This letter has been extensively corrected in Dahms's hand to rectify mistypings; these have been incorporated here without comment.

Roma (Monteverde) d. 27. 12. 22.
via Alberto Mario 21.


Lieber, verehrter Meister! 1

Verzeihen Sie, dass ich an Sie mit der Maschine schreibe. Aber die Hände sind klamm, wir müssen hier gänzlich ohne Heizung auskommen, und so schön es auch tagsüber in der Sonne ist, drinnen im Zimmer friert man. Zudem vermieten ja die Wohnungswucherer für das Sündengeld immer die schlechtesten Zimmer, um selbst in den schönen umsonst wohnen zu können. Aber das ist heute nicht zu ändern. Mit Geist man keinen Wucher treiben, denn Geist ist eine Luxusware, auf die "man" auch ebensogern verzichtet. Lassen wir uns also ruhig weiter bewuchern, das bringen die "herrlichen Zeiten" so mit sich. Ich ersah aus Ihrem lieben Brief 2 mit Freude, dass Sie der schwierigen Situation zurzeit wenigstens Herr geworden sind. Und ich hoffe, dass dies auch weiter so bleiben wird. Ich kämpfe seit langem einen wahren Verzweiflungskampf mit den Verlegern, um meine Bedingungen zu verbessern und dem Lebensmittelmarkt anzupassen. Aber bei mir kommt die unüberbrückbare Schwierigkeit dazu, dass ich zu allem noch die Kluft der Valuta zu überwinden habe. Und das ist einfach unmöglich. Ein Trost bleibt uns hier: dass wir es in Deutschland, dank der berühmten deutschen Gerechtigkeit, noch viel, viel schlimmer und schwerer hätten als hier, wo wir wenigstens unsere persönliche Freiheit, wie es anständigen Menschen gebührt, geniessen können, während man uns in Deutschland buchstäblich von Haus und Hof verjagt hat. So gesehen, leben wir hier glücklich, der Kampf ums täglich Brot ist Lebensnotwendigkeit, und da wir innerlich ruhig sind und können wir auch Sonnenschein geniessen. Es fehlt nur eins und dies Eine ist eben doch nur vom Geld abhängig: die Möglichkeit, mehr arbeiten zu können. Wir sind seit dem 15. Oktober in unseren neuen Zimmern und ich habe in diesen 10 Wochen noch nicht 10 Seiten Manuskript geschrieben. Von früh um Sieben bis Mitternacht der pöbelhafteste italienische Lärm, derart, dass jede Arbeit unmöglich ist. Wenn ich Ihnen jetzt auf der Maschine schreibe, so habe ich noch Antiphone in den Ohren, um den Lärm von Korridor, das ununterbrochene Schreien und Singen, Telephonieren und Türenwerfen nicht allzulaut hören zu müssen. Bessere Wohnungen sind teurer. Und dies ist noch eine sogenannte "bessere Familie," ermessen Sie wie die anderen sind. In der deutschen Kolonie sind hier verschiedene billige und herrliche Wohnungen verfügbar. Aber die kommen nur für Beamte in Betracht, die an sich schon ein monatliches Einkommen von mindestens 2500 Lire haben. Ich habe hier merkwürdige Erfahrungen gemacht und an kann nur sagen, dass der Deutsche durch den Krieg nichts, aber auch garnichts gelernt hat. Dieselben Methoden wie im Kriege. Und zwar auch jetzt wieder ausgehend von den mittleren und niederen Naturen. Der Botschafter sle selbst ist ein prachtvoller Mensch, den ich liebe.

Doch genug davon! Es ist langweilig. Die kümmerliche Kozertsaison hat hier begonnen. Sie wird wieder von Beet- {2} hoven, Wagner, Strauss, etc. beherrscht. Man ist mehr oder weniger offen empört darüber, aber man eine Musiksaison ohne das deutsche Uebergewicht nicht zustande bringen. Man kritisiert die ausübenden deutschen Künstler, wenn sie hier auftreten, überlegen und eitel; aber man kommt ohne sie nicht aus. Furtwängler hat es auch erleben müssen. Denn hier „kennt“ man Beethoven!! Von der Eitelkeit machen Sie sich garkeinen Begriff. —

Ich hoffe demnächst Gelegenheit zu haben, ausführlich über Ihre Lehre schreiben zu können. Mit der "Musik" 3 ging es leider nicht. Ich musste mich, wenn auch der Sache wegen blutenden Herzens, gegen Schusters unverantwortliche Haltung mir gegenüber wehren. Auch dorthin wirkt natürlich der Terror Bekkers etc. und ich bin ehrlich erstaunt, dass Schuster Ihren Beitrag bringen will. 4 Ich glaube, er wird dafür Einiges auszustehen haben. Kürzlich las ich durch Zufall einen Artikel Bekkers in der Frankfurter Zeitung über "Physiologisches Hören". 5 Ach über die Verzweiflung die daraus sprach! Sie sind alle am Ende, wehren sich nur noch gegen das Eingeständnis, und ich fürchte nun kommt der grosse Fälschungsprozess! Der Gedanke, dass die U.E. Sie sabotiere, hat im ersten Augenblick viel Bestechendes, viel Wahrscheinliches für sich. Aber ein Bedenken: sollte ein so gerissener Kunde wie Herzka [sic] wirklich glauben, Sie daniederhalten zu können, wo die Ideen immer weiter um sich greifen? Ich fürchte, es würde bei jedem anderen grossen Verleger äusserlich dasselbe Aussehen haben. Denn m[eines] E[rachtens] liegt der tiefere Grund viel mehr in der Feindseligkeit der überwiegenden Mehrzahl der Kritiker, Musiker, die sich durch Sie alle in Ihrer Existenz bedroht fühlen. Ich bin weit eher der Meinung, dass H. ohne jeden weiteren Anteil an irgend einer Richtung nur und ausschliesslich an sein Geschäft denkt. Und wäre der Bann des Schweigens gebrochen, der über Ihren Werken dank jener Verbrechergesellschaft von Kritikern liegt, so würden eben du die Auflagen wie warme Semmeln abgehen und H. würde strahlen.

