Browse by
OJ 15/34, [3] - Handwritten letter from Viktor Zuckerkandl to Schenker, dated January 14, [1918]
Vielen 1 Dank für Ihre Karte, 2 die an meine neue Nummer adressierte. 3 Die andere kam noch nicht. Auch ich glaube nicht ernstlich daran, daß ich durch den Krieg wirklich geistig geschädigt werden könnte. Aber man verliert nur so unglaublich viel Zeit, und dieses Bewußtsein macht manchmal mutlos. Und die Nerven gehen auch zugrunde. Als ich vor 10 Tagen zwei schwere Beschießungen mitmachen mußte, hatte ich, als alles vorüber war, das Gefühl, in diesen Stunden mehr Nervenkraft verbraucht zu haben als sonst in Jahren. Ich tue meine Pflicht bis ans Äußerste. Aber daß ich noch glücklich darüber sein soll, sie tun zu dürfen, das ist etwas zu viel verlangt. – 4 Vor einigen Tagen hat mir ein Artikel im „Merker“, den ich zufällig geschickt bekommen habe (Über Musikkritik. Von Hans Friedrich), viel Spaß und mehr Ärger gleichzeitig bereitet. 5 Irgend jemand wird Ihnen ja wahrscheinlich schon davon erzählt haben. Zunächst werden Sie klassifiziert als „der geniale Autor der auskomponierten Stufen und Mitbegründer der Schönberglehre von den Nebendominanten.“ 6 Sehr freundlich, nicht wahr. Dann fühlt er sich aber durch Ihre Angriffe auf die „Hermeneuten“ getroffen, 7 möchte aber gleichzeitig Sie {2} und die Bande bestehen lassen und behauptet somit, daß es Ihre Hermeneuten gar nicht gibt, daß Sie eine „utopische Davidsbündlergesellschaft“ 8 erfunden haben und jetzt angreifen. Den Ihren hält er nun seine Hermeneuten [illeg] und verteidigt sie, das sind solche, die „auf Grund verschwiegener Analysen synthetisch urteilen“. 9 Was die synthetische Beurteilung einer Symphonie ist, weiß ich nicht. Aber was es mit diesem Verschweigen für eine Bewandtnis hat, das weiß ich sehr wohl. Zum Schluß aber werden Sie folgendermaßen apostrophiert: „....und auch du, Heinrich Schenker! den wir mit Stolz einen der (sic!) 10 genialsten Lehrer und Theoretiker nennen, die Wien besitzt, könntest als Musikreferent einer Tageszeitung nichts anderes tun, als unter jene edlen Hermeneuten zu gehen, die da Rich. Specht, Max Kalbeck, Ludw. Karpath, Jul. Korngold, Rich. v. Perger, Max Graf u. s. w. heißen.“ Sie freuen sich des Lobes, der Zumutung, Kritiker zu werden und der Ehre, mit diesen Herren in einem Athem genannt zu sein. – 11 Eben kommt Ihre Karte an meine frühere Nummer. Ich glaube doch nicht, daß Haß in diesem Kriege das Richtige ist. Leider ist er eine natürliche Reaktionsfähigkeit, aber [illeg] wenn ich die Franzosen hasse, so [illeg] hasse ich sie doch als Sammelbegriff, als Rassenindividuum. Und ich darf doch nicht die Behandlung des Sammelbegriffes A einfach unverändert auf seine Glieder a1, a2 u. s. w. übertragen. Ich kann die Italiener hassen, aber keineswegs brauche ich deshalb diesen Italiener zu hassen, auf den ich soeben ziele. Da er aber meine Hasskundgebung nicht als Glied der Nation, sondern in erster Linie persönlich empfinden wird, [illeg] entsteht ein bedeutendes Mißverhältnis, woran auch der Umstand nichts ändert, daß er mich gegebenenfalls ebenso behandeln wird. Ich empfinde als Kriegsteilnehmer viel zu genau die ungeheure Unverhältnismäßigkeit zwischen der Art, wie man einen Schuß {3} abgibt und seiner Wirkung. Der Italiener, der auf mich schießt, denkt sich gar nichts dabei, aber ich würde mich, wenn ich getroffen wäre, energisch dagegen auflehnen, in diesem Falle als Vertreter der Nation behandelt worden zu sein. Ich glaube, man hat rückwärts gar keine Vorstellung davon, mit welcher Gleichgültigkeit und Selbstverständlichkeit der Krieg geführt wird. Im besten Fall schießt man auf Menschen wie auf Hasen, dann ist wenigstens ein sportliches Interesse vorhanden. Gewöhnlich aber schießt man eben nur, weil Krieg ist, gleichgültig und ohne Überlegung einer nicht einmal bewußten (das ist das Schlimme daran!) Notwendigkeit gehorchend. Haß kommt gewöhnlich gar nicht vor, er tritt nur auf, wenn man selbst beschossen wird, richtet sich aber in diesem Falle als natürliche Reaktion nie gegen die Nation, immer nur ganz persönlich gegen den, der auf mich schießt. Die Reden der Leute beweisen das ganz deutlich. Ein Tag Begeisterung war notwendig