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OJ 9/34, [19] - Handwritten letter from Cube to Schenker, dated July 18, 1929
Vielen Dank für die beiden Karten. 2 Von Herrn Voss 3 habe ich seit seinem Brief nichts mehr vernommen. Damals schien von finanziellen Schwierigkeiten noch nichts wahrnehmbar. Inzwischen wird er – wie so viele – dem wirtschaftlichen „Aufbau“ zum Opfer gefallen sein. Ich hoffe, dass er trotzdem seinen Weg zu Ihnen finden wird. — Hier ist inzwischen die saure Gurken Zeit ausgebrochen. Wir haben 38° im Schatten (soweit von Schatten überhaupt gesprochen werden kann) und man tut gut, jede körperliche Bewegung auf das notwendige Minimum zu beschränken. Jede freie Stunde wird zur Flucht ins Strandbad benützt. Für die Ernte das gegebene Wetter – mir persönlich wäre im Augenblick ein möglichst hartnäckiger Landregen mit etwas polarer Ventilation sympathischer. — Das „Geschäft“ ist auch im Sommerschlaf versunken. Den ganzen Winter, bis jetzt war ich recht zufrieden. Augenblicks ist wiedermal flaue Zeit. Wenn ich überhaupt wegfahren kann, wird es wohl nicht weit werden. Momentan habe ich im Konservatorium 8 Schüler und drei Theorieklassen, privat nur drei Schüler. Getragen von der Hoffnung auf bessere Zeiten, kann man auch davon leben. — Meine zweite Sonate ist jetzt endlich fertig. {2} Ich habe einen neuen Schlusssatz ziemlich rasch komponiert. Es ging wie von selbst, und ich glaube nicht dass er schlecht ist. Anbei sende ich Ihnen beide Sonaten; die erste kennen Sie ja, bis auf den langsamen Satz, und Teile des Rondos. Die erste geht nach Leipzig zum C. F. Kahnt-Verlag, dessen Besitzer, Herr Hoffmann, nicht abgeneigt scheint, sie zu drucken. Erste Auflage natürlich ohne Honorar! Die zweite möchte ich einem grösseren Verlag andrehen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar für Rat- und Vorschläge, habe ich doch noch gar keine Verbindung zu solchen Leuten. Wer hat denn Dr. Weisses und Prof. Oppels Sachen gedruckt? Vielleicht könnte Ihre Begutachtung und die Duisburger Kritik (als Beweis der „Uraufführung“) doch einen Verleger bewegen[,] einen Versuch damit zu machen. — Ich gehe schon wieder mit neuen Plänen schwanger, indes ist die Hitze zu gross um klare Gedanken zu krystallisieren. Auf jedenfall habe ich jetzt nach der Vollendung zweier grösseren Sachen viel Mut und Lust für Weiteres. — Durch meine Schwester öffnen sich neuerdings Perspektiven nach Berlin . Im Winter fahre ich hin, um die Lage zu sondieren. Bis dahin wird die hohe Protektion bearbeitet. – Wenn ich von Leipzig Antwort habe, schreibe ich sofort. Für heute viele herzliche Grüsse Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin, und gute Erholung! 4 © Transcription William Drabkin, 2006 |
Many thanks for your two cards. 2 Since receiving his letter, I have heard nothing more from Mr Voss. 3 At the time I did not perceive any financial difficulties. In the meantime he, like so many others, has probably fallen victim to commercial "development". I hope that he might, in spite of this, find his way to you. Here, in the meantime, the quiet season is in full swing. The temperature is 38° in the shade (insofar as one as able to speak of shade at all), and one does well to restrict one's bodily movements to the necessary minimum. Every free hour is used for the flight to the beach. It's just the right weather for the harvest; personally, I would find a steady downpour, as persistent as possible, with a somwhat polar ventilation, more agreeable at the moment. Business has also sunk into summer sleep. The entire winter, and up to now, I was entirely satisfied. At the moment it is again slack time. If I can get away at all, it will probably not be to a far-off place. At the moment I have eight pupils and three theory classes at the Conservatory, but only three private pupils. Sustained by the hope of better times, one can also live on this. My second sonata is now, finally, complete. {2} I wrote a new finale rather quickly. It went almost automatically, and I do not believe that it is bad. I am sending you both sonatas herewith; you of course know the first one, apart from the slow movement and parts of the rondo. The first is being sent to the Leipzig publishing house of C. F. Kahnt, whose owner, Mr. Hoffmann, does not seem disinclined to publish it: for the first impression, naturally, there will be no honorarium. For the second sonata, I would like to approach a larger publishing house. I would be very grateful to you for advice and suggestions. Who, for instance, published Dr Weisse's and Prof. Oppel's things? Perhaps a reference from you, together with the Duisburg reviews (as evidence of the "premiere") could indeed movate a publisher to have a go with it. I am once again pregnant with new plans; at the moment the heat is too great to crystalize clear thoughts. In any event, now that two rather large sonatas are finished, I have a lot of courage and appetite for further things. Through my sister, perspectives are lately emerging in Berlin . I shall go there in the winter, to test the waters. Until then, I shall work on obtaining the patronage of important people. As soon as I have an answer from Leipzig, I will write to you. For today, many affectionate greetings to you and your wife, and best wishes for your recovery! 4 © Translation William Drabkin, 2006 |