Nein, lieber Meister, wenn alle diejenigen, die von Ihnen gelernt haben und die Ihnen ihr Musikertum verdanken, öffentlich davon Zeugnis ablegen würden, dann könnte auch im Verlag der U.E. von irgend welcher Sabotage Ihrer Werke keine Rede sein. Warum bek[e]nnt sich Furtwängler nicht öffentlich und leidenschaftlich zu Ihnen und andere mit ihm??? Hier ist die Wurzel!! Die Welt verlangt Namen! Es mögen alle die "hochachtbaren Muker", wie sSe Sie sie nennen, die von einer Sabotage der U.E. reden, es mögen alle diese Musiker überall Zeugnis für Sie und Ihr Werk ablegen!! Warum tun sie es nicht? Ich habe damals Furtwängler daraufhin gestellt; er wich mir aus. Aber hier gibt es nur Mut oder Feigheit. Ich liebe Furtwängler sehr. Aber entweder spielt man Mahler oder Schönberg und allen sonstigen Dreck und macht des Ruhmes wegen die Kompromisse mit, oder aber man bekennt sich zu Heinrich Schenker. Beides kann man nicht, ohne auf einer Seite unehrlich oder wenigstens unklar zu sein. Ich wüsste auch keinen Verlag zu nennen, der es besser machen würde, als die U.E. Im Augenblick, wo Sie ein Geschäft sind ‒ und Sie werden ein viel grösseres Geschäft sein als Schönberg, {3} Mahler, Schreker und Bekker jemals werden können, was Herzka [sic] wenn auch noch nicht weiss aber sicher ahnt und in Erwägung zieht ‒ in diesem Augenblick wird er mit ruhiger Gelassenheit seine treuen Diener fahren lassen und sein Schenker-Geschäft machen. Und dieser Augenblick beginnt, sobald alle hochachtbaren Musiker entschlossen und leidenschaftlich ohne persönliche Rücksicht, sich zu Ihnen öffentlich bekennen. Es ist und bleibt nur eine Sache des persönlichen Mutes wie jede grosse Sache. Und vertrauen Sie ‒ eines Tages werden sie sich dazu drängen, bekennen zu dürfen. Wären wir 30 oder 40 zum Aeussersten entschlossene Menschen, dann würde in 10 Jahren das ganze Musikleben von Grund auf umgedreht sein. Aber so ‒ wenn diejenigen, die erkennen, noch Schönberg und Mahler dirigieren?! Dann wäre ja auch Deutschland gerettet ‒ nicht durch Faschisten-Nachäfferei ‒ sondern durch den Geist, durch die Religion, denn unsere grosse Sache ist die Religion. Wie trifft alles was Sie schreiben ins Schwarze: dass nun, wo der Durchschnitt das Mass der Dinge geworden ist, alle Völker mit Deutschland konkurrieren können.

‒ ‒ ‒ ‒ ‒ II/2 habe ich damals schon erhalten und soviel ich mich erinnere habe ich Ihnen bald darauf ausführlich darüber geschrieben, welchen Genuss mir das Studium bereitet. Ich bin immer noch nicht zuende damit, aus den oben erwähnten Gründen. Doch werde ich, wie gesagt, die Gelegenheit finden, ausführlich darüber zu sprechen, was mir mehr als alles andere am Herzen liegt.

Ich sitze immer noch am Schluss meines Buches "Musik des Südens". 6 Darin gehe ich auf dem Wege weiter, den ich in der "Offenbarung" 7 angeschlagen habe, wie ich hoffe klarer, offener leidenschaftlicher, stärker.

Um den Versuch zu machen, für die weiteren Arbeiten Geld in die Hand zu bekommen, veranstalte ich von der "Musik des Südens" eine Luxusausgabe von 100 Exemplaren, kostbar ausgestattet. Die Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, vereinigt mit Schuster, druckt das Buch. Ich stecke mein Honorar aus der Publikumsausgabe in die Kosten dieser Subskriptionsausgabe hinein und erhalte dafür den ganzen Ueberschuss der 100 Exemplare. Der Ganzlederband soll 100 Schweizer Frcs. und der Ganzpergamentband 80,- Schweizer Frcs. kosten. Es ist sehr schwer, 8 100 Zeichner für die Subskription zusammenzubringen. Aber ich muss den Versuch machen. Würde ich alle 100 Exemplare unterbringen, so würde der Ueberschuss ein weiteres Jahr Arbeit ermöglichen. Was meinen Sie: soll ich Herzka [sic] durch Uebersendung eines Prospektes zur Zeichnung auf das Werk auffordern? Es wäre eine herbe Versuchung für diesen valutaschweren Mann, dem auch ich, wenn man es wie er ausdrücken will ‒ so manchen "Gefallen" gate getan habe.

