[printed letterhead: ]

GIGER'S HÔTEL WALDHAUS
SILS-MARIA, ENGADINE
28. VIII. '27


Sehr verehrter und lieber Herr Dr.,

Ich 1 war also vorige Woche bei Herrn Furtwängler zum Tee. Wir haben uns vorher eine kurze Weile unterhalten doch es war keineswegs ein ein eingehenderes Gespräch welches wir führten[.] Wir streiften die Gegenstände nur. Ich erzählte ihm natürlich vom Archiv [.] Ob es ihm sehr interssierte, vermag ich nicht einmal zu sagen, um so weniger, ob er eines Tages die Resultate in der Praxis umsetzen wird. Es ist auch schwer {2} jetzt schon zu entscheiden, wo wir noch gar keine Vorlagen haben. Im Laufe des Winters, wenn wir ihm an Hand von Aufnahmen Abweichungen gegenüber den Ausgaben werden zeigen können, ist m. E. der Moment, ihm zu Aufführungen nach den Vorlagen des Archivs zu bewegen, viel günstiger wie jetzt. Aber es hat mich gefreut, seine Bekanntschaft gemacht zu haben. Er machte auf mich einen ruhigen und sympathischen Eindruck. Wir sprachen noch über Vrieslander und Weisse und natürlich viel über Sie.

Ein[e] Frage regte er an, die mir wichtig scheint: er meinte, ob die Meister {3} während der Correctur ihrer Erst-Ausgaben, nicht noch Änderungen und Verbesserungen darin getroffen hätten, die sie nicht mehr in[s] MS. eingetragen hätten. Die Frage ist sehr verfänglich und kann auch bestimmt in vielen Fällen (Chopin!) nich zustimmend beantwortet werden. Dennoch scheinen mir die MSS. wichtiger zu [sein] als wie die Erstdrucke, weil diese doch auch viele Fehler ert enthalten.

Ich werde nun noch einmal, diesmal mit meiner Frau, zu Herrn F. zum Abendessen geladen werden. Dann werde ich gleich mit ihm besprechen, wann er einmal zu uns in Wien kommen {4} kann.

Der Plan Prof. Oppel's, in Leipzig nach Ihrem System zu unterrichten, ist sehr erfreulich. Nun mag man gespannt sein, wie die Schüler darauf reagieren. Denn die Hindemith'sche, Alban- und Schönberg'sche u.s.w. u.s.w., Methode der Composition, wobei man weder auf vertikale, noch auf horizontale Combinationen oder Stellungen Rücksicht zu nehmen braucht, wobei man sozusagen nur seine persönliche Ansicht (ob man eine hat oder nicht) über die Musik zusammencomponiert, ist natürlich wesentlich leichter als wie Ihre.

{5} Mit der Aenderung Ihrer Honorar-Angelegenheit 2 bin ich ganz einverstanden und werde Ihnen Ende September 1/3 des für 1927/28 verschuldeten Betrages, also 13 Wochen à 4 Stunden zu 50 Schilling, macht 2600.. Schilling überweisen und den Restlichen Teil Anfang Sommer, vorausgesetzt dass Sie damit einverstanden sind.

Über den Vertrag mit der National-Bibliothek kann ich immer noch kein Definitivum berichte. Das Unterrichts-Ministerium hat allerhand daran corrigiert[.] {6} So darf z.B. nicht von einer „Stiftung“ die Rede sein, da alle Stiftungen im Lande Wien unter der Supervision des Gemeinderates stehen und wir dies tunlichst vermeiden wollen. Es soll jetzt, glaube ich, „Widmung“ heissen. Auch will das U. M. dem Vertreter der N. B. im Kuratorium nur eine beratende Stimme zugestehen (was mir natürlich, falls Dr. Haas einmal durch jemand anderes ersetzt wird) nur angenehm sein kann.) Aber die Finanzprokuratur will nun die neue Fassung nicht unterfertigen solange der Hofrat Bick sich nicht zu den Aenderungen geäussert hat. Er {7} wird sie jedoch wohl genehmigen müssen, da doch das Unterrichts-M. seine vorgesetzte Behörde ist, aber er war noch nicht vom Urlaub zurück und so konnte ich den Vertrag nicht mehr vor meiner Abreise unterschreiben. Dr. Rochlitzer wird das nun während meiner Abwesenheit tun. Indessen nehme ich an, das alles perfekt ist und handle entsprechend, da ich keine Zeit zum Warten mehr habe.