um den Anfang zu machen. War der einmal gemacht, dann rollte die Sache schon ganz von selbst weiter, auch ohne Begeisterung. Denn die Menschen sind träge. Nein, Haß vermag den Krieg weder zu motivieren, noch gar zu rechtfertigen. Da müssen wir uns nach anderen Gründen umsehen und, wenn wir keine finden, den Krieg eben ablehnen – wofür ich übrigens jedenfalls bin. Ich glaube, man muß das krasse Mißverhältnis zwischen Individuum und Nation, wie es sich hier zeigt, am eigenen Leib verspürt haben, wenn man den richtigen Sachverhalt erkennen {4} will. Als ich heraus kam, war meine erste Empfindung maßloses Erstaunen über die Gleichgültigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der gemordet wird. Ich tue etwas ganz Gleichgültiges – und ein Mensch stirbt. Nein, das ist kein Verhältnis! Mit den besten Grüßen Ihr ergebener [signed:] V Zuckerkandl © Transcription Christoph Hust, 2007 |
Many 1 thanks for your postcard, 2 which was addressed to my new number. 3 The other [card] has still not reached me. Not even I seriously believe that I could be really mentally impaired as a result of the war. It is just that so unbelievably much time is being squandered; awareness of that oftentimes makes one dispirited. And one’s nerves are shattered, too. When, ten days ago, I had to take part in two heavy bombardments, I had the feeling, when it was all over, that during those hours I had had to expend more nervous energy than I had otherwise done in years. I do my duty to the uttermost. But that I should still feel fortunate at having to do it—that is rather too much to expect. – 4 A few days ago, an article in Der Merker , which I have fortuitously had sent to me ("On Music Criticism," by Hans Friedrich), caused me much merriment and more irritation. 5 Somebody has probably already told you about it. First, you are classified as "the inspired author of composed-out scale-steps, and cofounder of the Schoenberg theory of the secondary dominants." 6 Very friendly, is it not. But then he feels hurt by your attacks on the "hermeneuticists," 7 but should at the same time like to let you {2} and the whole lot of them off the hook, and therefore declares that your hermeneuticists do not exist, and that you have invented a "utopian Society of Davidsbündler" 8 and are now attacking them. He holds up his own hermeneuticists against yours, and defends them, i.e. those "who judge synthetically on the basis of concealed analyses." 9 I have no idea what the synthetic judgment of a symphony is. But I know very well what is special about this concealment. But at the end you are apostrophized in the following way: "and you, too, Heinrich Schenker! whose name we invoke with pride as one of (sic!) 10 Vienna’s teachers and theorists of greatest genius, you could, as music critic of a daily newspaper, do no more than join the ranks of those noble hermeunticists who go by the names of Richard Specht, Max Kalbeck, Ludwig Karpath, Julius Korngold, Richard von Perger, Max Graf, etc." You are in the lucky position of praise, of impertinence, to become a critic, in the honor of being named in the same breath with these gentlemen. 11 Your postcard to my previous number has just arrived. I emphatically do not believe that hatred is the right thing in this war. Unfortunately, it is a natural tendency to react that way; but [illeg] if I hate the French, then [illeg] I surely hate them as a group, as a single racial identity. And I certainly ought not to transfer the treatment of group A simply unchanged on to its members a1, a2, etc. I can hate the Italians, but I absolutely do not for this reason need to hate that Italian person at whom I am at this very moment aiming. Since, however, he will see my demonstration of hatred not as a member of a nation, but in the first instance personally, an important misapprehension arises, which is not altered even by the fact that he, should it be necessary, will give me the same treatment. As a participant in war, I feel far too keenly the monstrous disproportionality between the way in which a shot {3} is fired and its effect. The Italian who shoots at me means absolutely nothing by it, but if I were struck, I would