RECHTSANWALT
Dr THEODOR BAUMGARTEN
TELEPHON Nr. 71-3-39
POSTSPARKASSEN-KONTO Nr. 107.950

Betreff: Schenker Heinrich Dr.
WIEN, am 15. Januar 1925.
I., KÖLLNERHOFGASSE Nr. 1

Antwort auf Ihr Schreiben vom: 12. I. 1925.
Bezug auf mein Schreiben vom:

Herrn Dr. Heinrich Schenker,
Wien.


Lieber und sehr geehrter Doktor! 1

Meine Absicht, Ihnen sofort zu antworten, konnte ich bedauerlicherweise nicht ausführen; ich habe inzwischen versucht, in das Technische der Sache einzudringen. Der Versuch ist an meiner Ignoranz kläglich gescheitert.

So erfreulich an sich das endliche Erscheinen der Nummer 4 ist, so sehr bedrückt es mich angesichts des Ausbleibens der Entscheidung des Verlages. Ohne Ihnen einen Floh ins Ohr setzen zu wollen, kann ich denn doch die Bemerkung unterdrücken, daß der Verlag schon längst sich hätte äußern können, wenn es ihm ernst mit der Sache ist. Das neue Jahr ist gekommen, und diese Tatsache allein müßte den Herrschaften genügen, um mit ihren Entwurfe herauszurücken. Es wäre sehr zu beklagen, wenn Sie von der Scylla des Unverläßlichen und Unpünktlichen in die Charybdis des Unpünktlichen und Unverläßlichen gerieten.

Viel öfter, als Sie es sich wahrscheinlich vorstellen, denke ich an Ihre Sache und mache mir darüber Gedanken, die Ihnen vielleicht sozusagen hochverräterisch erscheinen würden: wäre es im Interesse ununterbrochener Fortführung des Tonwillens, richtiger „Ihres Tonwillens“ nicht gelegen, mit den bisherigen Compasciscenten 2 Frieden zu schließen (unter entsprechenden Bedingungen selbstverständlich)? Daß es möglich ist, mit einigen guten Willen den Tonwillen zur rechten Zeit herauszubringen, ist durch das Heft 4 bewiesen worden; es ist daher auch gewiß möglich, auch nach anderer Hinsicht das Verhältnis so zu gestalten, daß alle Vertragspunkte voll und ganz erfüllt werden. Allerdings müßte eine Aussprache erfolgen, welche alle zwischen Ihnen und U.E. bestehenden Verträge erfaßt.

{2} Mit den besten Empfehlungen und Grüßen an die beiden gleich guten Hälften bin ich


Ihr ergebener
[signed:] Dr. Theodor Baumgarten

Ich freue mich, Ihnen berichten zu können, daß es meiner Schwester seit etwa 8–10 Tagen viel besser geht; ich danke Ihnen Beiden für Ihre freundliche Anteilnahme.

© Transcription Kirstie Hewlett, 2012


ATTORNEY
Dr. THEODOR BAUMGARTEN
TELEPHONE NO. 71-3-39
POSTAL SAVINGS BANK ACCOUNT NO. 107.950

Re: Dr. Schenker Heinrich
VIENNA, January 15, 1925
I, KÖLLNERHOFGASSE 1

Reply to your letter of: January 12, 1925.
Re. my letter of:

Dr. Heinrich Schenker,
Vienna.


Dear and revered Dr. Schenker! 1

My intention, to reply to you immediately, is something that I could, regrettably, not fulfil; in the meantime I have sought to penetrate the technical aspects of the matter. This attempt has, on account of my ignorance, failed miserably.

As gratifying as the appearance, at last, of No.4 may be, I am very despondent about the failure of the publishers to reach a decision. Without wishing to put a flea in your ear, I can however still emphasize the observation that the publishers could have expressed themselves long ago if they were serious about the matter. The New Year has arrived, and this fact alone ought to be sufficient to get the gentlemen to come out with their plan. It would be a great pity if you were to be tossed from the Scylla of the undependable and unpunctual to the Charybdis of the unpunctual and the undependable.

Much more often than you probably imagine, I think of your cause and conjure thoughts that would probably seem highly treasonable, so to speak: would it not be appropriate, in the interest of an unbroken continuation of Der Tonwille (or, rather, of "your" Tonwille ) to conclude a peace agreement with your previous Compasciscenten 2 (with the appropriate conditions, of course)? That is possible, with some goodwill, to bring out Der Tonwille on time has been proved by issue No. 4; it is therefore also possible, for sure, even from another point of view, to form the relationship in such away that all points concerning the contract will be fulfilled in their entirety. In any event, there would have to be a discussion which embraces all the contracts that exist between you and Universal Edition.

{2} With my best wishes and greetings to your two equally good selves, I am


Yours truly,
[signed:] Dr. Theodor Baumgarten

I am pleased to be able to tell you that my sister has been much better during the last eight to ten days; I thank the two of you for your sympathetic interest.