So sende ich Ihnen einliegend die letzte Fassung des „Aufrufes“. Der neu hinzugekommene letzte Satz vom zweiten Abschnitt, Seite 1, ist zurückzuführen auf einer [sic] Rede, welche Hans Pfitzner auf einer Sonderversammlung anlässlich des 57[.] Tonkünstlerfest in Crefeld gehalten hat. Welcher Erfolg er damit geerntet hat können Sie u. m. sehen an der Kritik des Dr. Alfred Heuss, die ich Ihnen ebenfalls mitschicke (Ich brauche sie dann nicht mehr). Die Fussnote 1 soll an der bezeichnete Stelle auf Seite 3 in den Text eingeschoben werden. Herr Deutsch hielt sie für wichtig. Die Fussnote 2, Beethoven betreffend, soll als Fussnote aufgenommen werden wenn Prof. Schiedermair damit einverstanden ist. Ich habe ihm auch eine Abschrift geschickt {9} und ihm um eine Unterredung gebeten am 9n September. Sollte ihm den Tag und die von mir erwo vorgeschlagene Stunde passen so wäre mein Reiseplan für September folgender: Ab hier am 4ten, einen Tag in Basel, am 6ten nach Frankfurt zum Besuche Herrn Koch's. Zwei Tage dort. Am 9ten morgens nach Bonn, dort Begegnung mit Prof. Sch. und am gleichen Tag weiter nach Rotterdam; am 13ten nach England. Dort will ich mich dann bei Prof. Dunn anmelden. Sehr gerne hätte ich {10} [ihm] das neue Jahrbuch mitgebracht. Besteht die Aussicht, dass die „Drei Masken“ (Eine Maske genügte wirklich für diesen Verlag) das Buch bis dahin fertig hat? In Schottland will ich auch noch, auf Empfehlung von Dr. Haas, ein[en] Herrn Prof. Terry in Aberdeen besuchen. Der soll sich sehr viel mit Bach-Handschriften befasst haben und auch sicher den Standort manches wichtigen MS. wissen sodass mir ein Besuch dort sehr wichtig vorkomt. Ich will dann noch einige Zeit in London verbringen und von dort nach Paris. Ich habe auch dort die Verbindung mit Herrn Cauchie, der sich sehr für das {11} Unternehmen interessiert und dem ich bitten will, die Übersetzung des Aufrufes ins Franzözische zu besorgen (die Englische ist schon fertig).

Ich will dann am dortigen Conservatorium das Verzeichniss der MSS. vervollständigen, das ich im Mai angefangen habe. Auch will ich versuchen, Aufnahmen machen zu lassen. Doch sehe ich, wenn ich auf Photostat-Aufnamen bestehe, Schwierigkeiten voraus[,] da die beiden dort akkreditierten Photografen mit Platten arbeiten. Das Conservatorium öffnet am 3ten Oktober; ich will mir für alles 14 Tage Zeit nehmen[,] {12} werde also am 15ten Oct. von Paris nach Wien fahren und somit hoffe ich am Dienstag den 18ten zum ersten Male in Ihrer [sic] Stunde zu kommen.

Ein schöner Plan, nicht wahr? Nur bin ich neugierig ob was dazwischen kommt.

Hier ist der Aufenthalt sehr schön und die Luft herrlich; besonders wenn man aus der Tiefe Berichten über tropischen Temperaturen erhält. Ich nehme an, dass es in Galtür ebenso schönes Wetter ist.