rebel vigorously against being treated in this case as representative of my nation. I believe one has no conception whatsoever, looking back on it, of the indifference and matter-of-factness with which war is conducted. In the best case, one shoots at men in the same way one shoots at hares; then at least an element of sport comes into play. But usually one shoots for the sole reason that war is: obeying indifferently and without premeditation a necessity that is completely unconscious (that is the worst thing about it!). Hatred usually does not enter into it at all; it asserts itself only when one is oneself shot, but never in that case does it direct itself as a natural reaction against nation, invariably only purely personally against the one who is shooting at me. To hear people talk shows that quite clearly. Just one single day of enthusiasm was necessary in order to get things started. Once that was done, then matters took their own course even without the enthusiasm. For people are inert. No, hatred is incapable either of motivating or in particular of justifying war. Therefore we must cast around for other reasons, and, if we find none, we must just reject war – which, by the way, I in any case support. I believe one has to have experienced for oneself physically the blatant disproportion between individual and nation that emerges here if one wishes to recognize the true state of affairs. {4} When I came out to the front, my first feeling was one of boundless astonishment at the indifference and matter-of-factness with which murder is committed. I do something entirely indifferent – and a man dies. No, that is disproportionate! With warmest greetings, Yours truly, [signed:] V. Zuckerkandl © Translation Ian Bent, 2007 |
Vielen 1 Dank für Ihre Karte, 2 die an meine neue Nummer adressierte. 3 Die andere kam noch nicht. Auch ich glaube nicht ernstlich daran, daß ich durch den Krieg wirklich geistig geschädigt werden könnte. Aber man verliert nur so unglaublich viel Zeit, und dieses Bewußtsein macht manchmal mutlos. Und die Nerven gehen auch zugrunde. Als ich vor 10 Tagen zwei schwere Beschießungen mitmachen mußte, hatte ich, als alles vorüber war, das Gefühl, in diesen Stunden mehr Nervenkraft verbraucht zu haben als sonst in Jahren. Ich tue meine Pflicht bis ans Äußerste. Aber daß ich noch glücklich darüber sein soll, sie tun zu dürfen, das ist etwas zu viel verlangt. – 4 Vor einigen Tagen hat mir ein Artikel im „Merker“, den ich zufällig geschickt bekommen habe (Über Musikkritik. Von Hans Friedrich), viel Spaß und mehr Ärger gleichzeitig bereitet. 5 Irgend jemand wird Ihnen ja wahrscheinlich schon davon erzählt haben. Zunächst werden Sie klassifiziert als „der geniale Autor der auskomponierten Stufen und Mitbegründer der Schönberglehre von den Nebendominanten.“ 6 Sehr freundlich, nicht wahr. Dann fühlt er sich aber durch Ihre Angriffe auf die „Hermeneuten“ getroffen, 7 möchte aber gleichzeitig Sie {2} und die Bande bestehen lassen und behauptet somit, daß es Ihre Hermeneuten gar nicht gibt, daß Sie eine „utopische Davidsbündlergesellschaft“ 8 erfunden haben und jetzt angreifen. Den Ihren hält er nun seine Hermeneuten [illeg] und verteidigt sie, das sind solche, die „auf Grund verschwiegener Analysen synthetisch urteilen“. 9 Was die synthetische Beurteilung einer Symphonie ist, weiß ich nicht. Aber was es mit diesem Verschweigen für eine Bewandtnis hat, das weiß ich sehr wohl. Zum Schluß aber werden Sie folgendermaßen apostrophiert: „....und auch du, Heinrich Schenker! den wir mit Stolz einen der (sic!) 10 genialsten Lehrer und Theoretiker nennen, die Wien besitzt, könntest als Musikreferent einer Tageszeitung nichts anderes tun, als unter jene edlen Hermeneuten zu gehen, die da Rich. Specht, Max Kalbeck, Ludw. Karpath, Jul. Korngold, Rich. v. Perger, Max Graf u. s. w. heißen.