© Translation William Drabkin, 2013


RECHTSANWALT
Dr THEODOR BAUMGARTEN
TELEPHON Nr. 71-3-39
POSTSPARKASSEN-KONTO Nr. 107.950

Betreff: Schenker Heinrich Dr.
WIEN, am 15. Januar 1925.
I., KÖLLNERHOFGASSE Nr. 1

Antwort auf Ihr Schreiben vom: 12. I. 1925.
Bezug auf mein Schreiben vom:

Herrn Dr. Heinrich Schenker,
Wien.


Lieber und sehr geehrter Doktor! 1

Meine Absicht, Ihnen sofort zu antworten, konnte ich bedauerlicherweise nicht ausführen; ich habe inzwischen versucht, in das Technische der Sache einzudringen. Der Versuch ist an meiner Ignoranz kläglich gescheitert.

So erfreulich an sich das endliche Erscheinen der Nummer 4 ist, so sehr bedrückt es mich angesichts des Ausbleibens der Entscheidung des Verlages. Ohne Ihnen einen Floh ins Ohr setzen zu wollen, kann ich denn doch die Bemerkung unterdrücken, daß der Verlag schon längst sich hätte äußern können, wenn es ihm ernst mit der Sache ist. Das neue Jahr ist gekommen, und diese Tatsache allein müßte den Herrschaften genügen, um mit ihren Entwurfe herauszurücken. Es wäre sehr zu beklagen, wenn Sie von der Scylla des Unverläßlichen und Unpünktlichen in die Charybdis des Unpünktlichen und Unverläßlichen gerieten.

Viel öfter, als Sie es sich wahrscheinlich vorstellen, denke ich an Ihre Sache und mache mir darüber Gedanken, die Ihnen vielleicht sozusagen hochverräterisch erscheinen würden: wäre es im Interesse ununterbrochener Fortführung des Tonwillens, richtiger „Ihres Tonwillens“ nicht gelegen, mit den bisherigen Compasciscenten 2 Frieden zu schließen (unter entsprechenden Bedingungen selbstverständlich)? Daß es möglich ist, mit einigen guten Willen den Tonwillen zur rechten Zeit herauszubringen, ist durch das Heft 4 bewiesen worden; es ist daher auch gewiß möglich, auch nach anderer Hinsicht das Verhältnis so zu gestalten, daß alle Vertragspunkte voll und ganz erfüllt werden. Allerdings müßte eine Aussprache erfolgen, welche alle zwischen Ihnen und U.E. bestehenden Verträge erfaßt.

{2} Mit den besten Empfehlungen und Grüßen an die beiden gleich guten Hälften bin ich


Ihr ergebener
[signed:] Dr. Theodor Baumgarten

Ich freue mich, Ihnen berichten zu können, daß es meiner Schwester seit etwa 8–10 Tagen viel besser geht; ich danke Ihnen Beiden für Ihre freundliche Anteilnahme.

© Transcription Kirstie Hewlett, 2012


ATTORNEY
Dr. THEODOR BAUMGARTEN
TELEPHONE NO. 71-3-39
POSTAL SAVINGS BANK ACCOUNT NO. 107.950

Re: Dr. Schenker Heinrich
VIENNA, January 15, 1925
I, KÖLLNERHOFGASSE 1

Reply to your letter of: January 12, 1925.
Re. my letter of:

Dr. Heinrich Schenker,
Vienna.


Dear and revered Dr. Schenker! 1

My intention, to reply to you immediately, is something that I could, regrettably, not fulfil; in the meantime I have sought to penetrate the technical aspects of the matter. This attempt has, on account of my ignorance, failed miserably.

As gratifying as the appearance, at last, of No.4 may be, I am very despondent about the failure of the publishers to reach a decision. Without wishing to put a flea in your ear, I can however still emphasize the observation that the publishers could have expressed themselves long ago if they were serious about the matter. The New Year has arrived, and this fact alone ought to be sufficient to get the gentlemen to come out with their plan. It would be a great pity if you were to be tossed from the Scylla of the undependable and unpunctual to the Charybdis of the unpunctual and the undependable.

Much more often than you probably imagine, I think of your cause and conjure thoughts that would probably seem highly treasonable, so to speak: would it not be appropriate, in the interest of an unbroken continuation of Der Tonwille (or, rather, of "your" Tonwille ) to conclude a peace agreement with your previous Compasciscenten 2 (with the appropriate conditions, of course)? That is possible, with some goodwill, to bring out Der Tonwille on time has been proved by issue No. 4; it is therefore also possible, for sure, even from another point of view, to form the relationship in such away that all points concerning the contract will be fulfilled in their entirety. In any event, there would have to be a discussion which embraces all the contracts that exist between you and Universal Edition.

{2} With my best wishes and greetings to your two equally good selves, I am


Yours truly,
[signed:] Dr. Theodor Baumgarten

I am pleased to be able to tell you that my sister has been much better during the last eight to ten days; I thank the two of you for your sympathetic interest.

© Translation William Drabkin, 2013

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/7, p. 2773, January 17, 1925: "Von Dr. Baumgarten (Br.): ist durch die Unverläßlichkeit des Drei Masken Verlags betroffen, erwägt ein Zurück zur U.-E." ("From Dr. Baumgarten (letter): is upset by the unreliability of Drei Masken Verlag, is considering a return to UE.").

2 A neologism of Baumgarten's, possibly a nuanced synonym for "collaborators."