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Donnerstag Aug. 24, 39.

Verehrtester Freund!

Ihre liebe Gattin hat recht u. wieder nicht recht. 1 Nicht recht nur in dem Sinne, daß ich Antwort nach jedem Briefe erwarte oder gebe. Warum sollte man nicht auch 2 mal schreiben. Sehr recht hat sie, daß es Besorgnis u. nicht Neugierde war, vor allem über Ihren Gesundheitszustand etwas erfahren zu können. Nun beruhigt mich ein wenig Ihre Auskunft. Trotzdem auch ich Wasser predige u. Wein trinke, erlaube ich mir Ihnen doch wieder zu sagen, daß Sie die günstigsten „ rResultate“ nicht überschätzen sollen u. mit jugendlicher Frische einsehen sollen, daß wir alle unseren Jahren Rechnung tragen müssen. Also weiter das Beste!!

Nun will ich Ihnen von mir berichten! Ich will alles möglichst objektiv schildern. Sie gaben mir Briefe an: Elkus, Deutsch, Jelinek (†), Reinhardt, Frankenstein u. Hertz. Frankenstein funktionierte bis nun am besten. Zwar ein wenig Schneeballsystem aber doch mit folgenden Resultaten: Er gab mir Briefe an Miss Ada Clement, Marchant, Elkus, Allen, Knuth[,] Mrs. De Lee u. Prof. Popper. Ich suchte nun Ada Clement auf (San Francisco Konservatorium). Eine sehr nette Dame. Hat natürlich schon zu viel „valuable teachers“ aber (Schneeballensystem) brachte mich mit Dr. Hans Barkan, Augenklinikleiter am Stanford University Hospital. Der war richtig. Er wird mich nächste Woche einladen, mit Musikern u. wir werden Quar- u. Quintette spielen. Er will trachten daß ich dann öffentlich spielen kann etc. etc. Reagiert hat Elkus. Ich war heute vormittag bei ihm. Er kennt mich seit dreißig Jahren u. war damals in Wien mit engen Freunden von mir befreundet u. wollte damals Stunden bei Schenker nehmen:

{2} Er sagte mir aufrichtig wie machtlos er wäre u. war glücklich zu hören, daß ich bei Herrn Frankenstein eingeführt bin. Da wäre richtig!!! Es schien ihm wirklich peinlich zu sein mir gar nicht helfen zu können, denn er stotterte mehr bei mir als im Zwiegespräch mit seinen Studenten. Für Samstag habe ich „appointment“ mit Deutsch. Ich glaube diese 60 cent werden auch fruchtlos ausgegeben sein; das kostet die Fahrt. Bei Hertz war ich noch nicht. Ich habe ein wenig Angst vor diesen taktlosen Menschen die Ihnen u. mir schon einmal nicht antworteten.

Nicht reagiert haben: Reinhardt, Marchant, Allen, Knuth, De Lee u. Popper.

Ich bin trotzdem ruhig! Der blaue Streifen am Protektionshimmel, Dr. Barkan, stimmt mich hoffnungsvoll, weil er selbst unterstützendes Mitglied aller Vereinigungen ist, alle reichen Leute kennt (z.B. Mrs. Coolidge) u. weil ich da das erste mal praktisch antreten kann.

Hoffentlich habe ich nicht zu verworren geschildert, u. Sie nicht zu sehr gelangweilt.

Seien Sie u. all Ihre Lieben getreuest begrüßt u. bleiben Sie weiter gesund!!!! Erwähnenswertes will ich Ihnen sofort berichten. Nun ist Stalin dem Anti-Kominternpakt beigetreten 2 u. die Welt wird jeden Tag reasonabler ‒ ‒ ‒ was können wir noch Wünsche haben? Meine Frau arbeitet schwer, ist aber glücklicherweise bei netten Menschen.


Nochmals,
Ihr
[signed:] M Violin

[left margin, written sideways:] Was ist mit Ihrem Herkommen? Wir haben schon Wiener Schnitzel vorbereitet!!!

© Transcription Ian Bent, 2020


Thursday August 24, 1939

Most revered Friend,

Your dear wife is right, and yet also not right. 1 Not right only in the sense that I do not expect a reply to every letter I write, nor will I reply to everyone I receive. Why should one not also write twice? She is quite right: it was out of concern, not curiosity, that I wished to learn something about the state of your health. Your information has calmed me. In spite of the fact that I, too, preach water but drink wine, let me tell you that you ought not to overvalue the most favorable "results" and should realize, with youthful freshness, that we all must have a regard for our years. So carry on with what is best!!