“ Sie freuen sich des Lobes, der Zumutung, Kritiker zu werden und der Ehre, mit diesen Herren in einem Athem genannt zu sein. – 11 Eben kommt Ihre Karte an meine frühere Nummer. Ich glaube doch nicht, daß Haß in diesem Kriege das Richtige ist. Leider ist er eine natürliche Reaktionsfähigkeit, aber [illeg] wenn ich die Franzosen hasse, so [illeg] hasse ich sie doch als Sammelbegriff, als Rassenindividuum. Und ich darf doch nicht die Behandlung des Sammelbegriffes A einfach unverändert auf seine Glieder a1, a2 u. s. w. übertragen. Ich kann die Italiener hassen, aber keineswegs brauche ich deshalb diesen Italiener zu hassen, auf den ich soeben ziele. Da er aber meine Hasskundgebung nicht als Glied der Nation, sondern in erster Linie persönlich empfinden wird, [illeg] entsteht ein bedeutendes Mißverhältnis, woran auch der Umstand nichts ändert, daß er mich gegebenenfalls ebenso behandeln wird. Ich empfinde als Kriegsteilnehmer viel zu genau die ungeheure Unverhältnismäßigkeit zwischen der Art, wie man einen Schuß {3} abgibt und seiner Wirkung. Der Italiener, der auf mich schießt, denkt sich gar nichts dabei, aber ich würde mich, wenn ich getroffen wäre, energisch dagegen auflehnen, in diesem Falle als Vertreter der Nation behandelt worden zu sein. Ich glaube, man hat rückwärts gar keine Vorstellung davon, mit welcher Gleichgültigkeit und Selbstverständlichkeit der Krieg geführt wird. Im besten Fall schießt man auf Menschen wie auf Hasen, dann ist wenigstens ein sportliches Interesse vorhanden. Gewöhnlich aber schießt man eben nur, weil Krieg ist, gleichgültig und ohne Überlegung einer nicht einmal bewußten (das ist das Schlimme daran!) Notwendigkeit gehorchend. Haß kommt gewöhnlich gar nicht vor, er tritt nur auf, wenn man selbst beschossen wird, richtet sich aber in diesem Falle als natürliche Reaktion nie gegen die Nation, immer nur ganz persönlich gegen den, der auf mich schießt. Die Reden der Leute beweisen das ganz deutlich. Ein Tag Begeisterung war notwendig um den Anfang zu machen. War der einmal gemacht, dann rollte die Sache schon ganz von selbst weiter, auch ohne Begeisterung. Denn die Menschen sind träge. Nein, Haß vermag den Krieg weder zu motivieren, noch gar zu rechtfertigen. Da müssen wir uns nach anderen Gründen umsehen und, wenn wir keine finden, den Krieg eben ablehnen – wofür ich übrigens jedenfalls bin. Ich glaube, man muß das krasse Mißverhältnis zwischen Individuum und Nation, wie es sich hier zeigt, am eigenen Leib verspürt haben, wenn man den richtigen Sachverhalt erkennen {4} will. Als ich heraus kam, war meine erste Empfindung maßloses Erstaunen über die Gleichgültigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der gemordet wird. Ich tue etwas ganz Gleichgültiges – und ein Mensch stirbt. Nein, das ist kein Verhältnis! Mit den besten Grüßen Ihr ergebener [signed:] V Zuckerkandl © Transcription Christoph Hust, 2007 |
Many 1 thanks for your postcard, 2 which was addressed to my new number. 3 The other [card] has still not reached me. Not even I seriously believe that I could be really mentally impaired as a result of the war. It is just that so unbelievably much time is being squandered; awareness of that oftentimes makes one dispirited. And one’s nerves are shattered, too. When, ten days ago, I had to take part in two heavy bombardments, I had the feeling, when it was all over, that during those hours I had had to expend more nervous energy than I had otherwise done in years. I do my duty to the uttermost. But that I should still feel fortunate at having to do it—that is rather too much to expect. – 4 A few days ago, an article in Der Merker , which I have fortuitously had sent to me ("On Music Criticism," by Hans Friedrich), caused me much merriment and more irritation. 5 Somebody has probably already told you about it. First, you are classified as "the inspired author of composed-out scale-steps, and cofounder of the Schoenberg theory of the secondary dominants." 6 Very friendly, is it not. But then he feels hurt by your attacks on the "hermeneuticists," 7 but should at the same time like to let you {2} and the whole lot of them off the hook, and therefore declares that your hermeneuticists do not exist, and that you have invented a "utopian Society of Davidsbündler" 8 and are now attacking them. He holds up his own hermeneuticists against yours, and defends them, i.e. those "who judge synthetically on the basis of concealed analyses." 