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[printed letterhead:] FELIX E. VON CUBE
[handwritten:]
Duisburg. / Rhld.
Pulverweg 41.
6.VII.28.

Sehr verehrter Meister! 1

Sicher war es unrecht von mir, solange mit Nachrichten zu zögern, indes lag in meiner Absicht, erst alle Auswirkungen der Sache abzuwarten, um einen umso vollständigeren Bericht abzufassen. Hier ist er:

Die Ausstellung lief gegen 14 Tage bei der besagten Buchhandlung Scheuermann. 2 Bis auf den „Tonwillen“ war alles von Ihnen mehrfach vertreten. In einem der grossen Schaufenster stand die Hammer-Radierung, umgeben von Büchern und Notenausgaben. (Die Nieloff-Tabelle fungierte zwei Tage als Gobelin). 3 Ausserdem waren ständig einige Photogramme ausgestellt. Bei Chopin op.54, und Beethoven op.27/2 legten wir gute und schlechte Ausgaben zum Vergleich dazu.

Mein biographischer Artikel erschien in Duisburgs gelesenster Zeitung. 4 Einige andere haben ihn ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Dieser Artikel war mein erste Versuch dieser Art. Ich habe mich bemüht, das Richtige zu treffen. Hoffentlich findet er Ihre Billigung. Abzüge habe ich an mehrere „prominente“ Leute geschickt, so auch an Damrosch 5 {2} und J. P. Dunn. Zwei Rückäusserungen lege ich Ihne bei, mit der Bitte, sie mir wieder zugehen [recte zu geben] zu lassen. Köln werde ich allen Ernstes bearbeiten. Möglicherweise kann für mich was Gutes daraus entstehen. —

Von der Ausstellung wird hier viel gesprochen. Es ist auch einiges verkauft worden. Meistens „Theorien“ und Beethoven Sonaten. Die Stadtbibliothek hat für ihre Musikabteilung vorläufig die 9. u. 5. Sinfonie, den „Beitrag“, die Sonaten, und die Jahrbücher angeschafft. Weiteres wird folgen. Der Direktor der Bücherei, Dr. Sallenthin, hat übrigens schöne Erstausgaben aus der Zeit von Haydn, Mozart und anderen. Auch die „zweyte Auflage“ vom „Versuch“, leider ohne die Probestücke. Da diese meistens fehlen, möchte ich anregen, diese Beilage zum „Versuch“ in die Archivbestände aufzunehmen. Viele Bibliotheken würden sie wohl anschaffen. Besser in Faksimile, als garnicht. —

Als letzte Auswirkung vor den Ferien spreche ich im Seminar einen ganzen Vormittag über Ihre Theorien, über die Urlinie mit vielen Beispielen, und über die Ausgabenfrage. Die Zahl der Überzeugten ist noch gering, aber verlässlich – das liegt in der Natur der Sache. Am nächsten Dienstag werde ich dann wohl wieder etliche Seminaristen bekehren. —

In Düsseldorf war ich eingeladen[,] Vortrag zu halten. Es erschienen 10 Zuhörer. 6 Da habe ich den Vortrag verschoben. Dem Veranstalter war es peinlich, aber er {3} versprach mir fürs nächstemal ein zahlreiches auditorium.

Hier ist ein grosser Komponistenwettbewerb ausgeschrieben, an dem ich mich mit zwei Sonaten beteiligen werde. An der zweiten fehlt noch einiges am letzten Satz, doch das wird wohl bis Oktober zum Ablieferungstermin fertig sein. —

Die zweite Radierung 7 ist nicht benützt worden. Ich konnte mich der Essener Buchhandlung nicht genügend widmen. Soll ich sie Ihnen nach Galtür schicken, oder wünschen Sie eine andere Adresse? —

Ob ich diesen Sommer kommen kann ist mehr als fraglich. Es „kriselt“ mal wieder in der Wirtschaft, was zur Folge hat, dass mir die Schüler in Scharen weglaufen. Aber sie werden schon wieder kommen. Ich werde aus Prinzip nicht billiger. Mein Tarif ist derzeit 10. Mark. —

Ich sende Ihnen also umso herzlichere Gedanken und Wünsche nach Galtür, und geselle mich im Geiste an Ihren Fenstertisch zu Luftbrot, Schlagobers und Riesenschnitzeln. Auch lasse ich Familie Türtscher bestens grüssen. Nicht zu vergessen den Hausdiener-Kapellmeister, und das zuckerlverzehrende Murmeltier. 8


Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin alles Herzliche von
Ihrem
[signed:] Cube.

© Transcription William Drabkin, 2006

[printed letterhead:] FELIX E. VON CUBE
[handwritten:]
Duisburg, Rhineland,
Pulverweg 41.
July 6, 1928.