Meine Studien gelten dem Vokalen Prinzip ‒ der Geschichte und dem Wesen des Belcanto ‒ und es ist mein Wunsch und Bestreben, damit ein Ergänzungsstück zu Ihrer reinen Lehre vom Kontrapunkt zu geben, einen Beitrag zum Wiederaufbau.


Am 28. 12.

Gestern Abend wurde mir folgender bezeichnender Vorfall erzählt: Am 26. ist hier die Opern-Stagione im Costanzi-Theater {4} mit "Siegfried" eröffnet worden. Aus diesem Grunde hatte Mussolini den Besuch der Vorstellung abgelehnt, was man von seinem Standpunkt aus sehr gut begreifen kann. Als Leiter der Aufführung hatte man Herrn Otto Klemperer aus Köln engagiert. Was tut dieser sehr geschickte Herr? Als das Haus verdunkelt ist, treten irgend ein Prinz und eine Prinzessin in die Königsloge. Herr Klemperer erfasst die Situation uns spielt sofort den die Marcia reale. Gut, eine Verbeugung, die hier allgemein üblich ist. Aber damit nicht genug, lässt er dem Köningsmarch die Faschistenhymne "Giovinezza" 8 folgen, die nun wahrlich garnichts mehr zu suchen hatte. Nur ein Bauchrutsch, und der Erfolg liess für Herrn Klemperer nichts zu wünschen übrig: seine neue Siegfried-Ouvertüre sicherte ihm bei Publikum und Presse den Erfolg. So gut verstehendas das eben Künstler wie Furtwängler nicht. Aber heute gehört das zur Kunst.



Nun, lieber und verehrter Meister,

wünschen wir Ihnen und Ihrer lieben, hochverehrten Gattin zum neuen Jahre 1923 alles Gute, vor allem Sicheren Fortgang der Arbeit


und denken an Sie mit den herzlichsten Grüssen
Ihre stets ergebenen
[signed:] Margarete und Walter Dahms

© Transcription John Koslovsky, 2011

This letter has been extensively corrected in Dahms's hand to rectify mistypings; these have been incorporated here without comment.

Rome (Monteverde), December 27, 1922
via Alberto Mario 21


Dear, revered Master, 1

Please forgive me that I write to you on the typewriter. But my hands are numb, we have to manage completely without heat, and while it is so beautiful during the day in the sun, inside one's room one freezes. Furthermore the housing profiteers always rent the worst rooms illegally, so that they themselves can live in the nicest ones free of charge. But one cannot change that now. One cannot force any usury with spirit, because spirit is a luxury item, which "one" can happily renounce. Let us quietly grow further, for it will bring "splendid times" with it. With joy I saw from your lovely letter 2 that you at least have become master of the present difficult situation. And I hope that this will remain so. I have been fighting a genuine struggle of despair for some time now with publishers, in order to improve my conditions and to adjust to the food prices. But I arrive at an insurmountable difficulty, that I above all still have the gap in foreign currency exchange to overcome. And that is simply not possible. One consolation remains with us here: that in Germany, thanks to the famed German justice system, we would have it much, much worse and more difficult than we have it here, where at least we can enjoy personal freedom, like decent people, while in Germany we were chased literally out of house and home. Seen in this way, we live happily here, the fight for daily bread is the necessity of life, and that we are internally at peace and can enjoy the sunshine. There is just one thing, and that one thing has to do with money: the possibility to work more. We have been in our new room since October 15 and in these ten weeks I have not written ten pages of a manuscript. From seven o'clock in the morning until midnight there is the most vulgar Italian noise, making any work impossible. Even as I write now on the typewriter I still have to hear an antiphonal chorus in my ear, the faint noise from the corridor, the uninterrupted screaming and singing, phone calls, and doors slamming. Better dwellings are more expensive. And this is one of the so-called "better families," imagine how the others are. In the German colonies there are diversely cheap and splendid homes available. But these are made available only to officials, who have a monthly income of at least 2,500 lira. I have had strange experiences here and can only say that the Germans have learned nothing, absolutely nothing from the war. The same methods as in the war. In fact even now coming again from the bottom and middle rung of nature. The ambassador himself is a splendid man, of whom I am fond.

But enough of that! It is boring. The pitiful concert season has begun here. It is again dominated by Beethoven, {2} Wagner, Strauss, etc. One is more or less openly infuriated by this, but one cannot manage a musical season without German predominance. One criticizes practicing German artists, when they appear here, superior and proud; but one cannot get on without them. Furtwängler also had to survive it. For here one "knows" Beethoven!! You can hardly imagine the vanity. —

I hope next to have the opportunity to be able to write expressly about your teachings. Unfortunately it did not go through with Die Musik . 3 I had to fight Schuster's unjustifiable position toward me, even if meant breaking some hearts. Also the terror of Bekker etc. there naturally works, and I am truly astonished that Schuster wants to publish your contribution. 4 I think therefore that he will have certain things to put up with. Recently I happened by chance upon an article Bekker by in the Frankfurter Zeitung on "Physiological Hearing." 5 Ah, the despondency from what is said there! They are all at the end, still just fighting against admission, and I fear that now comes the great trial of fraud! To think that UE would sabotage you seems at first glance highly tempting and very probable. But one reservation: should such a crafty character as Hertzka really believe he can hold you down, where the ideas continue to gain ground? I fear it would have the same appearance to every other large publisher. Because in my opinion the deeper reason lies much more in the hostility of the predominant majority of critics and musicians, who feel threatened by the existence of someone like you. I am rather of the opinion that Hertzka thinks without any further concern for any direction other than that of his own business. And if the ban of silence were to be lifted, which is imposed on your work thanks to every criminal society of critics, then even the sanctions would tear off as from a warm bread roll, and Hertzka would glow.