9 I have no idea what the synthetic judgment of a symphony is. But I know very well what is special about this concealment. But at the end you are apostrophized in the following way: "and you, too, Heinrich Schenker! whose name we invoke with pride as one of (sic!) 10 Vienna’s teachers and theorists of greatest genius, you could, as music critic of a daily newspaper, do no more than join the ranks of those noble hermeunticists who go by the names of Richard Specht, Max Kalbeck, Ludwig Karpath, Julius Korngold, Richard von Perger, Max Graf, etc." You are in the lucky position of praise, of impertinence, to become a critic, in the honor of being named in the same breath with these gentlemen. 11 Your postcard to my previous number has just arrived. I emphatically do not believe that hatred is the right thing in this war. Unfortunately, it is a natural tendency to react that way; but [illeg] if I hate the French, then [illeg] I surely hate them as a group, as a single racial identity. And I certainly ought not to transfer the treatment of group A simply unchanged on to its members a1, a2, etc. I can hate the Italians, but I absolutely do not for this reason need to hate that Italian person at whom I am at this very moment aiming. Since, however, he will see my demonstration of hatred not as a member of a nation, but in the first instance personally, an important misapprehension arises, which is not altered even by the fact that he, should it be necessary, will give me the same treatment. As a participant in war, I feel far too keenly the monstrous disproportionality between the way in which a shot {3} is fired and its effect. The Italian who shoots at me means absolutely nothing by it, but if I were struck, I would rebel vigorously against being treated in this case as representative of my nation. I believe one has no conception whatsoever, looking back on it, of the indifference and matter-of-factness with which war is conducted. In the best case, one shoots at men in the same way one shoots at hares; then at least an element of sport comes into play. But usually one shoots for the sole reason that war is: obeying indifferently and without premeditation a necessity that is completely unconscious (that is the worst thing about it!). Hatred usually does not enter into it at all; it asserts itself only when one is oneself shot, but never in that case does it direct itself as a natural reaction against nation, invariably only purely personally against the one who is shooting at me. To hear people talk shows that quite clearly. Just one single day of enthusiasm was necessary in order to get things started. Once that was done, then matters took their own course even without the enthusiasm. For people are inert. No, hatred is incapable either of motivating or in particular of justifying war. Therefore we must cast around for other reasons, and, if we find none, we must just reject war – which, by the way, I in any case support. I believe one has to have experienced for oneself physically the blatant disproportion between individual and nation that emerges here if one wishes to recognize the true state of affairs. {4} When I came out to the front, my first feeling was one of boundless astonishment at the indifference and matter-of-factness with which murder is committed. I do something entirely indifferent – and a man dies. No, that is disproportionate! With warmest greetings, Yours truly, [signed:] V. Zuckerkandl © Translation Ian Bent, 2007 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 2/10, p. 829, January 17, 1918: "Von Zuckerkandl (Br.): über den „Merker“ Aufsatz, den er von irgend jemand zugeschickt erhalten, u. einige Bemerkungen überhaupt gegenstandslos ist." ("From Zuckerkandl (letter): about the article in Der Merker, which he had received from somebody or other, and some remarks about nation-hatred in particular, that it is utterly senseless in wartime."). 2 Here and on p. 2, Zuckerkandl mentions two postcards from Schenker, the whereabouts of which are now unknown. Writing of these two cards is referred to in Schenker’s diary at OJ 2/10, p. 822: An Zuckerkandl (K.): einige tröstende Worte. — An ihn (2. K.): möglicherweise könnte die erste durch Angabe einer falschen Adresse möglicherweise unbestellbar sein." ("To Zuckerkandl (postcard): a few words of consolation. — To him (second postcard): the first [postcard] may possibly have gone undelivered because the wrong address was given."). 