Mit besten Grüssen, ebenfalls an Ihre Frau Gemahlin, wobei sich meine Frau anschliesst, bin ich,


Ihr sehr ergebener
[signed:] AvHoboken

PS. Wollen Sie den Aufruf bitte direkt an Dr. Haas, (Mus. Samml. der Nat. Bibl., Augustinerbastei 6) senden

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2008, 2010

[printed letterhead: ]

GIGER'S HÔTEL WALDHAUS
SILS-MARIA, ENGADINE
August 28, 1927


Highly revered, dear Dr. Schenker,

Last 1 week I had tea with Mr. Furtwängler. We spoke for a short while beforehand, but what we had was by no means a more detailed discussion. We only touched on the matters. I naturally told him about the Archive. Whether it interested him very much, I cannot even say, and even less whether he will one day put the results into practice. It is difficult {2} to decide this early, when we still have no source-examples. In the course of the winter, when we will be able to show him with reference to reproductions how the editions deviate, will in my opinion be a far more propitious moment than now to urge him toward performances according to the sources in theArchive. But it was gratifying to meet him. He impressed me as relaxed and congenial. We spoke also about Vrieslander and Weisse, and naturally quite a lot about you.

He asked me one question that seems important: he wondered whether the masters, {3} during correction of their first editions, did not at that point make further modifications and improvements which they would not have entered in the manuscript. The question is very complex and can in many cases (Chopin!) even be answered affirmatively. Still, the manuscripts seem to me more important than the first editions, because the latter also include many errors.

I am now invited once more, this time with my wife, to join Mr. F. for dinner. Then I will immediately speak with him about when he {4} can visit us in Vienna.

Prof. Oppel's plan to teach in Leipzig according to your system is most welcome. Now it will be of interest to see how the students react. Because the Hindemith method of composition, and that of Alban- and Schoen-berg etc. etc., in which one need take neither vertical nor horizontal combinations or situations into consideration, and one only synthesizes one's personal opinion (if such exists) about music, is of course substantially easier than yours.

{5} I am completely amenable concerning the matter of your fee, 2 and will remit to you at the end of September one third of the amount owed for 1927/28, thus thirteen weeks of four lessons each at 50 schillings making 2,600 schillings, and the remainder at the beginning of summer, assuming that to be satisfactory to you.

Concerning the contract with the National Library, I still can report nothing definitive. The Ministry of Education has made all manner of corrections to it. {6} Thus, for example, one may not speak of a "foundation," since all foundations in the Federal State of Vienna stand under supervision of the City Council, and we want to avoid this if possible. Now, I think, it is to be called "dedication." And the Ministry of Education also wants to give the National Library's representative in the Curatory only an advisory vote (which, in case Dr. Haas should at some point be replaced by somebody else, can only be welcome to me). But now the financial officer will not sign the draft until Hofrat Bick has commented on the changes. He {7} will however have to approve them, as the Ministry of Education is after all his superior authority, but he was not yet back from vacation, and so I could not sign the contract before my departure. Dr. Rochlitzer will now do that during my absence. However, I assume that all is in order and proceed accordingly, as I have no more time for waiting.