No, dear master, if all of those who learned from you and have you to thank for your musical insights would openly attest to this, then even at UE it would be out of the question to sabotage your work. Why does Furtwängler not come out publicly and ardently to your cause, and others with him??? Here is the root of the problem! The world craves names! It may be all the "highly respectable musicians," as you call them, who are speaking of a sabotage at UE, but it could also be all these musicians who attest for you and your work!! Why do they not do it? I have asked Furtwängler this before; he avoided my question. But there is only courage or cowardice. I like Furtwängler very much. But either one plays Mahler, Schoenberg, or some other filth and makes his reputation through compromises, or one shows his allegiance to Heinrich Schenker. One cannot do both without either being disingenuous to one side or at least being ambiguous. I would know of no other publisher who would do it better than UE. At the moment, if you were a business ‒ and you would be a much greater business than Schoenberg, {3} Mahler, Schreker, or Bekker ever could be, even if Hertzka does not know it but surely suspects it and takes into consideration ‒ in this moment he will let out his servitude with a calm placidity and build his Schenker business. And this moment begins as soon as all the highly respected musicians come out for you in a determined and ardent way, without personal regard. It simply is and remains a matter of personal courage like any important matter. And have faith ‒ one day they will be forced to allow themselves to profess. If we were thirty or forty extremely determined people, then in ten years the entire musical world would be turned upside down, from the ground up. And then when those in the know still conduct Schoenberg and Mahler?! Then Germany would be saved ‒ not through fascists = mimicry ‒ but rather through spirit, through religion, because our great affair is religion. How it hits the mark on what you wrote: that now, where commoners have become the measure of all things, all people can compete with Germany.

‒ ‒ ‒ ‒ I have already obtained II/2 and as far as I remember I wrote to you soon afterwards at length about what pleasure the work gives me. I am still not at the end, for the above-mentioned reasons. But I will, as I said, talk about it in more detail, which I wish to do more than anything else.

I am still working on the end of my book, Musik des Südens. 6 Here I go further with the ideas laid out in Offenbarung, 7 as I hope to make them clearer, more openly fervid, and stronger.

To try to get more money for future works, I am arranging a de luxe edition of 100 copies of Musik des Südens, sumptuously presented. The German Publishing House, Stuttgart, combined with Schuster, will publish the book. I will put my honorarium from the public edition into the costs of this subscription edition and will thus receive the entire earnings from the 100 copies. The leather-bound book should cost 100 Swiss francs, and the vellum-bound book 80 Swiss francs. It is very difficult to get 100 subscribers. But I have to try. Were all 100 copies accounted for, the profits would make possible another year of work. What you do think: should I solicit Hertzka by sending a prospectus of the subscription to the work? It would be a real temptation for this profit-driven man, for whom even I ‒ if one wants to express it like him ‒ have done such a "pleasure."

My studies now deal with a vocal topic ‒ the history and nature of bel canto ‒ and it is my wish and endeavor with this to give a supplementary study to your pure teachings of counterpoint, a contribution to its reconstruction.


December 28

Last night I was told the following typical incident: on the 26th the Opera season at the Costanzi Theatre {4} opened with Siegfried . For this reason Mussolini had declined to come to the performance, which from his point of view one can understand very well. The director of the performance was Mr. Otto Klemperer from Cologne. What did this very clever man do? When the house went dark, some prince and princess entered the royal loge. Mr. Klemperer seized the moment and immediately played the royal march. Good, a bow of sorts, which is rather common here. But as if this were not enough, he then followed the Emperor's march with the fascist hymn "Giovinezza," 8 which now truly had nothing to do with anything. Just a bending over, and the success left nothing else to be desired: his new Siegfried overture ensured him success with the public and the press. Even artists like Furtwängler really do not understand it. But that is the reality of art today.



Now, dear and revered Master,

we wish you and your dear wife all the best for 1923, above all for progress in work


and we think of you with the most cordial greetings,
Your ever devoted
[signed:] Margarete and Walter Dahms

© Translation John Koslovsky, 2011

This letter has been extensively corrected in Dahms's hand to rectify mistypings; these have been incorporated here without comment.

Roma (Monteverde) d. 27. 12. 22.
via Alberto Mario 21.


