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WSLB 305 - Handwritten letter from Schenker to Hertzka (UE), dated December 21, 1919
Meine 1 Nachforschungen in Sachen op. 101 haben auch dazu geführt, daß ich bei H. Koch auch noch ein Skizzenbuch B's aus dem J. 1815-16, worin Skizzen zum 2. Satz 2 enthalten sind, u. bei Prof. Altmann , Bibl. Berlin, ebenfalls ein Skizzenbuch aus dem J. 1817 (Skizzen zum letzten Satz) 3 erbat. Ich bin glücklich darüber, denn eben diese Sätze sind das Schreckgespenst aller. Auf meine eigene Rechnu[n]g, wenigstens vorläufig, erbat ich bei H. Koch auch B's Egmont-Ouv. , (für die Kl. Bibl.)[.] Zahlreiche Bemerkungen B 's sind dort enthalten! Sie sehen, ich beschäftige mich schon jetzt mit der „ Kl. Bibl. “ Und da möchte ich Sie bei dieser Gelegenheit sehr ersuchen, aus der Fülle Ihrer Praxis u. Ideen vielleicht noch einer anderen Form nachzudenken, die zur Lösung geeigneter {2} wäre. Bei den bestehenden Verhältnissen ist es nämlich gefährlich, zumal bei einem Unternehmen, das wirklich auf 15-20 Jahre bis an mein Lebensende fortgeführt werden könnte, sich auf z.B. 600 K per Bogen festzulegen, wo diese Währung in einem halben Jahr vielleicht Wochenlohn eines Friseurgehilfen, oder dgl. werden könnte. (Sie selbst haben ja aus diesem Grunde die Ausgabe sämmtlicher B'Son. lieber vertagt.) Er ist sehr wahrscheinlich, daß ich meinerseits ein beträchtliches Geldopfer zu bringen haben wurde, – die Vormittagsschüler bringen allein 4800 K monatlich, (4800 × 9 jährlich, d.i. per Saison), außerdem kann ich bei sich verschlechternder Valuta die Schüler ohneweiters steigern, wie es bis jetzt der Fall war, – wenn ich nun Opfer bringen muß, so ist es doch nötig, daß ich mindestens weiß, bis zu welcher Grenze ich draufzuzahlen hätte. Bei Verhältnissen, die sich vorbereiten, könnte dieses Draufzahlen, eine Katastrophe werden! Vielleicht schlagen Sie eine Beteiligung in irgend einer anderen Form vor, d enie mich der Valutagefahr {3} weniger aussetzen u. mir zugleich leichter zu einem Überblick über die Grenzen der Opfer verhalten könnte. Eine Beteiligung anderer Art hätte vielleicht den Vorteil, d eraß ich alle Kräfte anspannen würde, um für das Werk, für mich u. Sie das Höchstsmaß an Leistung herauszuschlagen. Wie hoch soll denn ein 2-Bogen-Heft verkauft werden? Gerne will auch ich selbst noch nachdenken, wie Rat mit anderen Kennern pflegen, um so rasch als möglich mit der Kl-Bib. beginnen zu können. Ich stehe Ihnen jeden Nachmittag, wie diesmal, gerne auch zu einer mündlichen Unterredung zur Verfügung [.] Sie brauchen nur ein Paar Tage vorher zu verständigen. Ihren Sie in unsere[n] beiden Namen bestens grüßenden [signed:] H Schenker 21. Dez 1919 © Transcription Ian Bent, 2009 |
My 1 investigations regarding Op. 101 have reached the point at which I have requested also a Beethoven sketchbook from the year 1815-16 from Mr. Koch containing sketches for the second movement, 2 and likewise from Professor Altmann of the Berlin Library a sketchbook from the year 1817 (sketches for the last movement). 3 Fortunately, these are the very movements that are the bugbear of all [Beethoven scholars]. At my own cost, at least for the time being, I also requested from Mr. Koch Beethoven's Egmont Overture (for the Little Library ). It contains numerous annotations by Beethoven! You can see that I am already busily at work now on the Little Library . So I should like to take this opportunity of begging you, from your fund of ideas and practical experience, to ponder some other possible arrangement better suited as a solution. {2} Specifically, under prevailing conditions it is dangerous, particularly in the case of an undertaking that could in all truth continue for fifteen to twenty years until my death, set e.g., 600 Kronen per gathering, when this figure might perhaps in six months' time amount to a week's wages for a barber's apprentice or the like. (You