Now I shall report to you about myself! I shall try to describe everything as objectively as possible. You gave me letters to Elkus, Deutsch, Jelinek (†), Reinhardt, Frankenstein and Hertz. Frankenstein has, until now, worked best. To be sure, a bit of the snowball system, but still with the following results: he gave me letters addressed to Miss Ada Clement, Marchant, Elkus, Allen, Knuth, Mrs. De Lee, and Prof. Popper. I now sought out Ada Clement (San Francisco Conservatory). A very nice lady. Naturally, she already has too many "valuable teachers" but (snowball system) she put me in contact with Dr. Hans Barkan, the head of the eye clinic at Stanford University Hospital. He was a good choice: he will invite me next week, with other musicians, and we will play quartets and quintets. He will strive to arrange for me to play in public, etc., etc. Elkus replied. I was with him this morning. He has known me for thirty years and was at the time on friendly terms with close friends of mine, and wanted then to take lessons with Schenker:

{2} He told me frankly how powerless he was, and was glad to hear that I have been introduced to Mr. Frankenstein. That would be a good thing!!! It seemed really to be troubled by not being able to help me, for he stuttered more with me than in conversation with his pupils. I have an [in English:]"appointment" [in German:] with Deutsch on Saturday; I fear that these 60 cents will prove fruitless (that is what a ticket costs). I have not yet been to Hertz. I am a little afraid of these tactless people, wh have not once replied to you, or to me.

I have not had any responses from Reinhardt, Marchant, Allen, Knuth, De Lee or Popper.

I am, nonetheless, calm! The silver lining in the cloud of protection, Dr. Barkan, puts me in a hopeful mood because he himself is a supporting member of all associations and knows all the wealthy people (for example, Mrs. Coolidge), and because I can appear there the first time in a practical mode.

I hope I haven’t portrayed things too confusedly, or bored you too much.

Accept my most faithful greetings, also to your dear ones, and remain in good health!!!! I’ll give you immediate word of anything worth mentioning. Now Stalin has joined the Anti-Comintern pact 2 and the world is becoming more civilized every day ‒ ‒ ‒ what more can we hope for? My wife is working hard, but is fortunately with nice people.


Once again,
your
[signed:] M. Violin

[left margin, written sideways:] How are things with your coming here? We have prepared Wiener Schnitzel!!!

© Translation William Drabkin, 2020


Donnerstag Aug. 24, 39.

Verehrtester Freund!

Ihre liebe Gattin hat recht u. wieder nicht recht. 1 Nicht recht nur in dem Sinne, daß ich Antwort nach jedem Briefe erwarte oder gebe. Warum sollte man nicht auch 2 mal schreiben. Sehr recht hat sie, daß es Besorgnis u. nicht Neugierde war, vor allem über Ihren Gesundheitszustand etwas erfahren zu können. Nun beruhigt mich ein wenig Ihre Auskunft. Trotzdem auch ich Wasser predige u. Wein trinke, erlaube ich mir Ihnen doch wieder zu sagen, daß Sie die günstigsten „ rResultate“ nicht überschätzen sollen u. mit jugendlicher Frische einsehen sollen, daß wir alle unseren Jahren Rechnung tragen müssen. Also weiter das Beste!!

Nun will ich Ihnen von mir berichten! Ich will alles möglichst objektiv schildern. Sie gaben mir Briefe an: Elkus, Deutsch, Jelinek (†), Reinhardt, Frankenstein u. Hertz. Frankenstein funktionierte bis nun am besten. Zwar ein wenig Schneeballsystem aber doch mit folgenden Resultaten: Er gab mir Briefe an Miss Ada Clement, Marchant, Elkus, Allen, Knuth[,] Mrs. De Lee u. Prof. Popper. Ich suchte nun Ada Clement auf (San Francisco Konservatorium). Eine sehr nette Dame. Hat natürlich schon zu viel „valuable teachers“ aber (Schneeballensystem) brachte mich mit Dr. Hans Barkan, Augenklinikleiter am Stanford University Hospital. Der war richtig. Er wird mich nächste Woche einladen, mit Musikern u. wir werden Quar- u. Quintette spielen. Er will trachten daß ich dann öffentlich spielen kann etc. etc. Reagiert hat Elkus. Ich war heute vormittag bei ihm. Er kennt mich seit dreißig Jahren u. war damals in Wien mit engen Freunden von mir befreundet u. wollte damals Stunden bei Schenker nehmen:

{2} Er sagte mir aufrichtig wie machtlos er wäre u. war glücklich zu hören, daß ich bei Herrn Frankenstein eingeführt bin. Da wäre richtig!!! Es schien ihm wirklich peinlich zu sein mir gar nicht helfen zu können, denn er stotterte mehr bei mir als im Zwiegespräch mit seinen Studenten. Für Samstag habe ich „appointment“ mit Deutsch. Ich glaube diese 60 cent werden auch fruchtlos ausgegeben sein; das kostet die Fahrt. Bei Hertz war ich noch nicht. Ich habe ein wenig Angst vor diesen taktlosen Menschen die Ihnen u. mir schon einmal nicht antworteten.

Nicht reagiert haben: Reinhardt, Marchant, Allen, Knuth, De Lee u. Popper.