Lieber, verehrter Meister! 1

Verzeihen Sie, dass ich an Sie mit der Maschine schreibe. Aber die Hände sind klamm, wir müssen hier gänzlich ohne Heizung auskommen, und so schön es auch tagsüber in der Sonne ist, drinnen im Zimmer friert man. Zudem vermieten ja die Wohnungswucherer für das Sündengeld immer die schlechtesten Zimmer, um selbst in den schönen umsonst wohnen zu können. Aber das ist heute nicht zu ändern. Mit Geist man keinen Wucher treiben, denn Geist ist eine Luxusware, auf die "man" auch ebensogern verzichtet. Lassen wir uns also ruhig weiter bewuchern, das bringen die "herrlichen Zeiten" so mit sich. Ich ersah aus Ihrem lieben Brief 2 mit Freude, dass Sie der schwierigen Situation zurzeit wenigstens Herr geworden sind. Und ich hoffe, dass dies auch weiter so bleiben wird. Ich kämpfe seit langem einen wahren Verzweiflungskampf mit den Verlegern, um meine Bedingungen zu verbessern und dem Lebensmittelmarkt anzupassen. Aber bei mir kommt die unüberbrückbare Schwierigkeit dazu, dass ich zu allem noch die Kluft der Valuta zu überwinden habe. Und das ist einfach unmöglich. Ein Trost bleibt uns hier: dass wir es in Deutschland, dank der berühmten deutschen Gerechtigkeit, noch viel, viel schlimmer und schwerer hätten als hier, wo wir wenigstens unsere persönliche Freiheit, wie es anständigen Menschen gebührt, geniessen können, während man uns in Deutschland buchstäblich von Haus und Hof verjagt hat. So gesehen, leben wir hier glücklich, der Kampf ums täglich Brot ist Lebensnotwendigkeit, und da wir innerlich ruhig sind und können wir auch Sonnenschein geniessen. Es fehlt nur eins und dies Eine ist eben doch nur vom Geld abhängig: die Möglichkeit, mehr arbeiten zu können. Wir sind seit dem 15. Oktober in unseren neuen Zimmern und ich habe in diesen 10 Wochen noch nicht 10 Seiten Manuskript geschrieben. Von früh um Sieben bis Mitternacht der pöbelhafteste italienische Lärm, derart, dass jede Arbeit unmöglich ist. Wenn ich Ihnen jetzt auf der Maschine schreibe, so habe ich noch Antiphone in den Ohren, um den Lärm von Korridor, das ununterbrochene Schreien und Singen, Telephonieren und Türenwerfen nicht allzulaut hören zu müssen. Bessere Wohnungen sind teurer. Und dies ist noch eine sogenannte "bessere Familie," ermessen Sie wie die anderen sind. In der deutschen Kolonie sind hier verschiedene billige und herrliche Wohnungen verfügbar. Aber die kommen nur für Beamte in Betracht, die an sich schon ein monatliches Einkommen von mindestens 2500 Lire haben. Ich habe hier merkwürdige Erfahrungen gemacht und an kann nur sagen, dass der Deutsche durch den Krieg nichts, aber auch garnichts gelernt hat. Dieselben Methoden wie im Kriege. Und zwar auch jetzt wieder ausgehend von den mittleren und niederen Naturen. Der Botschafter sle selbst ist ein prachtvoller Mensch, den ich liebe.

Doch genug davon! Es ist langweilig. Die kümmerliche Kozertsaison hat hier begonnen. Sie wird wieder von Beet- {2} hoven, Wagner, Strauss, etc. beherrscht. Man ist mehr oder weniger offen empört darüber, aber man eine Musiksaison ohne das deutsche Uebergewicht nicht zustande bringen. Man kritisiert die ausübenden deutschen Künstler, wenn sie hier auftreten, überlegen und eitel; aber man kommt ohne sie nicht aus. Furtwängler hat es auch erleben müssen. Denn hier „kennt“ man Beethoven!! Von der Eitelkeit machen Sie sich garkeinen Begriff. —

Ich hoffe demnächst Gelegenheit zu haben, ausführlich über Ihre Lehre schreiben zu können. Mit der "Musik" 3 ging es leider nicht. Ich musste mich, wenn auch der Sache wegen blutenden Herzens, gegen Schusters unverantwortliche Haltung mir gegenüber wehren. Auch dorthin wirkt natürlich der Terror Bekkers etc. und ich bin ehrlich erstaunt, dass Schuster Ihren Beitrag bringen will. 4 Ich glaube, er wird dafür Einiges auszustehen haben. Kürzlich las ich durch Zufall einen Artikel Bekkers in der Frankfurter Zeitung über "Physiologisches Hören". 5 Ach über die Verzweiflung die daraus sprach! Sie sind alle am Ende, wehren sich nur noch gegen das Eingeständnis, und ich fürchte nun kommt der grosse Fälschungsprozess! Der Gedanke, dass die U.E. Sie sabotiere, hat im ersten Augenblick viel Bestechendes, viel Wahrscheinliches für sich. Aber ein Bedenken: sollte ein so gerissener Kunde wie Herzka [sic] wirklich glauben, Sie daniederhalten zu können, wo die Ideen immer weiter um sich greifen? Ich fürchte, es würde bei jedem anderen grossen Verleger äusserlich dasselbe Aussehen haben. Denn m[eines] E[rachtens] liegt der tiefere Grund viel mehr in der Feindseligkeit der überwiegenden Mehrzahl der Kritiker, Musiker, die sich durch Sie alle in Ihrer Existenz bedroht fühlen. Ich bin weit eher der Meinung, dass H. ohne jeden weiteren Anteil an irgend einer Richtung nur und ausschliesslich an sein Geschäft denkt. Und wäre der Bann des Schweigens gebrochen, der über Ihren Werken dank jener Verbrechergesellschaft von Kritikern liegt, so würden eben du die Auflagen wie warme Semmeln abgehen und H. würde strahlen.