Most revered master, 1

It was certainly wrong of me to delay with news for so long; but it had been my intention to wait for all the consequences of the matter, so that I could prepare an all the more complete report. Here it is.

The exhibition ran for two weeks at Scheuermann's bookshop, 2 of which I spoke. Apart from Der Tonwille , all of your work was available in multiple copies. In the big shop window stood Hammer's engraving, surrounded by books and editions of music. (Niloff's Instrumentation Table functioned for two days as backcloth.) 3 In addition, a few photocopies of autograph manuscripts were on display at all times. For Chopin's Scherzo Op. 54 and Beethoven's "Moonlight" Sonata we additionally placed good and bad editions side by side, for comparison.

My biographical article appeared in Duisburg's most widely read newspaper. 4 (A few other papers turned it down, without giving reasons.) This article was my first essay of this kind. I made an effort to hit upon what was right. I hope it meets with your approval. I have sent copies to "prominent" people, thus also to Damrosch 5 {2} and J. P. Dunn. I enclose two replies; please be so kind as to return them to me. I will work on the Cologne project with all seriousness; perhaps something good for me can come out of it.

There has been much talk her about the exhibition [of your work], and a few things have been sold: mainly the [Neue musikalische] Theorien [und Phantasien] and [your edition of the] Beethoven sonatas. The municipal library has, for the present, acquired the [monographs on] the ninth and fifth symphonies [of Beethoven], the Beitrag [zur Ornamentik] , the sonata edition, and the [Meisterwerk] yearbooks for its music section. More will follow. The director of the library, Dr. Sallenthin, has, moreover, beautiful first editions from the period of Haydn, Mozart, and others, and also the "second edition" of [Carl Philipp Emanuel Bach's] Versuch, though unfortunately without the test pieces. Since these are missing from most copies, might I suggest that this supplement to the Versuch be included in the holdings of the Archive. Better if as a photographic reproduction than not at all.

My last activity before the holidays, I shall speak at the Conservatory for an entire morning about your theories, about the Urlinie (with many examples), and about the question of editions. The number of converts is still limited, though reliable – that lies in the nature of the subject. The following Tuesday, I shall probably proselytize a few more conservatory students.

In Düsseldorf, I was invited to give a lecture. Ten listeners appeared. 6 And so I postponed the lecture. The organizer was disappointed by this, but he {3} promised me a sizeable audience the next time.

Here a big composers' competition has been announced, which I shall enter with two sonatas. There is still some things missing from the last movement of the second, but these will be finished by the October deadline.

The second engraving 7 was not used: I could not devote myself sufficiently to the bookshop in Essen. Shall I send it to you in Galtür, or would you prefer a different addess?

It is very unlikely that I shall be able to come this summer. Business is again in crisis, the consequence of which is that my pupils are leaving in droves. But they will come again. As a matter of principle, I am not lowering the rate for my lessons, which currently stands at 10 marks.

I therefore send you all the more heartfelt thoughts and wishes to Galtür, and will be present in spirit at your table by the window with Luftbrot, whipped cream and gigantic cutlets. I also send my warmest greetings to the Türtscher family. Nor am I forgetting your servant-Kapellmeister, and the marmot who eats sweets. 8


To you and your wife, all affectionate feelings from
Your
[signed:] Cube.

© Translation William Drabkin, 2006

[printed letterhead:] FELIX E. VON CUBE
[handwritten:]
Duisburg. / Rhld.
Pulverweg 41.
6.VII.28.

Sehr verehrter Meister! 1

Sicher war es unrecht von mir, solange mit Nachrichten zu zögern, indes lag in meiner Absicht, erst alle Auswirkungen der Sache abzuwarten, um einen umso vollständigeren Bericht abzufassen. Hier ist er:

Die Ausstellung lief gegen 14 Tage bei der besagten Buchhandlung Scheuermann. 2 Bis auf den „Tonwillen“ war alles von Ihnen mehrfach vertreten. In einem der grossen Schaufenster stand die Hammer-Radierung, umgeben von Büchern und Notenausgaben. (Die Nieloff-Tabelle fungierte zwei Tage als Gobelin). 3 Ausserdem waren ständig einige Photogramme ausgestellt. Bei Chopin op.54, und Beethoven op.27/2 legten wir gute und schlechte Ausgaben zum Vergleich dazu.