Vielen Dank für die beiden Karten. 2 Von Herrn Voss 3 habe ich seit seinem Brief nichts mehr vernommen. Damals schien von finanziellen Schwierigkeiten noch nichts wahrnehmbar. Inzwischen wird er – wie so viele – dem wirtschaftlichen „Aufbau“ zum Opfer gefallen sein. Ich hoffe, dass er trotzdem seinen Weg zu Ihnen finden wird. — Hier ist inzwischen die saure Gurken Zeit ausgebrochen. Wir haben 38° im Schatten (soweit von Schatten überhaupt gesprochen werden kann) und man tut gut, jede körperliche Bewegung auf das notwendige Minimum zu beschränken. Jede freie Stunde wird zur Flucht ins Strandbad benützt. Für die Ernte das gegebene Wetter – mir persönlich wäre im Augenblick ein möglichst hartnäckiger Landregen mit etwas polarer Ventilation sympathischer. — Das „Geschäft“ ist auch im Sommerschlaf versunken. Den ganzen Winter, bis jetzt war ich recht zufrieden. Augenblicks ist wiedermal flaue Zeit. Wenn ich überhaupt wegfahren kann, wird es wohl nicht weit werden. Momentan habe ich im Konservatorium 8 Schüler und drei Theorieklassen, privat nur drei Schüler. Getragen von der Hoffnung auf bessere Zeiten, kann man auch davon leben. — Meine zweite Sonate ist jetzt endlich fertig. {2} Ich habe einen neuen Schlusssatz ziemlich rasch komponiert. Es ging wie von selbst, und ich glaube nicht dass er schlecht ist. Anbei sende ich Ihnen beide Sonaten; die erste kennen Sie ja, bis auf den langsamen Satz, und Teile des Rondos. Die erste geht nach Leipzig zum C. F. Kahnt-Verlag, dessen Besitzer, Herr Hoffmann, nicht abgeneigt scheint, sie zu drucken. Erste Auflage natürlich ohne Honorar! Die zweite möchte ich einem grösseren Verlag andrehen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar für Rat- und Vorschläge, habe ich doch noch gar keine Verbindung zu solchen Leuten. Wer hat denn Dr. Weisses und Prof. Oppels Sachen gedruckt? Vielleicht könnte Ihre Begutachtung und die Duisburger Kritik (als Beweis der „Uraufführung“) doch einen Verleger bewegen[,] einen Versuch damit zu machen. — Ich gehe schon wieder mit neuen Plänen schwanger, indes ist die Hitze zu gross um klare Gedanken zu krystallisieren. Auf jedenfall habe ich jetzt nach der Vollendung zweier grösseren Sachen viel Mut und Lust für Weiteres. — Durch meine Schwester öffnen sich neuerdings Perspektiven nach Berlin . Im Winter fahre ich hin, um die Lage zu sondieren. Bis dahin wird die hohe Protektion bearbeitet. – Wenn ich von Leipzig Antwort habe, schreibe ich sofort. Für heute viele herzliche Grüsse Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin, und gute Erholung! 4 © Transcription William Drabkin, 2006 |
Many thanks for your two cards. 2 Since receiving his letter, I have heard nothing more from Mr Voss. 3 At the time I did not perceive any financial difficulties. In the meantime he, like so many others, has probably fallen victim to commercial "development". I hope that he might, in spite of this, find his way to you. Here, in the meantime, the quiet season is in full swing. The temperature is 38° in the shade (insofar as one as able to speak of shade at all), and one does well to restrict one's bodily movements to the necessary minimum. Every free hour is used for the flight to the beach. It's just the right weather for the harvest; personally, I would find a steady downpour, as persistent as possible, with a somwhat polar ventilation, more agreeable at the moment. Business has also sunk into summer sleep. The entire winter, and up to now, I was entirely satisfied. At the moment it is again slack time. If I can get away at all, it will probably not be to a far-off place. At the moment I have eight pupils and three theory classes at the Conservatory, but only three private pupils. Sustained by the hope of better times, one can also live on this. My second sonata is now, finally, complete. {2} I wrote a new finale rather quickly. It went almost automatically, and I do not believe that it is bad. I am sending you both sonatas herewith; you of course know the first one, apart from the slow movement and parts of the rondo. The first is being sent to the Leipzig publishing house of C. F. Kahnt, whose owner, Mr. Hoffmann, does not seem disinclined to publish it: for the first impression, naturally, there will be no honorarium. For the second sonata, I would like to approach a larger publishing house. I would be very grateful to you for advice and suggestions. Who, for instance, published Dr Weisse's and Prof. Oppel's things? Perhaps a reference from you, together with the Duisburg reviews (as evidence of the "premiere") could indeed movate a publisher to have a go with it. I am once again pregnant with new plans; at the moment the heat is too great to crystalize clear thoughts. In any event, now that two rather large sonatas are finished, I have a lot of courage and appetite for further things. Through my sister, perspectives are lately emerging in Berlin . I shall go there in the winter, to test the waters. Until then, I shall work on obtaining the patronage of important people. As soon as I have an answer from Leipzig, I will write to you. For today, many affectionate greetings to you and your wife, and best wishes for your recovery! 4 © Translation William Drabkin, 2006 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 4/2, p. 3355, July 20, 1929: "Von v. Cube Paket: 2 Sonaten u. Brief: über neue Pläne; bittet um Ratschläge u. um Empfehlung eines Verlags." ("From von Cube, packet: two sonatas and letter: about his new plans; asks for advice and for recommendation of a publisher."). 2 i.e. OJ 5/7a, [24], July 6, and OJ 5/7a, [25], July 14. 3 Erich Voss: see OJ 9/34, [18], May 14, 1924; OJ 5/7a, [23], May 15; OJ 5/7a, [24], July 6; OJ 5/7a, [25], July 14, 1929. Voss does not appear in Schenker's Lesson Books. 4 None of Schenker's letters of 1929 speaks of illness; Erholung here refers merely to the general recovery from the stress of the year's activity in Vienna. |