Nein, lieber Meister, wenn alle diejenigen, die von Ihnen gelernt haben und die Ihnen ihr Musikertum verdanken, öffentlich davon Zeugnis ablegen würden, dann könnte auch im Verlag der U.E. von irgend welcher Sabotage Ihrer Werke keine Rede sein. Warum bek[e]nnt sich Furtwängler nicht öffentlich und leidenschaftlich zu Ihnen und andere mit ihm??? Hier ist die Wurzel!! Die Welt verlangt Namen! Es mögen alle die "hochachtbaren Muker", wie sSe Sie sie nennen, die von einer Sabotage der U.E. reden, es mögen alle diese Musiker überall Zeugnis für Sie und Ihr Werk ablegen!! Warum tun sie es nicht? Ich habe damals Furtwängler daraufhin gestellt; er wich mir aus. Aber hier gibt es nur Mut oder Feigheit. Ich liebe Furtwängler sehr. Aber entweder spielt man Mahler oder Schönberg und allen sonstigen Dreck und macht des Ruhmes wegen die Kompromisse mit, oder aber man bekennt sich zu Heinrich Schenker. Beides kann man nicht, ohne auf einer Seite unehrlich oder wenigstens unklar zu sein. Ich wüsste auch keinen Verlag zu nennen, der es besser machen würde, als die U.E. Im Augenblick, wo Sie ein Geschäft sind ‒ und Sie werden ein viel grösseres Geschäft sein als Schönberg, {3} Mahler, Schreker und Bekker jemals werden können, was Herzka [sic] wenn auch noch nicht weiss aber sicher ahnt und in Erwägung zieht ‒ in diesem Augenblick wird er mit ruhiger Gelassenheit seine treuen Diener fahren lassen und sein Schenker-Geschäft machen. Und dieser Augenblick beginnt, sobald alle hochachtbaren Musiker entschlossen und leidenschaftlich ohne persönliche Rücksicht, sich zu Ihnen öffentlich bekennen. Es ist und bleibt nur eine Sache des persönlichen Mutes wie jede grosse Sache. Und vertrauen Sie ‒ eines Tages werden sie sich dazu drängen, bekennen zu dürfen. Wären wir 30 oder 40 zum Aeussersten entschlossene Menschen, dann würde in 10 Jahren das ganze Musikleben von Grund auf umgedreht sein. Aber so ‒ wenn diejenigen, die erkennen, noch Schönberg und Mahler dirigieren?! Dann wäre ja auch Deutschland gerettet ‒ nicht durch Faschisten-Nachäfferei ‒ sondern durch den Geist, durch die Religion, denn unsere grosse Sache ist die Religion. Wie trifft alles was Sie schreiben ins Schwarze: dass nun, wo der Durchschnitt das Mass der Dinge geworden ist, alle Völker mit Deutschland konkurrieren können.

‒ ‒ ‒ ‒ ‒ II/2 habe ich damals schon erhalten und soviel ich mich erinnere habe ich Ihnen bald darauf ausführlich darüber geschrieben, welchen Genuss mir das Studium bereitet. Ich bin immer noch nicht zuende damit, aus den oben erwähnten Gründen. Doch werde ich, wie gesagt, die Gelegenheit finden, ausführlich darüber zu sprechen, was mir mehr als alles andere am Herzen liegt.

Ich sitze immer noch am Schluss meines Buches "Musik des Südens". 6 Darin gehe ich auf dem Wege weiter, den ich in der "Offenbarung" 7 angeschlagen habe, wie ich hoffe klarer, offener leidenschaftlicher, stärker.

Um den Versuch zu machen, für die weiteren Arbeiten Geld in die Hand zu bekommen, veranstalte ich von der "Musik des Südens" eine Luxusausgabe von 100 Exemplaren, kostbar ausgestattet. Die Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, vereinigt mit Schuster, druckt das Buch. Ich stecke mein Honorar aus der Publikumsausgabe in die Kosten dieser Subskriptionsausgabe hinein und erhalte dafür den ganzen Ueberschuss der 100 Exemplare. Der Ganzlederband soll 100 Schweizer Frcs. und der Ganzpergamentband 80,- Schweizer Frcs. kosten. Es ist sehr schwer, 8 100 Zeichner für die Subskription zusammenzubringen. Aber ich muss den Versuch machen. Würde ich alle 100 Exemplare unterbringen, so würde der Ueberschuss ein weiteres Jahr Arbeit ermöglichen. Was meinen Sie: soll ich Herzka [sic] durch Uebersendung eines Prospektes zur Zeichnung auf das Werk auffordern? Es wäre eine herbe Versuchung für diesen valutaschweren Mann, dem auch ich, wenn man es wie er ausdrücken will ‒ so manchen "Gefallen" gate getan habe.

Meine Studien gelten dem Vokalen Prinzip ‒ der Geschichte und dem Wesen des Belcanto ‒ und es ist mein Wunsch und Bestreben, damit ein Ergänzungsstück zu Ihrer reinen Lehre vom Kontrapunkt zu geben, einen Beitrag zum Wiederaufbau.


Am 28. 12.

Gestern Abend wurde mir folgender bezeichnender Vorfall erzählt: Am 26. ist hier die Opern-Stagione im Costanzi-Theater {4} mit "Siegfried" eröffnet worden. Aus diesem Grunde hatte Mussolini den Besuch der Vorstellung abgelehnt, was man von seinem Standpunkt aus sehr gut begreifen kann. Als Leiter der Aufführung hatte man Herrn Otto Klemperer aus Köln engagiert. Was tut dieser sehr geschickte Herr? Als das Haus verdunkelt ist, treten irgend ein Prinz und eine Prinzessin in die Königsloge. Herr Klemperer erfasst die Situation uns spielt sofort den die Marcia reale. Gut, eine Verbeugung, die hier allgemein üblich ist. Aber damit nicht genug, lässt er dem Köningsmarch die Faschistenhymne "Giovinezza" 8 folgen, die nun wahrlich garnichts mehr zu suchen hatte. Nur ein Bauchrutsch, und der Erfolg liess für Herrn Klemperer nichts zu wünschen übrig: seine neue Siegfried-Ouvertüre sicherte ihm bei Publikum und Presse den Erfolg. So gut verstehendas das eben Künstler wie Furtwängler nicht. Aber heute gehört das zur Kunst.



