FRIEDENAU-BERLIN
RINGSTRASSE 56.

d. 30. Aug. 12.


Sehr geehrter Herr Doktor! 1

verzeihen Sie gütigst, daß ich nur jetzt Ihren Brief beantworte, aber ich habe ihn nur jetzt bekommen. Grundsätzlich lasse ich mir nämlich auf die Sommerreise keine Postsachen nachschicken, was auch seine Schwierigkeiten hätte, da ich gern von Ort zu Ort springe und mich jetzt in Rom und Süditalien herumgetrieben habe.

Leider hätte es Ihnen aber auch nicht genutzt, wenn ich Ihren Brief früher bekommen hätte, denn über das Ms. von op. 109 kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Daß es Joachim {2} nicht besessen hat, weiß ich ziemlich bestimmt, will aber, wenn Moser von der Reise kommt, den noch mal danach fragen, zur Sicherheit. Nottebohms Angabe 2 kennen Sie ja und haben wohl, wie ich seinerzeit, vergeblich an den mysteriösen Schlesinger 3 in Baden-Baden geschrieben. So weiß ich Ihnen denn nicht zu helfen. Sollte ich irgend etwas in Erfahrung bringen, über den Aufenthalt der Handschrift, werde ich es Ihnen gern mitteilen.


Mit vorzüglicher Hochachtung
sehr ergeben
[signed:] C Krebs

© Transcription Nicholas Marston, 2014


FRIEDENAU-BERLIN
RINGSTRASSE 56

August 30, 1912


Dear Dr. [Schenker], 1

Please be so very kind as to forgive me for answering your letter only now, but I have only just received it. Being on my summer travels, I do not on principle have any items of post forwarded to me; this would also be difficult since I happily jump from place to place and have now been gadding about in Rome and southern Italy.

It would in any case unfortunately have been of no use to you if I had received your letter sooner, because I can give you no information about the manuscript of [Beethoven’s] Op. 109. I am fairly certain that Joachim {2} did not own it, but will ask Moser about it again when he comes back from his trip, just to be sure. You know Nottebohm's reference, 2 of course, and have no doubt written in vain to the mysterious Schlesinger 3 in Baden Baden, as I did some time ago. Thus I don't know how to help you. If I should hear anything about the whereabouts of the manuscript I will gladly pass it on to you.


With kind regards,
Very truly,
[signed:] C. Krebs

© Translation Nicholas Marston, 2014


FRIEDENAU-BERLIN
RINGSTRASSE 56.

d. 30. Aug. 12.


Sehr geehrter Herr Doktor! 1

verzeihen Sie gütigst, daß ich nur jetzt Ihren Brief beantworte, aber ich habe ihn nur jetzt bekommen. Grundsätzlich lasse ich mir nämlich auf die Sommerreise keine Postsachen nachschicken, was auch seine Schwierigkeiten hätte, da ich gern von Ort zu Ort springe und mich jetzt in Rom und Süditalien herumgetrieben habe.

Leider hätte es Ihnen aber auch nicht genutzt, wenn ich Ihren Brief früher bekommen hätte, denn über das Ms. von op. 109 kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Daß es Joachim {2} nicht besessen hat, weiß ich ziemlich bestimmt, will aber, wenn Moser von der Reise kommt, den noch mal danach fragen, zur Sicherheit. Nottebohms Angabe 2 kennen Sie ja und haben wohl, wie ich seinerzeit, vergeblich an den mysteriösen Schlesinger 3 in Baden-Baden geschrieben. So weiß ich Ihnen denn nicht zu helfen. Sollte ich irgend etwas in Erfahrung bringen, über den Aufenthalt der Handschrift, werde ich es Ihnen gern mitteilen.


Mit vorzüglicher Hochachtung
sehr ergeben
[signed:] C Krebs

© Transcription Nicholas Marston, 2014


FRIEDENAU-BERLIN
RINGSTRASSE 56

August 30, 1912


Dear Dr. [Schenker], 1

Please be so very kind as to forgive me for answering your letter only now, but I have only just received it. Being on my summer travels, I do not on principle have any items of post forwarded to me; this would also be difficult since I happily jump from place to place and have now been gadding about in Rome and southern Italy.

It would in any case unfortunately have been of no use to you if I had received your letter sooner, because I can give you no information about the manuscript of [Beethoven’s] Op. 109. I am fairly certain that Joachim {2} did not own it, but will ask Moser about it again when he comes back from his trip, just to be sure. You know Nottebohm's reference, 2 of course, and have no doubt written in vain to the mysterious Schlesinger 3 in Baden Baden, as I did some time ago. Thus I don't know how to help you. If I should hear anything about the whereabouts of the manuscript I will gladly pass it on to you.


With kind regards,
Very truly,
[signed:] C. Krebs

© Translation Nicholas Marston, 2014

Footnotes

1 Receipt of this letter appears not to be recorded in Schenker’s diary. A photocopy of this letter is preserved in the folder OJ 41/6.

2 The reference is to Gustav Nottebohm, Thematisches Verzeichniss der im Druck erschienenen Werke von Ludwig van Beethoven, 2nd edn (Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1868), p. 106, where "M. Schlesinger in Baden-Baden" is listed as the owner of the autograph manuscript of Op. 109.

3 Moritz Schlesinger, son of Adolf Martin Schlesinger, who ran the Paris office of the latter's Berlin publishing house. Beethoven's Sonata in E major, Op. 109 was published by Schlesinger in Berlin, in 1821.