Ich bin trotzdem ruhig! Der blaue Streifen am Protektionshimmel, Dr. Barkan, stimmt mich hoffnungsvoll, weil er selbst unterstützendes Mitglied aller Vereinigungen ist, alle reichen Leute kennt (z.B. Mrs. Coolidge) u. weil ich da das erste mal praktisch antreten kann.

Hoffentlich habe ich nicht zu verworren geschildert, u. Sie nicht zu sehr gelangweilt.

Seien Sie u. all Ihre Lieben getreuest begrüßt u. bleiben Sie weiter gesund!!!! Erwähnenswertes will ich Ihnen sofort berichten. Nun ist Stalin dem Anti-Kominternpakt beigetreten 2 u. die Welt wird jeden Tag reasonabler ‒ ‒ ‒ was können wir noch Wünsche haben? Meine Frau arbeitet schwer, ist aber glücklicherweise bei netten Menschen.


Nochmals,
Ihr
[signed:] M Violin

[left margin, written sideways:] Was ist mit Ihrem Herkommen? Wir haben schon Wiener Schnitzel vorbereitet!!!

© Transcription Ian Bent, 2020


Thursday August 24, 1939

Most revered Friend,

Your dear wife is right, and yet also not right. 1 Not right only in the sense that I do not expect a reply to every letter I write, nor will I reply to everyone I receive. Why should one not also write twice? She is quite right: it was out of concern, not curiosity, that I wished to learn something about the state of your health. Your information has calmed me. In spite of the fact that I, too, preach water but drink wine, let me tell you that you ought not to overvalue the most favorable "results" and should realize, with youthful freshness, that we all must have a regard for our years. So carry on with what is best!!

Now I shall report to you about myself! I shall try to describe everything as objectively as possible. You gave me letters to Elkus, Deutsch, Jelinek (†), Reinhardt, Frankenstein and Hertz. Frankenstein has, until now, worked best. To be sure, a bit of the snowball system, but still with the following results: he gave me letters addressed to Miss Ada Clement, Marchant, Elkus, Allen, Knuth, Mrs. De Lee, and Prof. Popper. I now sought out Ada Clement (San Francisco Conservatory). A very nice lady. Naturally, she already has too many "valuable teachers" but (snowball system) she put me in contact with Dr. Hans Barkan, the head of the eye clinic at Stanford University Hospital. He was a good choice: he will invite me next week, with other musicians, and we will play quartets and quintets. He will strive to arrange for me to play in public, etc., etc. Elkus replied. I was with him this morning. He has known me for thirty years and was at the time on friendly terms with close friends of mine, and wanted then to take lessons with Schenker:

{2} He told me frankly how powerless he was, and was glad to hear that I have been introduced to Mr. Frankenstein. That would be a good thing!!! It seemed really to be troubled by not being able to help me, for he stuttered more with me than in conversation with his pupils. I have an [in English:]"appointment" [in German:] with Deutsch on Saturday; I fear that these 60 cents will prove fruitless (that is what a ticket costs). I have not yet been to Hertz. I am a little afraid of these tactless people, wh have not once replied to you, or to me.

I have not had any responses from Reinhardt, Marchant, Allen, Knuth, De Lee or Popper.

I am, nonetheless, calm! The silver lining in the cloud of protection, Dr. Barkan, puts me in a hopeful mood because he himself is a supporting member of all associations and knows all the wealthy people (for example, Mrs. Coolidge), and because I can appear there the first time in a practical mode.

I hope I haven’t portrayed things too confusedly, or bored you too much.

Accept my most faithful greetings, also to your dear ones, and remain in good health!!!! I’ll give you immediate word of anything worth mentioning. Now Stalin has joined the Anti-Comintern pact 2 and the world is becoming more civilized every day ‒ ‒ ‒ what more can we hope for? My wife is working hard, but is fortunately with nice people.


Once again,
your
[signed:] M. Violin

[left margin, written sideways:] How are things with your coming here? We have prepared Wiener Schnitzel!!!

© Translation William Drabkin, 2020

Footnotes

1 No written communication from Schoenberg prior to this letter ‒ indeed none at all between July 21 and January 16, 1940 ‒ is known to survive.

2 The Molotov-Ribbentrop Pact between Germany and the USSR was signed in August 1939, after negotiations between Ribbentrop and Stalin in Moscow.

Commentary

Format
2p letter, r-v, holograph salutation, message, valediction, signature, and postscript (in left margin)
Rights Holder
Heirs of Arnold Schoenberg, permission to publish granted
Provenance
Arnold Schoenberg (document date–1951) -- family of Arnold Schoenberg (1951–19??) -- Library of Congress (19??–)
License
Permission to publish granted by author's son, Mr. Lawrence Schoenberg, July 16, 2013. Any claim to intellectual rights on this document should be addressed to Schenker Documents Online, at schenkercorrespondence@mus[dot]cam[dot]ac[dot]uk.

Digital version created: 2020-08-24
Last updated: 2013-07-01