Nun, lieber und verehrter Meister,

wünschen wir Ihnen und Ihrer lieben, hochverehrten Gattin zum neuen Jahre 1923 alles Gute, vor allem Sicheren Fortgang der Arbeit


und denken an Sie mit den herzlichsten Grüssen
Ihre stets ergebenen
[signed:] Margarete und Walter Dahms

© Transcription John Koslovsky, 2011

This letter has been extensively corrected in Dahms's hand to rectify mistypings; these have been incorporated here without comment.

Rome (Monteverde), December 27, 1922
via Alberto Mario 21


Dear, revered Master, 1

Please forgive me that I write to you on the typewriter. But my hands are numb, we have to manage completely without heat, and while it is so beautiful during the day in the sun, inside one's room one freezes. Furthermore the housing profiteers always rent the worst rooms illegally, so that they themselves can live in the nicest ones free of charge. But one cannot change that now. One cannot force any usury with spirit, because spirit is a luxury item, which "one" can happily renounce. Let us quietly grow further, for it will bring "splendid times" with it. With joy I saw from your lovely letter 2 that you at least have become master of the present difficult situation. And I hope that this will remain so. I have been fighting a genuine struggle of despair for some time now with publishers, in order to improve my conditions and to adjust to the food prices. But I arrive at an insurmountable difficulty, that I above all still have the gap in foreign currency exchange to overcome. And that is simply not possible. One consolation remains with us here: that in Germany, thanks to the famed German justice system, we would have it much, much worse and more difficult than we have it here, where at least we can enjoy personal freedom, like decent people, while in Germany we were chased literally out of house and home. Seen in this way, we live happily here, the fight for daily bread is the necessity of life, and that we are internally at peace and can enjoy the sunshine. There is just one thing, and that one thing has to do with money: the possibility to work more. We have been in our new room since October 15 and in these ten weeks I have not written ten pages of a manuscript. From seven o'clock in the morning until midnight there is the most vulgar Italian noise, making any work impossible. Even as I write now on the typewriter I still have to hear an antiphonal chorus in my ear, the faint noise from the corridor, the uninterrupted screaming and singing, phone calls, and doors slamming. Better dwellings are more expensive. And this is one of the so-called "better families," imagine how the others are. In the German colonies there are diversely cheap and splendid homes available. But these are made available only to officials, who have a monthly income of at least 2,500 lira. I have had strange experiences here and can only say that the Germans have learned nothing, absolutely nothing from the war. The same methods as in the war. In fact even now coming again from the bottom and middle rung of nature. The ambassador himself is a splendid man, of whom I am fond.

But enough of that! It is boring. The pitiful concert season has begun here. It is again dominated by Beethoven, {2} Wagner, Strauss, etc. One is more or less openly infuriated by this, but one cannot manage a musical season without German predominance. One criticizes practicing German artists, when they appear here, superior and proud; but one cannot get on without them. Furtwängler also had to survive it. For here one "knows" Beethoven!! You can hardly imagine the vanity. —

I hope next to have the opportunity to be able to write expressly about your teachings. Unfortunately it did not go through with Die Musik . 3 I had to fight Schuster's unjustifiable position toward me, even if meant breaking some hearts. Also the terror of Bekker etc. there naturally works, and I am truly astonished that Schuster wants to publish your contribution. 4 I think therefore that he will have certain things to put up with. Recently I happened by chance upon an article Bekker by in the Frankfurter Zeitung on "Physiological Hearing." 5 Ah, the despondency from what is said there! They are all at the end, still just fighting against admission, and I fear that now comes the great trial of fraud! To think that UE would sabotage you seems at first glance highly tempting and very probable. But one reservation: should such a crafty character as Hertzka really believe he can hold you down, where the ideas continue to gain ground? I fear it would have the same appearance to every other large publisher. Because in my opinion the deeper reason lies much more in the hostility of the predominant majority of critics and musicians, who feel threatened by the existence of someone like you. I am rather of the opinion that Hertzka thinks without any further concern for any direction other than that of his own business. And if the ban of silence were to be lifted, which is imposed on your work thanks to every criminal society of critics, then even the sanctions would tear off as from a warm bread roll, and Hertzka would glow.

No, dear master, if all of those who learned from you and have you to thank for your musical insights would openly attest to this, then even at UE it would be out of the question to sabotage your work. Why does Furtwängler not come out publicly and ardently to your cause, and others with him??? Here is the root of the problem! The world craves names! It may be all the "highly respectable musicians," as you call them, who are speaking of a sabotage at UE, but it could also be all these musicians who attest for you and your work!! Why do they not do it? I have asked Furtwängler this before; he avoided my question. But there is only courage or cowardice. I like Furtwängler very much. But either one plays Mahler, Schoenberg, or some other filth and makes his reputation through compromises, or one shows his allegiance to Heinrich Schenker. One cannot do both without either being disingenuous to one side or at least being ambiguous. I would know of no other publisher who would do it better than UE. At the moment, if you were a business ‒ and you would be a much greater business than Schoenberg, {3} Mahler, Schreker, or Bekker ever could be, even if Hertzka does not know it but surely suspects it and takes into consideration ‒ in this moment he will let out his servitude with a calm placidity and build his Schenker business. And this moment begins as soon as all the highly respected musicians come out for you in a determined and ardent way, without personal regard. It simply is and remains a matter of personal courage like any important matter. And have faith ‒ one day they will be forced to allow themselves to profess. If we were thirty or forty extremely determined people, then in ten years the entire musical world would be turned upside down, from the ground up. And then when those in the know still conduct Schoenberg and Mahler?! Then Germany would be saved ‒ not through fascists = mimicry ‒ but rather through spirit, through religion, because our great affair is religion. How it hits the mark on what you wrote: that now, where commoners have become the measure of all things, all people can compete with Germany.

