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[envelope]

{recto}
Herrn Ferruccio B. Busoni
Wien
I. Kärntnerst.
Hotel Erzh. Karl.
123

[postmark:] || WIEN 3/3 | [illeg] | [illeg] ||

{verso}
H. Schenker
Wien, III. Richardg. 11.

[postmark:] || [illeg] | [illeg] | [illeg] V ||
15 / 2 / 1898

[letter]
Wien, 15. Febr. 1898
Auf Wiedersehen,
am 8ten März! 1

Verehrtester, liebster Freund! 2

Ich glaube endlich mit Allem, was Sie wünschten, fertig zu sein, u. sende Ihnen die „Phantasie.“ 3 Nochmals danke ich freundschaftlichst für die werthvolle Anregung zu diesem grösseren opus. Wenn nur die Ausführung auf der Höhe Ihrer Anregung stünde!

Ich theilte schon mit, dass d’Albert aus mir noch unbegreiflicher Rücksicht plötzlich meine Stücke 4 ankündigte. Wegen übergrosser Länge des Programms spielte er nur 2 Stücke, statt 4 (so 1, 2). Ich sagte ihm dann offen, dass ich mit der Ausführung nicht einverstanden war, u. er gestand mir offen, dass er eben, weil er {2} nicht das Gefühl hatte, die Stücke gut zu beherrschen, vorzog zum ersten Mal lieber weniger zu spielen, als mich u. sich der Gefahr auszusetzen. Nun, geschadet hat es nicht, im Gegentheil, Kalbeck besprach auch das winzige Ereigniss sehr günstig, u.s.w.

Indessen sah ich ein, wie Recht Sie hatten, als Sie mir riethen, mit der Phantasie zuerst hervorzutreten, als einem grösseren Werk. Nur eines tröstete mich, dass ich mir sagte, gegen den Zufall gäbe es keinen Einwand, u. ein solcher Zufall war ja d’Alb. Concert für meine Sache.

Heuberger u. die N. freie Presse besprachen d’Albert’s Concert überhaupt gar nicht, weil in der Oper eine Gastgabe der Frau Lili Lehmann zugleich stattfand. 5 Im übrigen können Sie ja errathen, was ich über die Zeitungsschmiererei für {3} das grosse Publikum beiläufig denke. Wenn ich also Kalbeck, Heuberger genannt habe, will ich blos die unvermeidliche Folge eines öffentlichen Schrittes erwähnt haben, mehr nichts.

Und nun, dass Sie die „Phantasie“ besitzen, frage ich Sie, wie es mit der Verwendung bei Br. & H., oder anderswo zu stehen hat? Wollen u. können Sie eintreten, mündlich oder schriftlich, mir zu Handen oder in anderer Form? Ich fragte d’Albert, der mir eine sehr warme, wirklich sehr warme Empfehlung für Br. & H. sandte, ob er die Empfehlung, die generell für alle Werke von mir galt, erneuern wolle; ich dürfte ihn ja nicht verletzen, trotzdem er weiss, dass Sie sich der Phantasie annehmen in jeder Hinsicht, er war auch klug u. liebenswürdig genug, mir zu sagen, {4} er stehe mir immer, unter allen Umständen zur Verfügung. 6

Von Ihnen hängt es also nun ab, was ich zu thun habe: ich denke, Sie brauchen d’Alb. Mithilfe nicht, u. es genügt, wenn ich gegenüber dem Verleger mit Ihrem schriftlichen Versprechen (vielleicht so?), dass Sie das Stück spielen wollen, heute oder morgen, in 2 oder 5 Jahren, mich ausweisen kann. Wenn Sie ein bischen Zeit finden, inmitten der Saison, so haben Sie die Güte, mich zu instruiren! Ich bin gerne bereit, auch nach Berlin zu kommen (für ein paar Tage nur, aus Gründen des sogen. Geldes), wenn Sie es für nöthig oder gut finden, zu eigenen oder Verleger-Zwecken. Kurz, wie immer bleibe ich, Ihr ergebener, Ihre Wünsche u. Anregungen empfangender Geselle u. Freund.