And so I send you herewith the final version of the "Appeal." The newly added last sentence in the second section, page 1, goes back to a speech that Hans Pfitzner gave at a special conference on the occasion of the 57th Composers' Festival in Krefeld. How much success he realized by it you can see from the critique of Dr. Alfred Heuss, which I also enclose (I do not need it returned). Footnote 1 is to be inserted at the marked place on page 3 in the text. Mr. Deutsch considered it important. Footnote 2, concerning Beethoven, is to be included as a footnote provided that Prof. Schiedermair is agreeable. I have also sent him a copy {9} and requested a meeting on September 9. Should the date and the time I have suggested be suitable to him, my travel-plan for September then would be as follows: depart here on the 4th, one day in Basel, to Frankfurt on the 6th to visit Mr. Koch. Two days there. On the morning of the 9th to Bonn, there a meeting with Prof. Schiedermair, and on to Rotterdam on the same day; on the 13th to England. There I will be in touch with Prof. Dunn. I would very much have liked {10} to take him the new Yearbook . Is there a chance that "Drei Masken" (one mask would really be enough for this publisher) could have the book ready by then? In Scotland I will also, on the recommendation of Dr. Haas, visit a Prof. Terry in Aberdeen. He is said to have done much work with Bach manuscripts and also certainly to know the location of many important manuscripts, so that a visit there seems to me very important. Then I will spend some time in London and go from there to Paris. There I am also in touch with Mr. Cauchie, who is much interested in the {11} project, and whom I will ask to made the translation of the "Appeal" into French (the English is already done).

Then, at the Conservatory, I will complete the inventory of the manuscripts that I began in May. I also want to try to have photographs made. But, if I insist on photostats, I foresee difficulties, as the two photographers accredited there work with plates. The Conservatory opens on October 3; I will allow myself two weeks for everything, {12} will thus leave Paris for Vienna on October 15, and thus I hope to come to your lesson for the first time on Tuesday the 18th.

A nice plan, isn't it? I am just wondering what will interfere.

The stay here is very pleasant and the air is excellent, especially when one gets reports from down below about tropical temperatures. I assume that the weather is equally nice in Galtür.

With best greetings, to your wife as well, in which I am joined by my wife, I am


Yours very truly,
[signed:] A. v. Hoboken

P.S. Will you please send the "Appeal" directly to Dr Haas (Music Collection of the National Library, Augustinerbastei 6)?

© Translation John Rothgeb, 2008, 2010

[printed letterhead: ]

GIGER'S HÔTEL WALDHAUS
SILS-MARIA, ENGADINE
28. VIII. '27


Sehr verehrter und lieber Herr Dr.,

Ich 1 war also vorige Woche bei Herrn Furtwängler zum Tee. Wir haben uns vorher eine kurze Weile unterhalten doch es war keineswegs ein ein eingehenderes Gespräch welches wir führten[.] Wir streiften die Gegenstände nur. Ich erzählte ihm natürlich vom Archiv [.] Ob es ihm sehr interssierte, vermag ich nicht einmal zu sagen, um so weniger, ob er eines Tages die Resultate in der Praxis umsetzen wird. Es ist auch schwer {2} jetzt schon zu entscheiden, wo wir noch gar keine Vorlagen haben. Im Laufe des Winters, wenn wir ihm an Hand von Aufnahmen Abweichungen gegenüber den Ausgaben werden zeigen können, ist m. E. der Moment, ihm zu Aufführungen nach den Vorlagen des Archivs zu bewegen, viel günstiger wie jetzt. Aber es hat mich gefreut, seine Bekanntschaft gemacht zu haben. Er machte auf mich einen ruhigen und sympathischen Eindruck. Wir sprachen noch über Vrieslander und Weisse und natürlich viel über Sie.

Ein[e] Frage regte er an, die mir wichtig scheint: er meinte, ob die Meister {3} während der Correctur ihrer Erst-Ausgaben, nicht noch Änderungen und Verbesserungen darin getroffen hätten, die sie nicht mehr in[s] MS. eingetragen hätten. Die Frage ist sehr verfänglich und kann auch bestimmt in vielen Fällen (Chopin!) nich zustimmend beantwortet werden. Dennoch scheinen mir die MSS. wichtiger zu [sein] als wie die Erstdrucke, weil diese doch auch viele Fehler ert enthalten.

Ich werde nun noch einmal, diesmal mit meiner Frau, zu Herrn F. zum Abendessen geladen werden. Dann werde ich gleich mit ihm besprechen, wann er einmal zu uns in Wien kommen {4} kann.