yourself chose to postpone the collected edition of the Beethoven sonatas for exactly this reason.) In all probability, for my own part I would have to make a considerable financial sacrifice – my morning pupils alone bring in 4,800 Kronen a month (4,800 × 9 a year, i.e. per season); besides, with the worsening exchange rate I can[not?] just unceremoniously raise [the fee for] my pupils, as was the case hitherto – if I must now make sacrifices, then it is imperative that I at least know the limit up to which I would have to pay for it. With conditions brewing as they are, this payment could turn into a catastrophe! You might perhaps propose some other kind of apportionment that could {3} leave me less exposed to the exchange-rate danger and at the same time more easily afford me some control over the limits of my sacrifice. An apportionment of some other kind might perhaps gain the advantage of making me summon all my energy in order to generate the maximum achievement for the work, for me, [and] for you. For how high a price, then, should a two-gathering booklet be sold? I myself, too, will ponder how to foster the advice of other experts, so as to be able to get started with the Little Library as soon as possible. I am also at your service any afternoon, as on this occasion, for a face-to-face discussion. You need let me know only a couple of days in advance. On behalf of the two of us, with most cordial greetings, Yours, [signed:] H. Schenker December 21, 1919 © Translation Ian Bent, 2009 |
Meine 1 Nachforschungen in Sachen op. 101 haben auch dazu geführt, daß ich bei H. Koch auch noch ein Skizzenbuch B's aus dem J. 1815-16, worin Skizzen zum 2. Satz 2 enthalten sind, u. bei Prof. Altmann , Bibl. Berlin, ebenfalls ein Skizzenbuch aus dem J. 1817 (Skizzen zum letzten Satz) 3 erbat. Ich bin glücklich darüber, denn eben diese Sätze sind das Schreckgespenst aller. Auf meine eigene Rechnu[n]g, wenigstens vorläufig, erbat ich bei H. Koch auch B's Egmont-Ouv. , (für die Kl. Bibl.)[.] Zahlreiche Bemerkungen B 's sind dort enthalten! Sie sehen, ich beschäftige mich schon jetzt mit der „ Kl. Bibl. “ Und da möchte ich Sie bei dieser Gelegenheit sehr ersuchen, aus der Fülle Ihrer Praxis u. Ideen vielleicht noch einer anderen Form nachzudenken, die zur Lösung geeigneter {2} wäre. Bei den bestehenden Verhältnissen ist es nämlich gefährlich, zumal bei einem Unternehmen, das wirklich auf 15-20 Jahre bis an mein Lebensende fortgeführt werden könnte, sich auf z.B. 600 K per Bogen festzulegen, wo diese Währung in einem halben Jahr vielleicht Wochenlohn eines Friseurgehilfen, oder dgl. werden könnte. (Sie selbst haben ja aus diesem Grunde die Ausgabe sämmtlicher B'Son. lieber vertagt.) Er ist sehr wahrscheinlich, daß ich meinerseits ein beträchtliches Geldopfer zu bringen haben wurde, – die Vormittagsschüler bringen allein 4800 K monatlich, (4800 × 9 jährlich, d.i. per Saison), außerdem kann ich bei sich verschlechternder Valuta die Schüler ohneweiters steigern, wie es bis jetzt der Fall war, – wenn ich nun Opfer bringen muß, so ist es doch nötig, daß ich mindestens weiß, bis zu welcher Grenze ich draufzuzahlen hätte. Bei Verhältnissen, die sich vorbereiten, könnte dieses Draufzahlen, eine Katastrophe werden! Vielleicht schlagen Sie eine Beteiligung in irgend einer anderen Form vor, d enie mich der Valutagefahr {3} weniger aussetzen u. mir zugleich leichter zu einem Überblick über die Grenzen der Opfer verhalten könnte. Eine Beteiligung anderer Art hätte vielleicht den Vorteil, d eraß ich alle Kräfte anspannen würde, um für das Werk, für mich u. Sie das Höchstsmaß an Leistung herauszuschlagen. Wie hoch soll denn ein 2-Bogen-Heft verkauft werden? Gerne will auch ich selbst noch nachdenken, wie Rat mit anderen Kennern pflegen, um so rasch als möglich mit der Kl-Bib. beginnen zu können. Ich stehe Ihnen jeden Nachmittag, wie diesmal, gerne auch zu einer mündlichen Unterredung zur Verfügung [.] Sie brauchen nur ein Paar Tage vorher zu verständigen. Ihren Sie in unsere[n] beiden Namen bestens grüßenden [signed:] H Schenker 21. Dez 1919 © Transcription Ian Bent, 2009 |