[signed:] H Schenker

Herzlichste, ergebenste Grüsse an Ihre Frau Gemalin.

© Transcription Ian Bent, 2013, 2022


[envelope]

{recto}
Mr. Ferruccio B. Busoni
Vienna I
Kärntnerstrasse
Hotel Erzherzog Karl
123

[postmark:] || VIENNA 3/3 | [illeg] | [illeg] ||

{verso}
H. Schenker
Vienna III, Richardgasse 11

[postmark:] || [illeg] | [illeg] | [illeg] a.m. ||
15 / 2 / 1898

[letter]
Vienna, February 15, 1898
Until we meet again
on March 8! 1

Most revered, dearest friend! 2

I believe I am at long last finished with all that you asked for, and send you my Fantasy. 3 Let me thank you once again for your invaluable encouragement to [create] this larger-scale work. If only its performance were at the level of your encouragement!

I already told you that d’Albert, for some reason still incomprehensible to me, suddenly announced my Pieces. 4 Because the program was overlength, he played only two pieces instead of four (i.e. Nos. 1 and 2). I told him straight out at the time that I was not in agreement with the performance, and he confessed to me candidly that it was precisely because he did not feel {2} he had fully mastered the pieces that he opted to play fewer of them on the first occasion, rather than exposing me and himself to the danger [of inadequate performance]. As it happens, no damage was done. On the contrary, Kalbeck reviewed even so slight an event very favorably, etc.

Meanwhile, I realized how right you were when you advised me to go public on the first occasion with the Fantasy, as a larger-scale work. Only one thing consoled me: I told myself there was no defense against the unpredictable, and the unpredictable is what d’Albert's concert was for my cause.

Heuberger and the Neue freie Presse die not review d’Albert's concert at all, because there was a guest appearance at the same time in the Opera House by Mrs. Lili Lehmann. 5 In any case, you can well imagine what I think of the newspaper scribblings for {3} the great public. Thus in mentioning Kalbeck and Heuberger by name, I mean only to refer to the unavoidable consequences of a step into the public arena, nothing more.

And now that you have the Fantasy in your possession, let me ask you where things stand with the approach to Breitkopf & Härtel or any other publisher? Do you want, are you able to intercede, either in person or in writing, with me on hand or in some other form? I asked d’Albert, who sent me a very warm ‒ a really very warm ‒ recommendation for Breitkopf & Härtel, whether he was willing to update his recommendation (which was general and valid for all my works). It was important not to hurt him, although he knows that you are looking after all aspects of the Fantasy. He was even wise and obliging enough to tell me {4} that he would always, under all circumstances, be at my disposal. 6

So what I must do now depends on you. I don't think you need d’Albert's assistance. It will be enough if I can prove to the publisher, with your written promise (if I may call it that?) that you intend to play the piece, today or tomorrow, or in two or five years' time. If you can spare a little time in the course of the season, please be so kind as to advise me! I even am happy to come to Berlin (only for a couple of days, for reasons of, let’s say, money) if you think that necessary or worthwhile for my own purposes or those of the publisher. In short, I, your devoted companion and friend, remain ever receptive to your wishes and suggestions.


[signed:] H. Schenker

Most cordial, most devoted greetings to your wife.

© Translation Ian Bent, 2013, 2022


[envelope]

{recto}
Herrn Ferruccio B. Busoni
Wien
I. Kärntnerst.
Hotel Erzh. Karl.
123

[postmark:] || WIEN 3/3 | [illeg] | [illeg] ||

{verso}
H. Schenker
Wien, III. Richardg. 11.

[postmark:] || [illeg] | [illeg] | [illeg] V ||
15 / 2 / 1898

[letter]
Wien, 15. Febr. 1898
Auf Wiedersehen,
am 8ten März! 1

Verehrtester, liebster Freund! 2

Ich glaube endlich mit Allem, was Sie wünschten, fertig zu sein, u. sende Ihnen die „Phantasie.“ 3 Nochmals danke ich freundschaftlichst für die werthvolle Anregung zu diesem grösseren opus. Wenn nur die Ausführung auf der Höhe Ihrer Anregung stünde!