3 Presumably his number for purposes of the army postal service. 4 Zuckerkandl inserts an emdash, and continues writing without paragraph-break. 5 Hans Friedrich, "Über Musikkritik," in: Der Merker, December 1, 1917, pp. 790–795. This date in turn provides the editorially supplied date for the present letter. 6 Hans Friedrich, ibid., p. 792: "Dr Heinrich Schenker, der genialen Autor der „auskomponierten Stufen“ und Mitbegründer der Schönberglehre von den „Nebendominanten“ (deduktive Erkenntnisse, welche die Kunst der harmonischen Analyse in dankenswerter Weise bereichert haben) [. . .]" ("Dr. Heinrich Schenker, the inspired author of 'composed-out scale-steps,' and cofounder of the Schoenberg theory of the 'secondary dominants' (deductive findings that have enriched the art of harmonic analysis in a praiseworthy manner) [. . .]") 7 On a possible biographical background, cf. Federhofer, Heinrich Schenker nach Tagebüchern und Briefen ... (1985), p. 53. 8 Hans Friedrich, ibid., pp. 792–3: "[Schenker] wirft den „Hermeneuten“, welche die musikalische Analyse nur „für instruktive Zwecke“ gelten lassen wollen, vor, daß sie diesen Grundsatz deshalb propagieren, weil sie einerseits eben nicht analysieren können, andererseits „die Noten überhaupt noch nicht lesen können’. Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich von der Existenz solcher Hermeneuten nichts gewußt habe und auch jetzt noch glaube, daß sich Dr. Heinrich Schenker eine utopische Davidsbündlergesellschaft à la Robert Schumann selbst erfunden hat. Daß Dr. Schenker diesen Florestans und Raros das Leder gerbt, ist zwar ganz recht, aber ich sehe nicht ein, welchen Zweck ein Kampf gegen Bewohner Utopiens verfolgt? Denn, daß es ernst zu nehmende Musikschriftsteller gibt, die zu einer hermeneutischen Kritik nicht durch Studium des Kleinsten, welches doch selbstverständlich das synthetisch psychische Urteil über eine Komposition erst ermöglicht, gelangen, glaube ich nicht." ("[Schenker] rebukes the 'hermeneuticists,' who seek to legitimize musical analysis that is 'for instructional purposes' only, for espousing this principle because on the one hand they have no clue how to analyze, and on the other hand they 'are still incapable of even reading musical notation.' I must to my shame confess that I have been unaware of the existence of such hermeneuticists, and I am still inclined to believe that Dr. Heinrich Schenker has himself invented a utopian Society of Davidsbündler à la Robert Schumann. It is certainly true that Dr. Schenker has tanned the hides of these Florestans and Raros, but I do not see what purpose a fight against inhabitants of Utopia serves. For I cannot believe that writers on music who are to be taken seriously exist, who have arrived at a hermeneutic criticism other than through study of the minutest details that self-evidently alone makes possible a synthetically psychological judgment over a composition.") 9 "Hermeneuten aber, die auf Grund verschwiegener Analysen synthetisch urteilen, zu bekämpfen, halte ich für ein verfehltes und unpraktisches Unternehmen! Mich will bedünken, daß man aus dem polemischen Teil von Schenkers Beethoven-Ausgaben klar herauslesen kann, daß er die Hermeneuten, die ich meine, nicht minder bekämpft, als seine Davidsbündlerhermeneuten. Deshalb will ich meine Hermeneuten gegen Schenkers Angriffe verteidigen." ("But I consider it an abortive and impractical undertaking to fight hermeneuticists who judge synthetically on the basis of concealed analyses! It seems to me one can clearly deduce from the polemical part of Schenker’s Beethoven editions that he is attacking the hermeneuticists that I have in mind no less than his Davidsbündler hermeneuticists. Therefore I shall defend my hermeneuticists against Schenker’s rebukes.") 10 Zuckerkandl's „(sic!)“ is aimed at the wording "einen der" instead of "den" "genialsten Lehrer und Theoretiker". 11 Zuckerkandl inserts an emdash, and continues writing without paragraph-break. |