plündernd, raubend, aber sich selbst nicht den leisesten Gedanken darüber machend, was sie damit für Verbrechen begehen. Unverantwortlicherweise adoptiert ein altes Ehepaar ein kleines Kind, dem es ja bald absterben muß u. möchte am liebsten eine fremde Person wieder dazu haben, den unverantwortlichen Schritt gutzumachen. Sich also den Vorteil, selbst auf Kosten des armen Kindes, dem Anderen die Last! *Um Mitternacht schweres Gewitter mit Hagel. *{490} © Transcription Marko Deisinger. |
15.
With Mama, who is feeling better. The following experience with my aunt is worth noting: she met me on the way to Mama's and began by asking me "if I could listen to the little seven-year-old Lola." When I replied that I had already heard her sing and could, without further ado, conclude that she had a musical ear, still she continued to say thT she would nonetheless insist that I listen to her. I was struck by her turn of phrase: "I would like to give her an education; in any case, I have no money." What this obstinacy meant, however, is something I only discovered when I was upstairs with my mother. Then she came out with it straight, and asked me to teach Lola the elementary principles. What relatives I am surrounded by, today as on the first day! Taking, plundering, stealing, but without themselves having the least conscience of what sort of crime they are committing. Irresponsibly, an old couple adopt a small child, from whom they no doubt will soon depart, and would most like to have a stranger make up for their irresponsible action. To themselves the advantage, even at the expense of the poor child; to the rest, the burden! *Around midnight, a heavy thunderstorm with hail. *{490} © Translation William Drabkin. |
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Bei Mama, der es wieder besser geht. Bemerkenswert folgendes Erlebnis mit der Tante: Sie traf mich auf dem Wege zur Mama u. begann damit, mich zu bitten, „wann ich die die kleine 7-jährige Lola anhören könnte“. Als ich erwiderte, daß ich sie ja singen bereits gehört habe, u. daraus auf ihr musikalisches Ohr ohneweiters schließen konnte, meinte sie noch immer: dennoch würde sie darauf bestehen, daß ich sie noch anhöre. Es fiel mir dabei die unverantwortliche Wendung auf: „Ich möchte ihr Bildung geben, Geld habe ich ohnehin keines.“ Was diese Hartnäckigkeit aber bedeuten sollte, erfuhr ich erst oben bei Mama. Da rückte sie gerade heraus u. bat mich, die Lola in den Anfangsgründen zu unterweisen. – Welche Verwandtschaf tten um mich herum, heute wie am ersten Tage: ! nNehmend, plündernd, raubend, aber sich selbst nicht den leisesten Gedanken darüber machend, was sie damit für Verbrechen begehen. Unverantwortlicherweise adoptiert ein altes Ehepaar ein kleines Kind, dem es ja bald absterben muß u. möchte am liebsten eine fremde Person wieder dazu haben, den unverantwortlichen Schritt gutzumachen. Sich also den Vorteil, selbst auf Kosten des armen Kindes, dem Anderen die Last! *Um Mitternacht schweres Gewitter mit Hagel. *{490} © Transcription Marko Deisinger. |
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With Mama, who is feeling better. The following experience with my aunt is worth noting: she met me on the way to Mama's and began by asking me "if I could listen to the little seven-year-old Lola." When I replied that I had already heard her sing and could, without further ado, conclude that she had a musical ear, still she continued to say thT she would nonetheless insist that I listen to her. I was struck by her turn of phrase: "I would like to give her an education; in any case, I have no money." What this obstinacy meant, however, is something I only discovered when I was upstairs with my mother. Then she came out with it straight, and asked me to teach Lola the elementary principles. What relatives I am surrounded by, today as on the first day! Taking, plundering, stealing, but without themselves having the least conscience of what sort of crime they are committing. Irresponsibly, an old couple adopt a small child, from whom they no doubt will soon depart, and would most like to have a stranger make up for their irresponsible action. To themselves the advantage, even at the expense of the poor child; to the rest, the burden! *Around midnight, a heavy thunderstorm with hail. *{490} © Translation William Drabkin. |