Ich theilte schon mit, dass d’Albert aus mir noch unbegreiflicher Rücksicht plötzlich meine Stücke 4 ankündigte. Wegen übergrosser Länge des Programms spielte er nur 2 Stücke, statt 4 (so 1, 2). Ich sagte ihm dann offen, dass ich mit der Ausführung nicht einverstanden war, u. er gestand mir offen, dass er eben, weil er {2} nicht das Gefühl hatte, die Stücke gut zu beherrschen, vorzog zum ersten Mal lieber weniger zu spielen, als mich u. sich der Gefahr auszusetzen. Nun, geschadet hat es nicht, im Gegentheil, Kalbeck besprach auch das winzige Ereigniss sehr günstig, u.s.w.

Indessen sah ich ein, wie Recht Sie hatten, als Sie mir riethen, mit der Phantasie zuerst hervorzutreten, als einem grösseren Werk. Nur eines tröstete mich, dass ich mir sagte, gegen den Zufall gäbe es keinen Einwand, u. ein solcher Zufall war ja d’Alb. Concert für meine Sache.

Heuberger u. die N. freie Presse besprachen d’Albert’s Concert überhaupt gar nicht, weil in der Oper eine Gastgabe der Frau Lili Lehmann zugleich stattfand. 5 Im übrigen können Sie ja errathen, was ich über die Zeitungsschmiererei für {3} das grosse Publikum beiläufig denke. Wenn ich also Kalbeck, Heuberger genannt habe, will ich blos die unvermeidliche Folge eines öffentlichen Schrittes erwähnt haben, mehr nichts.

Und nun, dass Sie die „Phantasie“ besitzen, frage ich Sie, wie es mit der Verwendung bei Br. & H., oder anderswo zu stehen hat? Wollen u. können Sie eintreten, mündlich oder schriftlich, mir zu Handen oder in anderer Form? Ich fragte d’Albert, der mir eine sehr warme, wirklich sehr warme Empfehlung für Br. & H. sandte, ob er die Empfehlung, die generell für alle Werke von mir galt, erneuern wolle; ich dürfte ihn ja nicht verletzen, trotzdem er weiss, dass Sie sich der Phantasie annehmen in jeder Hinsicht, er war auch klug u. liebenswürdig genug, mir zu sagen, {4} er stehe mir immer, unter allen Umständen zur Verfügung. 6

Von Ihnen hängt es also nun ab, was ich zu thun habe: ich denke, Sie brauchen d’Alb. Mithilfe nicht, u. es genügt, wenn ich gegenüber dem Verleger mit Ihrem schriftlichen Versprechen (vielleicht so?), dass Sie das Stück spielen wollen, heute oder morgen, in 2 oder 5 Jahren, mich ausweisen kann. Wenn Sie ein bischen Zeit finden, inmitten der Saison, so haben Sie die Güte, mich zu instruiren! Ich bin gerne bereit, auch nach Berlin zu kommen (für ein paar Tage nur, aus Gründen des sogen. Geldes), wenn Sie es für nöthig oder gut finden, zu eigenen oder Verleger-Zwecken. Kurz, wie immer bleibe ich, Ihr ergebener, Ihre Wünsche u. Anregungen empfangender Geselle u. Freund.


[signed:] H Schenker

Herzlichste, ergebenste Grüsse an Ihre Frau Gemalin.

© Transcription Ian Bent, 2013, 2022


[envelope]

{recto}
Mr. Ferruccio B. Busoni
Vienna I
Kärntnerstrasse
Hotel Erzherzog Karl
123

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{verso}
H. Schenker
Vienna III, Richardgasse 11

[postmark:] || [illeg] | [illeg] | [illeg] a.m. ||
15 / 2 / 1898

[letter]
Vienna, February 15, 1898
Until we meet again
on March 8! 1

Most revered, dearest friend! 2

I believe I am at long last finished with all that you asked for, and send you my Fantasy. 3 Let me thank you once again for your invaluable encouragement to [create] this larger-scale work. If only its performance were at the level of your encouragement!