Mein biographischer Artikel erschien in Duisburgs gelesenster Zeitung. 4 Einige andere haben ihn ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Dieser Artikel war mein erste Versuch dieser Art. Ich habe mich bemüht, das Richtige zu treffen. Hoffentlich findet er Ihre Billigung. Abzüge habe ich an mehrere „prominente“ Leute geschickt, so auch an Damrosch 5 {2} und J. P. Dunn. Zwei Rückäusserungen lege ich Ihne bei, mit der Bitte, sie mir wieder zugehen [recte zu geben] zu lassen. Köln werde ich allen Ernstes bearbeiten. Möglicherweise kann für mich was Gutes daraus entstehen. —

Von der Ausstellung wird hier viel gesprochen. Es ist auch einiges verkauft worden. Meistens „Theorien“ und Beethoven Sonaten. Die Stadtbibliothek hat für ihre Musikabteilung vorläufig die 9. u. 5. Sinfonie, den „Beitrag“, die Sonaten, und die Jahrbücher angeschafft. Weiteres wird folgen. Der Direktor der Bücherei, Dr. Sallenthin, hat übrigens schöne Erstausgaben aus der Zeit von Haydn, Mozart und anderen. Auch die „zweyte Auflage“ vom „Versuch“, leider ohne die Probestücke. Da diese meistens fehlen, möchte ich anregen, diese Beilage zum „Versuch“ in die Archivbestände aufzunehmen. Viele Bibliotheken würden sie wohl anschaffen. Besser in Faksimile, als garnicht. —

Als letzte Auswirkung vor den Ferien spreche ich im Seminar einen ganzen Vormittag über Ihre Theorien, über die Urlinie mit vielen Beispielen, und über die Ausgabenfrage. Die Zahl der Überzeugten ist noch gering, aber verlässlich – das liegt in der Natur der Sache. Am nächsten Dienstag werde ich dann wohl wieder etliche Seminaristen bekehren. —

In Düsseldorf war ich eingeladen[,] Vortrag zu halten. Es erschienen 10 Zuhörer. 6 Da habe ich den Vortrag verschoben. Dem Veranstalter war es peinlich, aber er {3} versprach mir fürs nächstemal ein zahlreiches auditorium.

Hier ist ein grosser Komponistenwettbewerb ausgeschrieben, an dem ich mich mit zwei Sonaten beteiligen werde. An der zweiten fehlt noch einiges am letzten Satz, doch das wird wohl bis Oktober zum Ablieferungstermin fertig sein. —

Die zweite Radierung 7 ist nicht benützt worden. Ich konnte mich der Essener Buchhandlung nicht genügend widmen. Soll ich sie Ihnen nach Galtür schicken, oder wünschen Sie eine andere Adresse? —

Ob ich diesen Sommer kommen kann ist mehr als fraglich. Es „kriselt“ mal wieder in der Wirtschaft, was zur Folge hat, dass mir die Schüler in Scharen weglaufen. Aber sie werden schon wieder kommen. Ich werde aus Prinzip nicht billiger. Mein Tarif ist derzeit 10. Mark. —

Ich sende Ihnen also umso herzlichere Gedanken und Wünsche nach Galtür, und geselle mich im Geiste an Ihren Fenstertisch zu Luftbrot, Schlagobers und Riesenschnitzeln. Auch lasse ich Familie Türtscher bestens grüssen. Nicht zu vergessen den Hausdiener-Kapellmeister, und das zuckerlverzehrende Murmeltier. 8


Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin alles Herzliche von
Ihrem
[signed:] Cube.

© Transcription William Drabkin, 2006

[printed letterhead:] FELIX E. VON CUBE
[handwritten:]
Duisburg, Rhineland,
Pulverweg 41.
July 6, 1928.

Most revered master, 1

It was certainly wrong of me to delay with news for so long; but it had been my intention to wait for all the consequences of the matter, so that I could prepare an all the more complete report. Here it is.

The exhibition ran for two weeks at Scheuermann's bookshop, 2 of which I spoke. Apart from Der Tonwille , all of your work was available in multiple copies. In the big shop window stood Hammer's engraving, surrounded by books and editions of music. (Niloff's Instrumentation Table functioned for two days as backcloth.) 3 In addition, a few photocopies of autograph manuscripts were on display at all times. For Chopin's Scherzo Op. 54 and Beethoven's "Moonlight" Sonata we additionally placed good and bad editions side by side, for comparison.

My biographical article appeared in Duisburg's most widely read newspaper. 4 (A few other papers turned it down, without giving reasons.) This article was my first essay of this kind. I made an effort to hit upon what was right. I hope it meets with your approval. I have sent copies to "prominent" people, thus also to Damrosch 5 {2} and J. P. Dunn. I enclose two replies; please be so kind as to return them to me. I will work on the Cologne project with all seriousness; perhaps something good for me can come out of it.