Der Plan Prof. Oppel's, in Leipzig nach Ihrem System zu unterrichten, ist sehr erfreulich. Nun mag man gespannt sein, wie die Schüler darauf reagieren. Denn die Hindemith'sche, Alban- und Schönberg'sche u.s.w. u.s.w., Methode der Composition, wobei man weder auf vertikale, noch auf horizontale Combinationen oder Stellungen Rücksicht zu nehmen braucht, wobei man sozusagen nur seine persönliche Ansicht (ob man eine hat oder nicht) über die Musik zusammencomponiert, ist natürlich wesentlich leichter als wie Ihre.

{5} Mit der Aenderung Ihrer Honorar-Angelegenheit 2 bin ich ganz einverstanden und werde Ihnen Ende September 1/3 des für 1927/28 verschuldeten Betrages, also 13 Wochen à 4 Stunden zu 50 Schilling, macht 2600.. Schilling überweisen und den Restlichen Teil Anfang Sommer, vorausgesetzt dass Sie damit einverstanden sind.

Über den Vertrag mit der National-Bibliothek kann ich immer noch kein Definitivum berichte. Das Unterrichts-Ministerium hat allerhand daran corrigiert[.] {6} So darf z.B. nicht von einer „Stiftung“ die Rede sein, da alle Stiftungen im Lande Wien unter der Supervision des Gemeinderates stehen und wir dies tunlichst vermeiden wollen. Es soll jetzt, glaube ich, „Widmung“ heissen. Auch will das U. M. dem Vertreter der N. B. im Kuratorium nur eine beratende Stimme zugestehen (was mir natürlich, falls Dr. Haas einmal durch jemand anderes ersetzt wird) nur angenehm sein kann.) Aber die Finanzprokuratur will nun die neue Fassung nicht unterfertigen solange der Hofrat Bick sich nicht zu den Aenderungen geäussert hat. Er {7} wird sie jedoch wohl genehmigen müssen, da doch das Unterrichts-M. seine vorgesetzte Behörde ist, aber er war noch nicht vom Urlaub zurück und so konnte ich den Vertrag nicht mehr vor meiner Abreise unterschreiben. Dr. Rochlitzer wird das nun während meiner Abwesenheit tun. Indessen nehme ich an, das alles perfekt ist und handle entsprechend, da ich keine Zeit zum Warten mehr habe.

So sende ich Ihnen einliegend die letzte Fassung des „Aufrufes“. Der neu hinzugekommene letzte Satz vom zweiten Abschnitt, Seite 1, ist zurückzuführen auf einer [sic] Rede, welche Hans Pfitzner auf einer Sonderversammlung anlässlich des 57[.] Tonkünstlerfest in Crefeld gehalten hat. Welcher Erfolg er damit geerntet hat können Sie u. m. sehen an der Kritik des Dr. Alfred Heuss, die ich Ihnen ebenfalls mitschicke (Ich brauche sie dann nicht mehr). Die Fussnote 1 soll an der bezeichnete Stelle auf Seite 3 in den Text eingeschoben werden. Herr Deutsch hielt sie für wichtig. Die Fussnote 2, Beethoven betreffend, soll als Fussnote aufgenommen werden wenn Prof. Schiedermair damit einverstanden ist. Ich habe ihm auch eine Abschrift geschickt {9} und ihm um eine Unterredung gebeten am 9n September. Sollte ihm den Tag und die von mir erwo vorgeschlagene Stunde passen so wäre mein Reiseplan für September folgender: Ab hier am 4ten, einen Tag in Basel, am 6ten nach Frankfurt zum Besuche Herrn Koch's. Zwei Tage dort. Am 9ten morgens nach Bonn, dort Begegnung mit Prof. Sch. und am gleichen Tag weiter nach Rotterdam; am 13ten nach England. Dort will ich mich dann bei Prof. Dunn anmelden. Sehr gerne hätte ich {10} [ihm] das neue Jahrbuch mitgebracht. Besteht die Aussicht, dass die „Drei Masken“ (Eine Maske genügte wirklich für diesen Verlag) das Buch bis dahin fertig hat? In Schottland will ich auch noch, auf Empfehlung von Dr. Haas, ein[en] Herrn Prof. Terry in Aberdeen besuchen. Der soll sich sehr viel mit Bach-Handschriften befasst haben und auch sicher den Standort manches wichtigen MS. wissen sodass mir ein Besuch dort sehr wichtig vorkomt. Ich will dann noch einige Zeit in London verbringen und von dort nach Paris. Ich habe auch dort die Verbindung mit Herrn Cauchie, der sich sehr für das {11} Unternehmen interessiert und dem ich bitten will, die Übersetzung des Aufrufes ins Franzözische zu besorgen (die Englische ist schon fertig).