I already told you that d’Albert, for some reason still incomprehensible to me, suddenly announced my Pieces. 4 Because the program was overlength, he played only two pieces instead of four (i.e. Nos. 1 and 2). I told him straight out at the time that I was not in agreement with the performance, and he confessed to me candidly that it was precisely because he did not feel {2} he had fully mastered the pieces that he opted to play fewer of them on the first occasion, rather than exposing me and himself to the danger [of inadequate performance]. As it happens, no damage was done. On the contrary, Kalbeck reviewed even so slight an event very favorably, etc.

Meanwhile, I realized how right you were when you advised me to go public on the first occasion with the Fantasy, as a larger-scale work. Only one thing consoled me: I told myself there was no defense against the unpredictable, and the unpredictable is what d’Albert's concert was for my cause.

Heuberger and the Neue freie Presse die not review d’Albert's concert at all, because there was a guest appearance at the same time in the Opera House by Mrs. Lili Lehmann. 5 In any case, you can well imagine what I think of the newspaper scribblings for {3} the great public. Thus in mentioning Kalbeck and Heuberger by name, I mean only to refer to the unavoidable consequences of a step into the public arena, nothing more.

And now that you have the Fantasy in your possession, let me ask you where things stand with the approach to Breitkopf & Härtel or any other publisher? Do you want, are you able to intercede, either in person or in writing, with me on hand or in some other form? I asked d’Albert, who sent me a very warm ‒ a really very warm ‒ recommendation for Breitkopf & Härtel, whether he was willing to update his recommendation (which was general and valid for all my works). It was important not to hurt him, although he knows that you are looking after all aspects of the Fantasy. He was even wise and obliging enough to tell me {4} that he would always, under all circumstances, be at my disposal. 6

So what I must do now depends on you. I don't think you need d’Albert's assistance. It will be enough if I can prove to the publisher, with your written promise (if I may call it that?) that you intend to play the piece, today or tomorrow, or in two or five years' time. If you can spare a little time in the course of the season, please be so kind as to advise me! I even am happy to come to Berlin (only for a couple of days, for reasons of, let’s say, money) if you think that necessary or worthwhile for my own purposes or those of the publisher. In short, I, your devoted companion and friend, remain ever receptive to your wishes and suggestions.


[signed:] H. Schenker

Most cordial, most devoted greetings to your wife.

© Translation Ian Bent, 2013, 2022

Footnotes

1 Busoni was to be in Vienna on March 8, cf. OJ 9/27, [7], February 19, 1898.

2 This letter is published in full in translation in Ian Bent, David Bretherton, and William Drabkin, eds., Heinrich Schenker: Selected Correspondence (Woodbridge: The Boydell Press, 2014), pp. 18–19.

3 Schenker had apparently by September 25, 1897 (Sbb B II 4417) completed the merging of three separate pieces into a single, three-part composition, as advised by Busoni in OJ 9/27, [2], c. May 5, 1897, and the two men had met in Vienna in mid-December to finalize details of the work. The Fantasie was eventually published as Schenker’s Op. 2 by Breitkopf & Härtel in 1898 and released in January 1899. It was dedicated to Busoni.

4 Heinrich Schenker, Fünf Klavierstücke, Op 4 (Leipzig: Breitkopf &Härtel, 1898). Released in January 1898.

5 Bellini's Norma was performed at the Court Opera on January 24, 1898 ‒ Norma was one of Lehmann's noted roles.

6 Schenker writes continuously at this point, without paragraph-break.

Commentary

Format
4p letter (Bogen format), holograph salutation, message, valediction, signature, and postscript + envelope: holograph recipient address, partial postmark, recto; holograph sender address,, postmark, and date, verso
Provenance
Ferruccio Busoni (document date-1924) -- unknown (1924-19??) -- Staatsbibliothek zu Berlin (19??-)
Rights Holder
Heirs of Heinrich Schenker, deemed to be in the public domain
License
All reasonable steps have been taken to locate the heirs of Heinrich Schenker. Any claim to intellectual rights on this document should be addressed to the Schenker Correspondence Project, Faculty of Music, University of Cambridge, at schenkercorrespondence[at]mus[dot]cam[dot]ac[dot]uk.

Digital version created: 2022-10-03
Last updated: 2011-09-23