There has been much talk her about the exhibition [of your work], and a few things have been sold: mainly the [Neue musikalische] Theorien [und Phantasien] and [your edition of the] Beethoven sonatas. The municipal library has, for the present, acquired the [monographs on] the ninth and fifth symphonies [of Beethoven], the Beitrag [zur Ornamentik] , the sonata edition, and the [Meisterwerk] yearbooks for its music section. More will follow. The director of the library, Dr. Sallenthin, has, moreover, beautiful first editions from the period of Haydn, Mozart, and others, and also the "second edition" of [Carl Philipp Emanuel Bach's] Versuch, though unfortunately without the test pieces. Since these are missing from most copies, might I suggest that this supplement to the Versuch be included in the holdings of the Archive. Better if as a photographic reproduction than not at all.

My last activity before the holidays, I shall speak at the Conservatory for an entire morning about your theories, about the Urlinie (with many examples), and about the question of editions. The number of converts is still limited, though reliable – that lies in the nature of the subject. The following Tuesday, I shall probably proselytize a few more conservatory students.

In Düsseldorf, I was invited to give a lecture. Ten listeners appeared. 6 And so I postponed the lecture. The organizer was disappointed by this, but he {3} promised me a sizeable audience the next time.

Here a big composers' competition has been announced, which I shall enter with two sonatas. There is still some things missing from the last movement of the second, but these will be finished by the October deadline.

The second engraving 7 was not used: I could not devote myself sufficiently to the bookshop in Essen. Shall I send it to you in Galtür, or would you prefer a different addess?

It is very unlikely that I shall be able to come this summer. Business is again in crisis, the consequence of which is that my pupils are leaving in droves. But they will come again. As a matter of principle, I am not lowering the rate for my lessons, which currently stands at 10 marks.

I therefore send you all the more heartfelt thoughts and wishes to Galtür, and will be present in spirit at your table by the window with Luftbrot, whipped cream and gigantic cutlets. I also send my warmest greetings to the Türtscher family. Nor am I forgetting your servant-Kapellmeister, and the marmot who eats sweets. 8


To you and your wife, all affectionate feelings from
Your
[signed:] Cube.

© Translation William Drabkin, 2006

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 4/1, pp. 3224-3225, July 10, 1928: "Von Cube (Br. u. Aufsatz aus der Duisburger Zeitung): längerer Bericht, auch Briefe von Sekles u. Braunfels liegen bei; die Auslage ist zustande gekommen, der Aufsatz wurde an mehreren Stellen abgelehnt, schließlich doch gedrückt, der Vortrag in Düsseldorf müßte wegen Mangel an Beteiligung verschoben werden." ("From Cube (letter and article from the Duisberger Zeitung): longish report, also letters from Sekles and Braunfels are enclosed; the window display has materialized; the article was rejected in several quarters, but finally printed; the lecture in Düsseldorf had to be postponed on account of lack of interest.").

2 Cube had arranged an exhibition of Schenker materials for the latter's 60th birthday in the store of Scheuermann, the leading music book dealer in Cube's home town of Duisburg, and also Schmemann in Essen: see OJ 5/7a, [11], September 7, 1927; OJ 9/34, [11], April 24, 1928; OJ 9/34, [12], May 24, 1928.

3 recte: Niloff. Gobelin = "woven tapestry": Cube is emphasizing the theatrical quality of the Schenker exhibit in Scheuermann's shop window, and the sheer size of the Tabelle.

4 Presumably "Heinrich Schenker," unknown newspaper, June 28, 1928 (clipping preserved OJ 58/3).

5 The main members of the musical family of Damrosch, of whom the brothers Frank and Walter were born a few years before Schenker, had settled in American in the 1870s; Schenker is not known to have had any contact with them.

6 See OJ 9/34, [12], May 24, 1928: "I shall give my lecture now also in the Conservatory of the City of Düsseldorf, in front of what is expected to be a large audience."

7 by Victor Hammer.

8 Cube is reminiscing about his visit to Galtür the previous summer.

Commentary

Format
3-p letter, printed letterhead, holograph message and signature
Provenance
Schenker, Heinrich ([document date]-1935)--Schenker, Jeanette (1935-c.1942)--Ratz, Erwin (c.1942-c.1955)--Jonas, Oswald (c.1955-1978)--University of California, Riverside (1978--)
Rights Holder
IPR: The heirs of Felix-Eberhard von Cube -- except for enclosed printed materials
License
Permission to publish granted by the heirs of Felix-Eberhard von Cube, March 2006. Any claim to intellectual rights on this document should be addressed to the Schenker Correspondence Project, Faculty of Music, University of Cambridge, at schenkercorrespondence [at] mus (dot) cam (dot) ac (dot) uk.

Digital version created: 2006-07-16
Last updated: 2011-07-09