Ich will dann am dortigen Conservatorium das Verzeichniss der MSS. vervollständigen, das ich im Mai angefangen habe. Auch will ich versuchen, Aufnahmen machen zu lassen. Doch sehe ich, wenn ich auf Photostat-Aufnamen bestehe, Schwierigkeiten voraus[,] da die beiden dort akkreditierten Photografen mit Platten arbeiten. Das Conservatorium öffnet am 3ten Oktober; ich will mir für alles 14 Tage Zeit nehmen[,] {12} werde also am 15ten Oct. von Paris nach Wien fahren und somit hoffe ich am Dienstag den 18ten zum ersten Male in Ihrer [sic] Stunde zu kommen.

Ein schöner Plan, nicht wahr? Nur bin ich neugierig ob was dazwischen kommt.

Hier ist der Aufenthalt sehr schön und die Luft herrlich; besonders wenn man aus der Tiefe Berichten über tropischen Temperaturen erhält. Ich nehme an, dass es in Galtür ebenso schönes Wetter ist.

Mit besten Grüssen, ebenfalls an Ihre Frau Gemahlin, wobei sich meine Frau anschliesst, bin ich,


Ihr sehr ergebener
[signed:] AvHoboken

PS. Wollen Sie den Aufruf bitte direkt an Dr. Haas, (Mus. Samml. der Nat. Bibl., Augustinerbastei 6) senden

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2008, 2010

[printed letterhead: ]

GIGER'S HÔTEL WALDHAUS
SILS-MARIA, ENGADINE
August 28, 1927


Highly revered, dear Dr. Schenker,

Last 1 week I had tea with Mr. Furtwängler. We spoke for a short while beforehand, but what we had was by no means a more detailed discussion. We only touched on the matters. I naturally told him about the Archive. Whether it interested him very much, I cannot even say, and even less whether he will one day put the results into practice. It is difficult {2} to decide this early, when we still have no source-examples. In the course of the winter, when we will be able to show him with reference to reproductions how the editions deviate, will in my opinion be a far more propitious moment than now to urge him toward performances according to the sources in theArchive. But it was gratifying to meet him. He impressed me as relaxed and congenial. We spoke also about Vrieslander and Weisse, and naturally quite a lot about you.

He asked me one question that seems important: he wondered whether the masters, {3} during correction of their first editions, did not at that point make further modifications and improvements which they would not have entered in the manuscript. The question is very complex and can in many cases (Chopin!) even be answered affirmatively. Still, the manuscripts seem to me more important than the first editions, because the latter also include many errors.

I am now invited once more, this time with my wife, to join Mr. F. for dinner. Then I will immediately speak with him about when he {4} can visit us in Vienna.

Prof. Oppel's plan to teach in Leipzig according to your system is most welcome. Now it will be of interest to see how the students react. Because the Hindemith method of composition, and that of Alban- and Schoen-berg etc. etc., in which one need take neither vertical nor horizontal combinations or situations into consideration, and one only synthesizes one's personal opinion (if such exists) about music, is of course substantially easier than yours.