‒ ‒ ‒ ‒ I have already obtained II/2 and as far as I remember I wrote to you soon afterwards at length about what pleasure the work gives me. I am still not at the end, for the above-mentioned reasons. But I will, as I said, talk about it in more detail, which I wish to do more than anything else.

I am still working on the end of my book, Musik des Südens. 6 Here I go further with the ideas laid out in Offenbarung, 7 as I hope to make them clearer, more openly fervid, and stronger.

To try to get more money for future works, I am arranging a de luxe edition of 100 copies of Musik des Südens, sumptuously presented. The German Publishing House, Stuttgart, combined with Schuster, will publish the book. I will put my honorarium from the public edition into the costs of this subscription edition and will thus receive the entire earnings from the 100 copies. The leather-bound book should cost 100 Swiss francs, and the vellum-bound book 80 Swiss francs. It is very difficult to get 100 subscribers. But I have to try. Were all 100 copies accounted for, the profits would make possible another year of work. What you do think: should I solicit Hertzka by sending a prospectus of the subscription to the work? It would be a real temptation for this profit-driven man, for whom even I ‒ if one wants to express it like him ‒ have done such a "pleasure."

My studies now deal with a vocal topic ‒ the history and nature of bel canto ‒ and it is my wish and endeavor with this to give a supplementary study to your pure teachings of counterpoint, a contribution to its reconstruction.


December 28

Last night I was told the following typical incident: on the 26th the Opera season at the Costanzi Theatre {4} opened with Siegfried . For this reason Mussolini had declined to come to the performance, which from his point of view one can understand very well. The director of the performance was Mr. Otto Klemperer from Cologne. What did this very clever man do? When the house went dark, some prince and princess entered the royal loge. Mr. Klemperer seized the moment and immediately played the royal march. Good, a bow of sorts, which is rather common here. But as if this were not enough, he then followed the Emperor's march with the fascist hymn "Giovinezza," 8 which now truly had nothing to do with anything. Just a bending over, and the success left nothing else to be desired: his new Siegfried overture ensured him success with the public and the press. Even artists like Furtwängler really do not understand it. But that is the reality of art today.



Now, dear and revered Master,

we wish you and your dear wife all the best for 1923, above all for progress in work


and we think of you with the most cordial greetings,
Your ever devoted
[signed:] Margarete and Walter Dahms

© Translation John Koslovsky, 2011

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/4, p. 2488, January 1, 1923: "Von Dahms (Br.): empfiehlt, bei Hertzka zu bleiben." ("From Dahms (letter): recommends staying with Hertzka.").

2 Schenker's letter is not known to survive. Its writing is recorded in Schenker's diary at OJ 3/4, p. 1481, November 29, 1922: "An Dahms (Br. einiges daraus in der Tonwille-Mappe aufbewahrt!): über meine Honorare; „Vrieslander–Bekker“ im Anbruch; über die Boykottierung seitens Hertzkas; über Furtwänglers Absicht, in Leipzig einzugreifen; über den Aufsatz für die „Musik“ als Belastungsprobe. Das Gesetz des „Anderen“ werde schließlich auch die „Heutigen“ verschlingen, während die Großen warten; über Deutschlands Selbsterniedrigung; Halms Zustimmung zu Briand; Furtwänglers Definition als „Großstädter“ usw." ("To Dahms (letter, some of which put in the Tonwille folder for safekeeping!): about my fees; 'Vrieslander–Bekker' in the Anbruch; about the boycot on the part of Hertzka; about Furtwängler's intention to intervene in Leipzig; about the article for Die Musik as a test of endurance. The law of the 'other' will ultimately swallow up those of "today" while the big ones wait; about Germany's self-defacement; Halms's agreement to Briand; Furtwängler's definition as 'city dweller,' etc.").

3 Despite what he writes to Schenker here, Dahms published an article in the December 1922 volume of Die Musik. See Walter Dahms, "Zwei Welten Musik," Die Musik XV/3 (December 1922), 161‒76.

4 Heinrich Schenker, "Joh. Seb. Bach: Wohltemperiertes Klavier, Band I, Präludium c-moll," Die Musik XV/9 (June 1923), 641‒51. Schenker later included this essay in Das Meisterwerk in der Musik ii (1926), 85‒95.

5 Paul Bekker, "Physiologische Musik," Frankfurter Zeitung, 67/863, 1. Morgenblatt December 2, 1922.

6 Musik des Südens (Stuttgart & Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt, 1923).

7 Die Offenbarung der Musik: Eine Apotheose Friedrich Nietzsches (Munich: Musarion, 1922).

8 "Giovinezza" ("Youth") was the official hymn of the Italian Fascist Party.