My 1 investigations regarding Op. 101 have reached the point at which I have requested also a Beethoven sketchbook from the year 1815-16 from Mr. Koch containing sketches for the second movement, 2 and likewise from Professor Altmann of the Berlin Library a sketchbook from the year 1817 (sketches for the last movement). 3 Fortunately, these are the very movements that are the bugbear of all [Beethoven scholars]. At my own cost, at least for the time being, I also requested from Mr. Koch Beethoven's Egmont Overture (for the Little Library ). It contains numerous annotations by Beethoven! You can see that I am already busily at work now on the Little Library . So I should like to take this opportunity of begging you, from your fund of ideas and practical experience, to ponder some other possible arrangement better suited as a solution. {2} Specifically, under prevailing conditions it is dangerous, particularly in the case of an undertaking that could in all truth continue for fifteen to twenty years until my death, set e.g., 600 Kronen per gathering, when this figure might perhaps in six months' time amount to a week's wages for a barber's apprentice or the like. (You yourself chose to postpone the collected edition of the Beethoven sonatas for exactly this reason.) In all probability, for my own part I would have to make a considerable financial sacrifice – my morning pupils alone bring in 4,800 Kronen a month (4,800 × 9 a year, i.e. per season); besides, with the worsening exchange rate I can[not?] just unceremoniously raise [the fee for] my pupils, as was the case hitherto – if I must now make sacrifices, then it is imperative that I at least know the limit up to which I would have to pay for it. With conditions brewing as they are, this payment could turn into a catastrophe! You might perhaps propose some other kind of apportionment that could {3} leave me less exposed to the exchange-rate danger and at the same time more easily afford me some control over the limits of my sacrifice. An apportionment of some other kind might perhaps gain the advantage of making me summon all my energy in order to generate the maximum achievement for the work, for me, [and] for you. For how high a price, then, should a two-gathering booklet be sold? I myself, too, will ponder how to foster the advice of other experts, so as to be able to get started with the Little Library as soon as possible. I am also at your service any afternoon, as on this occasion, for a face-to-face discussion. You need let me know only a couple of days in advance. On behalf of the two of us, with most cordial greetings, Yours, [signed:] H. Schenker December 21, 1919 © Translation Ian Bent, 2009 |
Footnotes1 Writing of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/1, p. 2195: "An Hertzka (Br.): teile mit, daß ich von Koch auch Skizzen u. noch anderes erbeten habe; ersuche zugleich um einen neuen Vorschlag, der vielleich geeigneter wäre, mir einen Ueberblick über das für die „Kl. Bibl.“ zu bringende Geldopfer zu gewähren." ("To Hertzka (letter): inform [him] that I have asked Koch also for sketches and other items; ask at the same time for a new proposal that would perhaps be more likely to accord me some control over the financial sacrifice to which the Little Library will give rise.") This letter seems to have crossed with OC 52/507-508 from Hertzka, which arrived on December 23. 2 The 1815-16 sketchbook is now know as the "Scheide Sketchbook" and is part of the Scheide Collection at Princeton University. 3 Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, mus. ms. autograph Beethoven 11/1. |
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Commentary
Digital version created: 2010-05-06 |