{5} I am completely amenable concerning the matter of your fee, 2 and will remit to you at the end of September one third of the amount owed for 1927/28, thus thirteen weeks of four lessons each at 50 schillings making 2,600 schillings, and the remainder at the beginning of summer, assuming that to be satisfactory to you.

Concerning the contract with the National Library, I still can report nothing definitive. The Ministry of Education has made all manner of corrections to it. {6} Thus, for example, one may not speak of a "foundation," since all foundations in the Federal State of Vienna stand under supervision of the City Council, and we want to avoid this if possible. Now, I think, it is to be called "dedication." And the Ministry of Education also wants to give the National Library's representative in the Curatory only an advisory vote (which, in case Dr. Haas should at some point be replaced by somebody else, can only be welcome to me). But now the financial officer will not sign the draft until Hofrat Bick has commented on the changes. He {7} will however have to approve them, as the Ministry of Education is after all his superior authority, but he was not yet back from vacation, and so I could not sign the contract before my departure. Dr. Rochlitzer will now do that during my absence. However, I assume that all is in order and proceed accordingly, as I have no more time for waiting.

And so I send you herewith the final version of the "Appeal." The newly added last sentence in the second section, page 1, goes back to a speech that Hans Pfitzner gave at a special conference on the occasion of the 57th Composers' Festival in Krefeld. How much success he realized by it you can see from the critique of Dr. Alfred Heuss, which I also enclose (I do not need it returned). Footnote 1 is to be inserted at the marked place on page 3 in the text. Mr. Deutsch considered it important. Footnote 2, concerning Beethoven, is to be included as a footnote provided that Prof. Schiedermair is agreeable. I have also sent him a copy {9} and requested a meeting on September 9. Should the date and the time I have suggested be suitable to him, my travel-plan for September then would be as follows: depart here on the 4th, one day in Basel, to Frankfurt on the 6th to visit Mr. Koch. Two days there. On the morning of the 9th to Bonn, there a meeting with Prof. Schiedermair, and on to Rotterdam on the same day; on the 13th to England. There I will be in touch with Prof. Dunn. I would very much have liked {10} to take him the new Yearbook . Is there a chance that "Drei Masken" (one mask would really be enough for this publisher) could have the book ready by then? In Scotland I will also, on the recommendation of Dr. Haas, visit a Prof. Terry in Aberdeen. He is said to have done much work with Bach manuscripts and also certainly to know the location of many important manuscripts, so that a visit there seems to me very important. Then I will spend some time in London and go from there to Paris. There I am also in touch with Mr. Cauchie, who is much interested in the {11} project, and whom I will ask to made the translation of the "Appeal" into French (the English is already done).

Then, at the Conservatory, I will complete the inventory of the manuscripts that I began in May. I also want to try to have photographs made. But, if I insist on photostats, I foresee difficulties, as the two photographers accredited there work with plates. The Conservatory opens on October 3; I will allow myself two weeks for everything, {12} will thus leave Paris for Vienna on October 15, and thus I hope to come to your lesson for the first time on Tuesday the 18th.

A nice plan, isn't it? I am just wondering what will interfere.

The stay here is very pleasant and the air is excellent, especially when one gets reports from down below about tropical temperatures. I assume that the weather is equally nice in Galtür.

With best greetings, to your wife as well, in which I am joined by my wife, I am


Yours very truly,
[signed:] A. v. Hoboken

P.S. Will you please send the "Appeal" directly to Dr Haas (Music Collection of the National Library, Augustinerbastei 6)?

© Translation John Rothgeb, 2008, 2010

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/9, p. 3106, August 30, 1927: "Von v. Hoboken (Br.): über Furtwängler, sichtlich der ungünstige Einfluß der töricht kritischen Bemerkungen Furtwänglers betreffend die Handschriften." ("From van Hoboken (letter): about Furtwängler, obviously the malign influence of the foolishly critical remarks of Furtwängler regarding the manuscripts.").

2 Presumably the fee for the 1927/28 season of study with Schenker.